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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd
Autoren: Jules Verne
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südstaatlichen Parteigänger stürzte, und letztere mußten, da sie sich von den Seesoldaten des Capitän Howick fast umringt sahen, sofort die Waffen strecken. In diesem Augenblicke drückte Texar, der Zermah wieder gepackt hatte, dieser den Stahl in die Brust.
    »Das Kind!… Schaff’ das Kind weg!« rief er Squambo zu.
    Schon hatte der Indianer das kleine Mädchen ergriffen und wollte mit ihr nach der Seite des Sees zu entfliehen, als wieder ein Gewehrschuß krachte. – Er stürzte todt zusammen, getroffen von einer Kugel, die Gilbert ihm mitten in’s Herz gesendet hatte.
    Jetzt waren Alle zur Stelle. James und Gilbert Burbank, Edward Carrol, Perry, Mars, die Schwarzen von Camdleß-Bay, die Seewehrleute des Capitän Howick, welche mit dem Gewehr im Anschlage auf die Südstaatler lagen, und unter letzteren Texar, der neben Squambo’s Leichnam stand.
    Einzelne hatten doch noch nach der Seite der Insel zu entkommen vermocht.
    Doch was that das? Das kleine Mädchen lag ja wieder in den Armen seines Vaters, der es an sich preßte, als fürchte er, es könne ihm noch einmal geraubt werden. Ueber Zermah herabgebeugt, suchten Gilbert und Mars diese in’s Leben zurückzurufen. Das arme Weib athmete zwar noch, vermochte jedoch nicht zu sprechen. Mars unterstützte mit der Hand ihren Kopf und rief und umarmte sie einmal über das andere.
    Zermah schlug die Augen auf. Sie sah das Kind in den Armen des Herrn Burbank; sie erkannte Mars, der sie mit Küssen bedeckte, und lächelte ihm zu. Dann schlossen sich ihre Lider wieder…
    Mars, der sich wieder aufgerichtet hatte, wurde jetzt Texar gewahr und sprang auf diesen mit den von ihm schon so oft ausgerufenen Worten zu:
    »Texar umbringen!… Texar umbringen!
    – Haltet ein, Mars, sagte da der Capitän Howick, überlaßt es uns, an dem Elenden Gerechtigkeit zu üben!«
    Dann wendete er sich nach dem Spanier.
    »Ihr seid Texar aus der Schwaren Bucht? fragte er.
    – Ich brauche hier keine Antwort zu geben, versetzte Texar trotzig.
    – James Burbank, der Schiffslieutenant Gilbert, Edward Carrol und der Mestize Mars kannten Euch und erkennen Euch wieder.
    – Das kann ja sein.
    – Ihr werdet standrechtlich erschossen werden.
    – Meinetwegen!«
    Da wandte sich zum größten Erstaunen Aller, die sie verstehen konnten, die kleine Dy an Mr. Burbank.
    »Papa, sagte sie, es sind zwei Brüder… zwei solche garstige Männer…, die einer wie der andere aussehen…
    – Zwei Männer?…
    – Ja; meine gute Zermah hat von mir verlangt, daß ich’s Dir sagen sollte!…«
    Er schien sehr schwer zu begreifen, was diese einfachen Worte des Kindes wohl bedeuteten, doch fast gleichzeitig sollte dazu und in höchst unerwarteter Weise die Erklärung gegeben werden.
    Texar war nach dem Fuße eines Baumes geführt worden. Von hier aus sah er James Burbank ziemlich gleichmüthig an und rauchte auch noch eine eben angezündete Cigarrette, als in dem Augenblicke, wo sich schon das Executionspeloton aufstellte, ein Mann herzugesprungen kam und sich dem Verurtheilten zur Seite stellte.
    Das war der zweite Texar, dem die nach der Insel Carneral entkommenen Parteigänger des Spaniers die Gefangennahme seines Bruders mitgetheilt hatten.
    Der Anblick dieser beiden, sich so außerordentlich ähnelnden Männer erklärte mit einem Schlage die Bedeutung obiger kindlichen Worte.
    Endlich fand man den Schlüssel zu diesem Lebenslaufe voller Verbrechen, der bisher nur durch unerklärliche Alibis beschützt worden war.
    Und jetzt trat, frisch hervorgerufen durch die Gegenwart der beiden Texars, Allen deren Vergangenheit wieder vor die Augen.
    Immerhin mußte das Dazwischentreten des Bruders eine gewisse Verzögerung in der Ausführung der Befehle des Commodore zur Folge haben.
    In der That bezog sich der Befehl Dupont’s, betreffend eine Hinrichtung ohne weitläufigere Untersuchung, ja nur auf den Urheber der Falle, in der die Officiere und Seeleute der föderirten Boote ihren Untergang gefunden hatten.
    Was aber den Veranstalter der Zerstörung von Camdleß-Bay und der Entführung betraf, so sollte dieser nach Saint-Augustine eingeliefert werden, wo er bei einer wiederholten Untersuchung übrigens wohl auch zum Tode verurtheilt werden würde.
    Im Grunde konnte man gewiß beide Brüder als gleichmäßig verantwortlich für die lange Reihe von Verbrechen betrachten, die sie bisher straflos begangen hatten.
    Ohne Zweifel war das erlaubt, doch aus Achtung vor den Gesetzen glaubte der Capitän Howick Jenen
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