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Nubila 05: Die letzte Schlacht

Nubila 05: Die letzte Schlacht

Titel: Nubila 05: Die letzte Schlacht
Autoren: Hannah Siebern
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das jeden Zweifel um ihre Identität fortwischte.
    „Leonie?“, fragte Greg ungläubig.
    „Greg.“
    Überglücklich fiel das Mädchen ihm um den Hals und umklammerte ihn, als hätte sie vor, ihn nie wieder loszulassen. Greg blieb nichts anderes übrig, als ihre Umarmung zu erwidern. Er atmete tief ihren bekannten Geruch ein, und ein Gefühl der Wehmut überkam ihn. Leonie duftete nach Kindheit. Es erinnerte ihn an eine Zeit der Unbeschwertheit und die Aussicht auf eine einfache und unkomplizierte Zukunft. Schon vor vielen Jahren hatten sie beschlossen, dass sie sich später einmal verbinden wollten. Aber da Leonie zwei Jahre jünger war als Greg, hatte sie später als er ihre Schlafphase angetreten.
    Augenblicklich bekam Greg ein schlechtes Gewissen. Leonie musste schon seit einigen Wochen wach sein, und er hatte keinmal in dieser Zeit an sie gedacht. Viel zu sehr war er mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt gewesen. Und mit seiner Sorge um Laney.
    Als Leonie ihn endlich wieder losließ konnte Greg nicht anders, als sie von oben bis unten zu begutachten. Sie sah anders aus, als er sie in Erinnerung hatte. Weiblicher, reifer und noch hübscher. Die kurzen blonden Haare standen ihr gut. Ihre natürliche Haarfarbe war mittelbraun, und sie hatte sie bisher immer sehr lang getragen. Das war zwar auch ganz hübsch gewesen, aber weniger schmeichelhaft als die neue Frisur.
    „Du siehst gut aus“, sagte er anerkennend. „Das mit deinen Haaren gefällt mir.“
    Leonie errötete leicht. Es war ihr noch nie leicht gefallen, Komplimente zu akzeptieren, und auch jetzt winkte sie ab, als wäre ihr Aussehen nicht der Rede wert.
    „Ach Unsinn“, sagte sie. „Das war bestimmt kein Versuch mich zu verschönern, glaub mir. Welche Warmblüterin trägt denn bitte schön blond? Blond ist was für Menschen oder für Kaltblüter. Oder für Frauen mit Identitätsproblemen. Nein, nein. Ich habe meine Frisur nur verändert, weil ich geglaubt habe, dadurch leichter in das Lager der Aufständischen gelassen zu werden.“
    „Ach wirklich?“, fragte Greg überrascht. „Und was hat dich zu dieser Annahme verleitet?“
    „Sie dachte, sie könnte sich als Kaltblüterin ausgeben“, sagte Gadha spöttisch. „Also ehrlich. Selbst, wenn ich keine besondere Gabe hätte, wäre mir doch zumindest aufgefallen, dass sie einen Herzschlag hat.“
    Abermals errötete Leonie und sah zur Seite.
    „Einen Versuch war es wert“, murmelte sie und biss sich missmutig auf die Lippe. „Auf den ersten Blick fällt es doch gar nicht auf, dass ich einen Herzschlag habe. Oder dass mein Blut warm ist, oder dass meine Haare nur gefärbt sind. Oder dass ich nicht so weiß bin, wie die anderen. Oder … na egal. Immerhin bin ich doch jetzt hier. Hat also geklappt.“
    „Du hättest auch einfach so zu uns kommen können, Leonie“, versicherte Alexander ihr. „Im Gegensatz zu den Ältesten machen wir hier keinen Unterschied zwischen Warmblütern und Kaltblütern. Uns ist jeder willkommen, solange er sich nicht gegen uns wendet.“
    Unsicher sah Leonie von Alexander zu Greg. Doch erst als Cynthia ihrem Bruder einen Schubs gab, wurde diesem bewusst, dass Leonie eigentlich nur einen Grund haben konnte, um ins Lager der Aufständischen zu kommen.
    „Du bist … Bist du wegen mir hier?“, fragte er nach, und Leonie nickte.
    Ihre grünen Augen bohrten sich in seine und ihr hoffnungsvoller Blick ließ Greg noch stärker als zuvor seine Gewissensbisse spüren.
    „Du warst nicht da, als ich aufgewacht bin“, erklärte Leonie betrübt. „Keiner konnte mir Genaueres sagen. Nur, dass deine Familie den Aufständischen Zuflucht gewährt hat. Demnach habe ich angenommen, dass du einfach nur zu viel zu tun hattest, um nach mir zu sehen. Und dann dachte ich: Wenn du nicht zu mir kommen kannst, dann komme ich eben zu dir.“
    Sie lächelte schüchtern und Greg schluckte.
    „Deine Eltern wissen also gar nicht, dass du hier bist?“
    „Meine Eltern schlafen, Greg. Ich wohne im Moment bei meiner Tante. Aber der habe ich einfach eine Nachricht hinterlassen. Ich kann sie sowieso nicht leiden. Mochte sie noch nie. Sie schnarcht und schlafwandelt. Außerdem macht sie mir ständig irgendwelche unsinnigen Vorschriften. 'Leo, tu dies nicht. Leo, tu das nicht. Leo, trink dein Blut aus, Leo, räum dein Zimmer auf.' Sie nervt unheimlich, dabei ist sie gar nicht meine Mutter. Sie sieht meiner Mutter noch nicht einmal ähnlich, obwohl sie beide denselben Vater haben.
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