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Notruf 112

Notruf 112

Titel: Notruf 112
Autoren: Christian Seifert , Christian
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Reizleitungssystems seines schwachen Herzens, dem selbst sein eingebauter Herzwächter trotz zahlreicher Schockauslösungen nicht mehr hatte helfen können.
    Ich war also der letzte Mensch, mit dem Herr Röse in seinem Leben gesprochen hatte. Irgendwie beklemmend, dieser Gedanke.

Absolut tierisch
    Die Tiere haben es bekanntlich nicht so einfach mit den Menschen. Das schlägt sich auch in unserer täglichen Arbeit nieder. Sie können sich wahrscheinlich kaum vorstellen, wie oft wir Feuerwehrleute uns vor und für die lieben Tiere zum Affen machen – sei es, um sie vor den Menschen oder auch die Menschen vor ihnen zu retten. Wir rennen mit Netzen, Kisten und Stangen hinter Waschbären, Würgeschlangen, Füchsen, Leguanen, Hasen, Skorpionen, Dachsen, Wildsäuen, Tauben, Vogelspinnen und Schwänen her. Wir retten ertrinkende Rehe, verwaiste Baby-Eichhörnchen und abgestürzte Fledermäuse. Wir graben jagdwütige Dackel aus metertiefen Kaninchenbauten, stellen gestrauchelte Elefantenmädchen wieder auf die Beine und schneiden eingeklemmte Hunde aus Gittertoren. Und es gibt eine ganze Reihe überaus peinlicher Pressefotos von Feuerwehrleuten, die kläglich an der Aufgabe scheiterten, in annehmbarer Zeit zehn panisch herumrasende Entenküken einzufangen.
    Wir tun das alles gern, weil wir wissen, dass der Dienst am Tier immer auch ein Dienst am Menschen ist. Weil viele von uns selbst Tiere haben. Weil die Bürger uns für unsere Tierliebe lieben. Und auch weil wir nicht so blöd sind, uns mit Tierfreunden anzulegen.
    Obwohl es zuweilen Fälle gibt, bei denen sich selbst der größte Tierfreund unter uns ans Hirn fasst. Also jetzt mal ehrlich, Freunde: Habt ihr jemals ein Katzenskelett im Baum sitzen sehen? Nein? Ich auch nicht. Weil die meisten Katzen nämlich ohne Weiteres allein vom Baum herabsteigen könnten. Wenn sie wollten. Sie wollen es aber nicht, wenn unter der Kastanie das hysterisch schluchzende Frauchen, umringt von 20 fremden Menschen, steht und dann auch noch blau gekleidete Männer mit roten Leitern anrücken. Da würde ich ja auch lieber erst mal auf meinem sicheren Ast sitzen bleiben. Nun ja. Egal. Des Bürgers kleiner Freund ist in Not und wir kommen – zum Beispiel zu …
Katze Sissy
    Man sollte meinen, dass die Eskapaden eines kleinen Kätzchens nicht gerade eine Herausforderung für eine Großstadtfeuerwehr darstellen. Das dachte ich auch – bis mir die Katze Sissy begegnete. Ein erst vier Monate altes, zartes Tierchen, das es schon damals allerdings faustdick hinter den rot getigerten Öhrchen hatte, wie sich schnell erweisen sollte.
    In einer lauen Herbstnacht kaperte das Katzenkind im Stadtteil Fasan­garten eine 25 Meter hohe Eiche – und kam nicht mehr herunter. Geschlagene vier Stunden harrte Frauchen unter dem Baum aus und lockte mit allem, was gut und teuer und nach Katzengeschmack ist. Doch Sissy blieb standhaft.
    Wer hilft in diesem Fall? Na klar, die Feuerwehr. Weil Tierrettungen dieser Art in der Nacht zu gefährlich sind, warteten wir bis zum Morgengrauen. Im ersten Licht schickte ich dann unsere kleinste Drehleiter los. Die altbewährte DL 16-4 – im günstigsten Falle hoch genug, um 16 Meter in die Höhe zu steigen. Diese Leiter ist überaus wendig und zum Beispiel gut geeignet für enge Hinterhöfe. Aber leider nicht hoch genug für Sissys Baum. Also Kommando zurück. Damit wurde das Kätzchen ein Fall für unsere Höhenretter. Acht Mann rückten nun aus mit zwei Fahrzeugen und einer kompletten Bergausrüstung, so ziemlich ausreichend für die Besteigung eines Achttausenders. Aber nicht ausreichend für Sissy. Das kleine Biest hatte sich nämlich mittlerweile auf die dünnen äußeren Äste verzogen. Die tragen gerade noch ein Kätzchen, aber natürlich keinen Mann. Mist!
    In der Zwischenzeit hatte sich unter der Eiche bereits die halbe Siedlung eingefunden. Und die Münchner Berufsfeuerwehr steuerte unaufhaltsam dem Gipfel der Lächerlichkeit entgegen …
    Der Einsatzleiter der Höhenretter erwog kurzfristig den Einsatz der Hubrettungsbühne. Das ist unser derzeit längstes und teuerstes Rettungsgerät mit einer Plattform, die sich bis zu 53 Meter in die Höhe fahren lässt – konstruiert für Rettungen aus Hochhäusern, höher als die meisten großen Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest. Aber natürlich – man ahnt es schon: Auch die Hubrettungsbühne hätte Sissy nicht erreicht. Die nämlich hatte sich jetzt in das tiefste Innerste des Blätterdaches verkrochen. Darum entschieden
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