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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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Sie wünschte sich, tot zu sein.
    Max war ein wenig blass geworden. »Ich dachte, ich ziehe erst einmal aus, und ihr bleibt hier, damit sich für die Kinder so wenig wie möglich ändert.« Er machte eine Pause und schluckte, bevor er mit der Hand auf die Sessellehne schlug und heftig wurde. »Ach Scheiße, Nora! Ich will das alles auch nicht.« Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Aber ich kann das mit dem Baby nicht wegstecken. Hast du dich schon einmal gefragt, wie du im umgekehrten Fall fühlen würdest? Was in dir vorginge, wenn eine andere Frau von mir schwanger wäre?«
    Sie hatte erneut auf ihre Hände gestarrt und bemühte sich darum, nicht in Tränen auszubrechen. Sie atmete tief durch, bevor sie ihn ansah. »Hundertmal, Max. Und ich wäre genauso entsetzt wie du. Ich kann dich wahrscheinlich besser verstehen, als du dir vorzustellen vermagst. Ich würde alles tun, wenn ich es ungeschehen machen könnte. Nur eines kann ich nicht tun. Ich kann dieses Kind nicht töten lassen, bloß damit unsere Welt wieder in Ordnung kommt.«
    Max spürte die Verzweiflung, die aus ihren Worten sprach und die seinem eigenen Empfinden sehr nahe kam. Im Grunde wollte er nichts weniger, als Nora zu verlieren, aber er schaffte es nicht, über seinen Schatten zu springen. Nachdem er ihr einige Sekunden in die Augen geschaut hatte, senkte er den Kopf. »Und ich weiß genau, dass ich dieses Kind nie so ansehen würde wie meine eigenen. Es wäre nicht fair.«

31
    D ie nun folgenden Monate wurden die schwersten in Noras bisherigem Leben. Die Trennung von Max tat ihr weh. Sie fühlte sich schuldig und litt seelisch und körperlich darunter, dass beide Kinder ebenfalls Probleme damit hatten, dass ihr Vater ausgezogen war. Eine ganze Weile glaubte sie Niklas zu verlieren, der sich deutlich von ihr distanziert hatte und zum Teil ganz offene Feindseligkeit an den Tag legte.
    Max verhielt sich fair, aber konsequent. Seine Konsequenz rief in der Nachbarschaft natürlich Mutmaßungen darüber hervor, warum er die Familie verlassen hatte, obwohl seine Frau ein Baby erwartete. Oder gerade deshalb?
    Das Gerede machte Nora das Leben noch schwerer. Auch ihre Eltern hatten sich von ihr enttäuscht gezeigt. Ihre psychische Anspannung und die ständige nervliche Zerreißprobe mit ihrem Sohn ließ sie etwa in der Mitte der Schwangerschaft zusammenbrechen.
    Während des einwöchigen Krankenhausaufenthalts kümmerte sich auch ein Psychologe um sie, was ihr sehr gut getan hatte. Als sie nach Hause zurückkehrte, schien sich Niklas ein wenig beruhigt zu haben. Nora erfuhr erst viel später, dass es Max gewesen war, der mit ihm ein klärendes Gespräch geführt hatte.
    Als die letzten beschwerlicheren Monate der Schwangerschaft begannen, spürte Nora, dass sie es schaffen würde, ihr Leben allein in den Griff zu bekommen. Sie freute sich jetzt unsagbar auf das Baby, und auch Marie war fasziniert von den winzigen Babysachen, die nun schon bereitlagen. Nora machte sich Gedanken darüber, wie sie die Entbindung in der Klinik und die Kinder zu Hause unter einen Hut bekommen sollte. Sie mochte Max nicht offiziell um Hilfe bitten und war daher mehr als glücklich, als Alexander sich angeboten hatte, mit Patrick einige Wochen der Sommerferien bei ihnen zu verbringen und sich nach der Geburt nützlich zu machen. Nora war zunächst sprachlos gewesen. Dies war in all den Monaten, die sie nun schon wieder zu Hause war, eindeutig der erste verständnisvolle Sympathiebeweis, der ihr entgegengebracht wurde. Die Jungen freuten sich unbändig darauf, einen Teil der Ferien zusammen zu verbringen, und so nahm sie Alexanders Angebot dankbar an.
    Es war, als hätte sie auf die Ankunft der beiden gewartet. Als sie mit Alexander am ersten Abend seines Besuchs auf der Terrasse saß und einen eisgekühlten Orangensaft genoss, ließ er seinen Blick entspannt durch den sommerlichen Garten schweifen. Nora stellte ihr Glas ab und sah ihn an.
    »Alex, ich bin so froh, dass ihr gekommen seid.« Sie machte eine kleine Pause und zögerte. »Ich ... ich hatte ehrlich nicht damit gerechnet, nach dem, was in Australien passiert ist.« Sie lächelte gequält.
    Alexander griff nach seinem Bier und trank einen Schluck. Nachdenklich musterte er sie.
    »Nora, wir sind Freunde. Es geht mich überhaupt nichts an, was du mit wem in Australien getan hast. Ich kenne dich aber so gut, dass ich weiß, dass du weder böse noch arglistig bist. Du wirst Gründe gehabt haben, die
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