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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd
Autoren: Jules Verne
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erhob sich unter den Bäumen und kam merkbar näher. Zermah erkannte es als dasselbe, welches sie so oft gehört hatte, wenn die Spürhunde um das Blockhaus in der Schwarzen Bucht umherstreiften.
    »Dieser Hund ist uns auf der Spur, dachte sie, und Texar kann dann auch nicht mehr weit entfernt sein.«
    Ihre erste Sorge wandte sich nun der Auffindung eines Dickichts zu, in dem sie sich mit dem Kinde zu verbergen vermöchte. Konnte sie damit aber dem Spürsinne eines ebenso intelligenten wie wilden Thieres entgehen, das von jeher dazu abgerichtet war, flüchtige Sclaven zu verfolgen und deren Fährte zu entdecken?
    Das Gebell näherte sich mehr und mehr, und schon ließen sich, allerdings noch entfernte Rufe vernehmen.
    Wenige Schritte von der Stelle, wo sie sich befand, strebte eine große, vom Alter ausgehöhlte Cypresse empor, über welche Schlangenkraut und Lianen ein dichtes Netz aus verworrenen Zweigen gestrickt hatten.
    Zermah verkroch sich in diese, für das kleine Mädchen und sie selbst gerade hinreichend große Aushöhlung, deren Lianennetz Beide vollkommen deckte.
    Der Hund war aber einmal auf ihrer Spur. Einen Augenblick später bemerkte Zermah ihn schon vor dem Baume. Er bellte mit zunehmender Wuth und sprang in gewaltigem Satz auf die Cypresse zu.
    Ein gut gezielter Hieb ließ ihn zurückweichen und ein schmerzliches Geheul ausstoßen.
    Gleich darauf machte sich das Geräusch von Tritten vernehmbar. Verschiedene Stimmen riefen und antworteten einander, und unter diesen auch die so leicht erkennbaren Stimmen Texar’s und Squambo’s.
    Wirklich kam hier der Spanier mit seinen Leuten, die nach der Seite des Binnensees hin zurückwichen, um der föderirten Abtheilung aus dem Wege zu gehen. Sie waren dieser im Cypressenwalde unerwarteter Weise begegnet und bei der Ungleichheit der Kräfte suchten sie ihr Heil in schleunigster Flucht. Texar strebte danach, die Insel Carneral auf kürzestem Wege zu erreichen, um einen Wassergürtel zwischen sich und den Föderirten zu wissen. Da Letztere den Canal ohne Fahrzeug nicht zu überschreiten vermochten, mußten sie vor diesem Hinderniß Halt machen. Während der dadurch gewonnenen mehrstündigen Frist dachten die Südstaatler nach dem anderen Ufer der Insel zu gelangen, und nach Anbruch der Nacht hofften sie nach dem südlichen Strande des Sees übersetzen zu können.
    Als Texar und Squambo bis zu der Cypresse kamen, vor der der Hund noch immer heulte und bellte, sahen sie den Erdboden stellenweise geröthet von dem Blute, das aus einer offenen Wunde in der Seite des Thieres floß.
    »Da seht!… Seht! rief der Indianer.
    – Der Hund ist verwundet? antwortete Texar.
    – Ja… offenbar durch einen Jagdmesserhieb, und jedenfalls nur vor ganz kurzer Zeit!… Sein Blut dampft noch!
    – Wer kann das gewesen sein?«
    In diesem Augenblicke stürzte sich der Hund von neuem auf das Zweiggewirre, das Squambo mit dem Kolben seines Gewehres auseinander drängte.
    »Zermah!… rief er verblüfft.
    – Und das Kind bei ihr! setzte Texar hinzu.
    – Ja!… Doch wie haben sie entfliehen können?
    – Das koste dem Weibe das Leben!«
    Die von Squambo, gerade als sie noch einen Schlag gegen den Spanier führen wollte, entwaffnete Mestizin wurde so roh und gewaltsam aus der Baumhöhle gezerrt, daß das kleine Mädchen ihrem Arme entsank und mitten unter die riesigen Pilze, die im Cypressenwalde besonders üppig wuchernden Becherschwämme, rollte.
    Durch den Stoß zerplatzte eines der Pilzhäupter gleich einer Feuerwaffe, und eine leuchtende Wolke seinen Staubes verbreitete sich in der Luft. Gleich darauf explodirten sozusagen auch noch mehrere andere Becherschwämme. Es entstand ein allgemeines Krachen, als wäre der Wald mit Feuerwerkskörpern angefüllt gewesen, welche nach allen Seiten hin zischten.
    Geblendet durch diese Myriaden von Sporen, hatte Texar Zermah, auf die er schon das breite Messer zückte, loslassen müssen, während auch Squambo der brennend-reizende Staub völlig blind machte. Zum Glücke wurden die Mestizin und das Kind von den Sporen nicht belästigt, weil sie auf dem Erdboden ausgestreckt lagen und jene Samenbehälter über ihnen platzten.
    Nichtsdestoweniger konnte Zermah dem wüthenden Texar noch nicht entweichen. Schon war auch die Luft nach einer letzten Reihenfolge von Explosionen wieder athembar geworden.
    Da krachten noch andere Detonationen – diesmal aber der Knall von Feuerwaffen.
    Es war die föderirte Abtheilung, welche sich auf die
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