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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20
Autoren: Olaf G. Hilscher
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schnaufte durch, dann folgte
er den anderen.
    Schon
nach wenigen Sekunden – Geist war kaum um die nächste Ecke gebogen –, donnerte
jemand gegen die Tür. Flüche. Kommandos. Tritte gegen das Metall. Dann Stille.
Geist eilte voran. Hinter ihm eine Explosion. Metallfetzen sirrten.
    „Schneller!“
rief Geist überflüssigerweise.
    Bitte
keine Hunde, dachte er bei sich. Keine Hunde.
    Strolch
ließ sich wieder zurückfallen, scheuchte die anderen weiter. Geist sah noch
einen schwarzen Mantel in den Gang wehen, bevor sein Kamerad auch ihn
wegschubste. Dann presste er sich an die Mauerecke, tauchte aus der Deckung,
schoss, zog sich zurück. Kontrollierte Salven. Vom anderen Ende des Ganges
Schreie. Flüche. Gegenfeuer.
    Geist
eilte weiter, fand die Frau und ihren Sohn, die an einer verriegelten Tür
rüttelten. Er stieß sie beiseite. Ein elektronisches Schloss. Per Fernwartung
unbrauchbar gemacht. Geist suchte eine Anschlussdose und klinkte sich ein.
Rasend schnell eilte er durch die Menüs, fokussierte das Schloss, arbeitete. Er
spürte das Brennen, als krabbelten die Elektronen einzeln als glühende Späne
durch seine Kopfbuchse. Jemand arbeitete an den Codes, genau jetzt. Geist
konterte.
    Schüsse
hallten, näher jetzt. Er durfte den Fokus nicht verlieren. Irgendwo rief
Strolch.
    Weißer
Staub rieselte in Geists Blickfeld, zwischen Datenfenstern und dem Türschloss.
Entriegelung. Jetzt.
    Er
stieß die Tür auf, die anderen stolperten hindurch. Geist hinterher, dann
Strolch, nach hinten sichernd. Keine Schüsse mehr. Geist erblickte jenseits von
Strolch einen Ledermantel auf dem Boden. Daneben ein Helm. Blutspritzer.
Freigelegte Mechanik.
    Ansonsten
Stille. Nur Strolchs Keuchen.
    Weiter.
    Weiter.
    Schmale
Gänge. Knietiefes Brackwasser. Doch die Stille blieb, und das war gut.
     
     
    Schließlich
gelangten sie an einen Seitenarm der Elbe. Über einer Spundwand entließ ein
Abwasserrohr sie in die Seite eine Kaimauer. Sie kletterten auf den
brachliegenden Kai und sahen sich um. Verrostete Ladekräne, von Gras
aufgebrochener Beton. Als sie sich an den hellen Sonnenschein gewöhnt hatten,
folgten sie der Wasserkante und suchten ein Boot.
     
     
    Die
Yacht, mit der sie ihre Flucht fortsetzten, war sehr alt. Das machte es für
Geist leicht, die Ortungssysteme abzuschalten, um sie für die Sucher der Stapo
unsichtbar zu machen. Zunächst jedoch mussten sie auf die Dunkelheit warten.
Was bedeutete, mindestens neun Stunden hier auszuharren, bis eine Flucht im
Schutze der Nacht möglich wäre.
    Geist
nutzte die Zeit, um falsche Fährten zu legen. Er sorgte dafür, dass Strolchs ID
in einem Park in Norderstedt geortet wurde. Er wurde nämlich, wie erwartet,
inzwischen auch von der Stapo gesucht, weil er Zechner erschossen hatte. Geist
musste mehrere Pausen machen, weil ihn Schwindel und Übelkeit übermannten. Die
defekte Buchse wurde langsam zum Problem.
    Es
würde nicht lange dauern, bis die Polizisten auch auf Geist kommen würden.
Vielleicht hatten sie inzwischen bereits die Wohnung durchsucht und das
Versteck in dem Geheimraum gefunden.
    Geist
beobachtete den Jungen. Er hielt jetzt die Hand seiner Mutter, wirkte dabei
jedoch nicht so, als suche er Trost und Schutz, wie man vermuten könnte, wenn
vor den eigenen Augen der eigene Vater niedergeschossen wird. Es wirkte so, als
versuche er seine verzweifelte Mutter zu beruhigen, die bittere Tränen um ihren
verlorenen Mann weinte.
    Geist
versuchte, den Jungen mit einer Geste der Entschlossenheit aufzumuntern. Der starrte
ihn unbewegt an, um kurz darauf wieder leise auf seine Mutter einzureden und
ihren Kopf an seiner Schulter zu wiegen. Er versuchte, seinen Vater zu
ersetzen.
     
     
    Sie
verließen den Hafen im Schutz der Nacht. Über zahllose Nebenkanäle, vorbei an
ungenutzten Containerterminals, überragt von den wuchtigen Greifarmen der
Kräne, glitten sie fast lautlos hinaus aus Hamburg auf die Elbe. Stromaufwärts,
Richtung Ostgebiete. In der Ferne tanzten Suchscheinwerfer über das Wasser,
doch sie galten nicht ihnen.
     
    Sie
landeten an einer sanften Böschung an, wo sie das Boot in einem kleinen
Seitenarm verbergen konnten. Ein kleines Haus lag versteckt im Wald. Hier
wohnte Böttcher, ein Kontaktmann von Strolch, Kamerad aus Armeezeiten. Nach
einer knappen Begrüßung führte ihr Weg weiter, zu Fuß durch den Wald, der hier
bereits dichter wurde. Geist hatte alles bereits virtuell ausgekundschaftet.
Hier war eine gute Stelle, um die alte Zonengrenze zu
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