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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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Stellamont gegangen und war nicht zurückgekehrt. Nach einer Weile hatte er einen Aircar genommen und war die zwölfhundert Kilometer zum Haus ihres Vaters geflogen. Es gab keine Hoffnung – sie konnte das Nomadenleben nicht aushalten.
    Zwei Jahre sind manchmal eine lange Zeit, und die Erinnerung schwindet. Thorkild Sean ging durch das Nomadencamp unter dem Himmel von Rendezvous und wußte, wie weit Nerthus entfernt war.
    Dunkelheit hatte sich auf das Tal gesenkt – nicht der stille Schatten von Nerthus, eines Planeten, der fast wie die Erde war, sondern die lebendige, schimmernde Nacht von Rendezvous. Hohe Feuer brannten, und das Camp war ein einziges Babel. Der Handel war weitergegangen, bis auch das letzte Geschäft getätigt war. Der Kapitänsrat war zusammengetreten, und die Männer auf den Schiffen hatten über seine Vorschläge abgestimmt. Jetzt war es Zeit für den Höhepunkt: Die »Meuterei«. Unverheirateten Frauen war es nicht gestattet, diesen dreitägigen Saturnalien beizuwohnen – hinsichtlich ihrer Jungfrauen waren die Nomaden sehr streng. Für alle anderen aber würde es eine aufregende Erinnerung sein, die sie mit hinauf zum Himmel nehmen konnten.
    Außer für mich, dachte Sean.
    Er kam an einem Feuer vorbei, durchschritt den flackernden Flammenschein – ein schlanker, hochgewachsener junger Mann mit heller Haut. Sein Haar war braun, seine Augen blau, sein Gesicht schmal und ausdrucksvoll, seine Bewegungen jedoch eckig und ungelenk.
    Jemand rief ihm etwas zu, aber er achtete nicht darauf und ging weiter. Nicht jetzt, nicht jetzt. Bald hatte er das Camp hinter sich gelassen. Er fand den steilen Pfad, den er suchte, und folgte ihm hinaus aus dem Tal. Die Nacht von Rendezvous umfing ihn.
    Dies war nicht die Erde und auch nicht Nerthus oder irgendein anderer Planet, auf dem Menschen heimisch geworden waren. Frei konnte er sich hier bewegen, und kein krankheitserregender Keim, kein Giftzahn lauerte im Verborgenen auf ihn. Dennoch – irgendwie hatte Sean das Gefühl, noch niemals auf einer so fremden Welt gewesen zu sein.
    Drei Monde standen am Himmel. Einer war weit entfernt – eine kalte, weiße Fläche am samtenen Himmel. Der zweite war ein rötlicher Halbmond, der dritte fast voll. Dieser lief so rasch auf seiner Bahn zwischen den Sternen, daß man seine Bewegung wahrnehmen konnte. Drei Schatten folgten ihm über das lange, flüsternde Gras, und das Licht war so hell, daß die Schatten nicht schwarz waren; sie waren dunkles Blau auf dem kalten Boden. Über ihm waren die Sterne – Konstellationen, die man in der Heimat der Menschheit nicht kannte. Die Milchstraße war noch wie eine Lichtbrücke zu sehen, und er konnte das kalte Funkeln von Spica und Canopus erkennen. Der größte Teil des Himmels aber war fremd.
    Auf den Hügeln, durch die er jetzt ging, spielten Mondlicht und Schatten. Auf der einen Seite seines Weges erhob sich ein Wald – hohe, federblättrige Bäume, überwuchert von blühenden Ranken. Auf der anderen Seite war Gras und Gebüsch und niedriges Dickicht. Dann und wann sah er eines der sechsbeinigen Tiere von Rendezvous.
    Da und dort bewegte sich Licht. Phosphoreszierende Insekten schwangen sich auf feinen Flügeln über glimmende Lampenblumen. Sean nahm die Geräusche der Nacht in sich auf. Die Erinnerung an Früheres erstarb, und neue Kraft entfaltete sich in ihm.
    An einen Baum gelehnt, erwartete sie ihn an der vereinbarten Stelle. Seine Schritte wurden schneller und schneller.

    Außerhalb der normalen Raumkorridore hatten die Nomaden nach einem erdähnlichen Planeten – einem E-Planeten – gesucht. Er sollte ein Treffpunkt sein, den andere nicht so leicht finden würden. Außerhalb ihres Versammlungsplatzes hatten sie noch nicht viel erforscht. Dennoch war es ein Schock für sie gewesen, als sie fünf Jahre später feststellten, daß entgegen ihrer Annahme doch Eingeborene auf Rendezvous lebten. Die Gesetze der Union hatten nicht viel zu bedeuten. Aber Eingeborene konnten Probleme bringen.
    Indessen waren die Wesen, die sie hier angetroffen hatten, angenehm, ja bemerkenswert menschenähnlich. Ihre Kultur allerdings hatte mit keiner je von Menschen geschaffenen etwas Gemeinsames. Sie hatten sich die Neuankömmlinge angesehen, hatten ohne Schwierigkeit den Dialekt der Nomaden gelernt und viele Fragen gestellt. Über sich selbst hatten sie freilich wenig geäußert. Und nachdem sich herausgestellt hatte, daß diese Wesen nichts zu bieten hatten, was Handel ermöglichte,
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