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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen
Autoren: Richard Swartz
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gestöhnt hätte, hätte es keinen großen Unterschied gemacht. Ob ihr Kopf gegen die Wand geschlagen hatte, oder ob es nur die Sofakante gewesen war, die dagegengeschabt hatte, wusste der Mann nicht mehr sicher. Vielleicht hatte er sie auch an den Haaren gezogen. Tatsache war jedoch, dass sie zusammen zum Höhepunkt gekommen waren, trotz der Hitze und obwohl sie das Sofa verwendet hatten statt das Bett, und mit allem, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, war er daher zufrieden, obwohl es ihm eigentlich egal war.
    Alles war ihm ziemlich egal. Was geschehen war, konnte nicht einmal als ein richtiger Ehebruch gelten, eher als etwas, womit seine Frau hätte rechnen müssen, als sie unter verschiedenen Vorwänden ihre Reise nach Amerika verschoben hatte, wobei sie ständig neue Gründe erfand, um noch eine Weile bei dem sogenannten Freund in Stockholm zu bleiben, statt sich hier in Manhattan mit ihrem Mann zu vereinen, in einer Wohnung, die sie erschrecken würde, sobald sie zur Tür hereinkäme.
    Wenn der Mann sich vorstellte, wie empört sie bereits sein würde, wenn er die Tür öffnete, fragte er sich, ob es nicht besser wäre, wenn seine Frau in Europa bliebe. Brauchte er sie überhaupt hier? Selbst fürs Bett? Die Erfahrung des Mannes war, dass die einzige Art, das Einerlei des Begehrens und der Gefühle zu durchbrechen, darin bestand, die Lust auf mehr Frauen zu verteilen, als der gute Geschmack es für angemessen hielt oder eine Ehe es verlangte. Doch die Erfahrung hatte ihn auch gelehrt, dass es weniger Varianten beim Liebesakt gab als Adjektive, um sie zu beschreiben, und dass eine Frau doch der anderen glich.
    Was hätte er über sie sagen können? Er drückte ihre Beine auseinander, eher aus Gewohnheit denn aus Lust. Der Mann versah sie gern mit Kosenamen, die zur Situation passen sollten, im Bemühen, sich später an sie zu erinnern. Doch die eine blieb der anderen gleich, ebenso wie die Kosenamen. Mit seinem Körper presste er sie jedes Mal in die Matratze hinein; sie jammerten und stöhnten unter ihm, schon bevor er sich ihnen richtig gewidmet hatte. Manchmal hielt er solche Frauen gegen ihren Willen fest. Sie erschienen ihm dann wie eifrige kleine Hunde, die versuchten, von seinem Schoß zu springen, jedes Mal vergebens.
    Dennoch war sein Interesse für das andere Geschlecht nicht annähernd so groß wie das Interesse für das eigene. Nicht etwa, dass er gewünscht hätte, ein Mann würde ihm statt dieser Frau seinen nackten Hintern entgegenstrecken, auf diesem Sofa, auf dem er jetzt saß, nein, solche Wünsche hatte er nicht, nur diesen einzigen, mehr darüber zu wissen, wie es anderen Männern, und zwar vor allem solchen von der gleichen Rasse wie die Frau selbst, gelingen würde, sie zufriedenzustellen.
    Würden sie größeren Erfolg haben als er? Gab es in der Rasse und Hautfarbe eine Qualität, die ihn ausschloss? Die all seine Bemühungen auf dem Sofa fruchtlos machten?
    Und außerdem hätte der Mann gern gewusst, ob das, was er physisch anzubieten hatte, sich mit dem messen könnte, womit diese Männer ausgestattet waren, er hatte so seine Zweifel daran, wie er bei einer solchen Konkurrenz abschneiden würde, auch wenn er sich unter seinen Landsleuten nie hatte schämen müssen.
    Aber jetzt kam es darauf an, ob dieses fremde Amerika diese Meinung teilen würde. Doch vielleicht hatte er die Vorzüge dieser Männer in seinen Phantasien übertrieben, gerade weil er nichts von ihnen wusste.
    Die Frau, die nicht seine Ehefrau war, wusch sich zwischen den Beinen, entlang den Innenseiten der Schenkel und dann im Gesicht, während der Mann fortfuhr, sie zu studieren und ohne Eile eine Zigarette zu rauchen.
    Die Wärme in dieser amerikanischen Wohnung war auch jetzt am späten Abend drückend, fast unerträglich. Der Regen musste irgendwo steckengeblieben sein. Dann war sie fertig. Die Frau begann sich anzuziehen, ebenso schnell, schien ihm, wie sie sich ausgezogen hatte.
    Der Mann wollte sie küssen. Genau so hatte er sich ihren Abschied vorgestellt, ein kühler Kuss, der es ihm leichter machen würde, sich nach dem Genuss mit der Bezahlung zu befassen, aber die Frau ließ das nicht zu, sie drehte ihren Mund von dem seinen weg. Das irritierte den Mann. Wiederum staunte er darüber, dass es so volle und dicke Lippen geben konnte.
    Die Frau sah sich im Zimmer um, diesmal nach einem Spiegel. Danach nannte sie die Summe. Mit einem so hohen Preis hatte der Mann nicht gerechnet. Aber sie wiederholte ihn, er
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