Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition)
Autoren: Christin Busch
Vom Netzwerk:
er sich einen Ruck und griff erneut nach seinem Handy. Sein Herz schlug schneller, als er Noras Stimme vernahm, die Stimme, die ihm in den letzten sechzehn Jahren so vertraut geworden war wie keine andere. Trotzdem war seit gestern nichts mehr so wie zuvor. Er räusperte sich kurz.
    »Ich bin’s, Max.«
    »Oh, hallo, Max. Wie geht es dir?« Sie biss sich auf die Lippe. Was für eine blöde Frage. »Ich meine, bist du noch bei Alexander?«
    Er kratzte sich am Ohr. »Ja, aber Patrick und er sind jetzt ausgeflogen.«
    Es herrschte ein gespanntes, unangenehmes Schweigen zwischen ihnen. Bevor Max jedoch dazu kam, etwas zu sagen, hatte Nora sich gefasst.
    »Max, es tut mir wirklich Leid.«
    Ihre Stimme hatte leise geklungen. Max überlegte kurz, bevor er erwiderte: »Ja, mir auch. Ich meine, dass es so gekommen ist. Nora, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich habe keine Ahnung, ob ich damit fertig werde. Ich ... ich brauche etwas Zeit.«
    Nora versuchte, sich zusammenzureißen. Sie fuhr sich über die Stirn und schloss kurz die Augen. Verdammt, sie hatte gestern für sich festgestellt, dass sie es auch ohne Max schaffen würde. Warum trafen sie seine Sätze jetzt also so? Sie holte tief Luft. »Heißt das, du möchtest die Scheidung?«
    Max öffnete überrascht den Mund. Obwohl ihm der Gedanke gestern Abend selbst durch den Kopf gegangen war, erschien ihm heute Morgen die Bedeutung dieser Frage geradezu erschreckend.
    »Ich brauche Zeit, um nachzudenken, um mit dieser Situation fertig zu werden. Über eine endgültige Trennung habe ich noch nicht nachgedacht.« Eigenartig alarmiert stellte er sofort die Frage: »Wieso? Möchtest du die Scheidung?«
    Sie seufzte. »Nein, Max. Wenn ich das wollte, hätte ich in Australien bleiben können. Oder ich hätte die Kinder geholt und wäre dorthin gegangen.« Sie holte Atem und überlegte, denn sie war darauf bedacht, ehrlich zu sein, ihn aber nicht noch mehr zu verletzen. »Schon in Australien stand für mich fest, dass ich zu dir und Niklas und Marie gehöre.« Sie brach ab, froh darüber, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Es fiel ihr schwer, Haltung zu bewahren.
    Max hatte stumm zugehört. Sein Innerstes wehrte sich noch immer gegen die Demütigung, dass sie ihn nicht nur betrogen hatte, sondern auch noch schwanger war. Wenn er ehrlich war, störte ihn das am allermeisten. Nervös öffnete er einen Knopf an seinem Polohemd.
    »Wie stehst du zu dem Baby?« Als einige Sekunden keine Antwort kam, fügte er hinzu: »Willst du es bekommen?«
    Nora war klar, dass ihre Reaktion auf diese Frage über den Fortbestand ihrer Ehe entscheiden konnte. Trotzdem war sie nicht bereit, deswegen einen Abbruch vornehmen zu lassen.
    »Ja, ich will es bekommen. Es war zwar absolut nicht geplant, genauso wenig wie meine Beziehung zu Tom, aber es kann nichts dafür, dass es unterwegs ist.« Sie schluckte heftig. »Ich ... ich kann es nicht einfach beseitigen lassen, Max.«
    Er starrte aus dem Fenster und kämpfte wieder gegen die Wut an, die in ihm aufgestiegen war, als sie den Namen des anderen so selbstverständlich genannt hatte, als wäre er bereits ein Teil ihres Lebens. Er schnaubte kurz. Wahrscheinlich war er das sogar.
    »Dann weiß ich jetzt wenigstens, woran ich bin.«
    »Max, ich ... «
    Er unterbrach sie: »Lass uns erst einmal nicht weiterreden. Ich bleibe heute noch hier. Im Verlag habe ich mich krank gemeldet – nur damit du Bescheid weißt. Morgen früh fahre ich dann von hier aus ins Büro.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Was ich danach mache, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich gehe ich in ein Hotel. Den Kindern gegenüber können wir vielleicht erst einmal von einer Dienstreise sprechen.« Als Nora stumm blieb, fragte er: »Bist du damit einverstanden?«
    »Ja.«
    Ihr war nicht klar, wie sie dieses Ja hervorgebracht hatte, und auch nicht, wie es ihr gelungen war, sich zu verabschieden. Als sie sich nach ein paar Minuten die Tränen wegwischte, fragte sie sich zynisch, ob es wohl jemals ein Jahr in ihrem Leben gegeben hatte, in dem sie mehr geweint hatte als in diesem.
    Max hielt das Handy immer noch in der Hand und fuhr mechanisch mit dem Daumen über das Display. Nach einer Weile klemmte er es mit der dazugehörigen Tasche an seinen Gürtel und griff nach seinem Mantel. In der Haustür steckte ein Schlüssel. Er zog ihn heraus und schloss hinter sich ab. Ein scharfer Wind blies ihm entgegen, als er zu seinem Wagen ging. Er hatte keine Ahnung, was er tun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher