Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
regnet.«
    »Regenwasser ist sauber. Aber das werden Sie später verstehen.«
    Im Zwielicht überzog sich der Himmel mit dunkel-seidigem Blau. Die Alori saßen im Kreise. Einer von ihnen sagte etwas, und die anderen antworteten. Es war etwas Rituelles daran wie an allem, was sie taten – selbst das Austeilen der Nahrung geschah mit zeremonieller Gebärde.
    Trevelyan saß bei Nicki. Er hatte eine Milch enthaltende Nuß in Händen und stieß lächelnd mit ihr an. »Auf dein Wohl, Liebling.«
    »Sie können ohne Besorgnis essen und trinken«, erklärte Esperero. »Es gibt keine Angst auf diesem Planeten – kein Gift, keine wilden Tiere, keinen in Keimen und Viren verborgenen Tod. Hier ist das Ende allen Kampfes.«
    Trevelyan kostete, was man ihm anbot. Es schmeckte vorzüglich. Nicki war ebenso begeistert wie er.

    Sean lehnte an einem Baum und blickte über das mondüberflutete Tal. Er fühlte sich innerlich leer, als existierte keine echte Wirklichkeit mehr.
    Plötzlich sah er, daß Ilaloa zu ihm kam. Ihre weiße Gestalt näherte sich ihm, bis er sie hätte berühren können. Er blickte sie nicht an, sondern schaute vielmehr weiter auf das Tal hinaus. Aus der Dunkelheit leuchteten da und dort die Fackelbäume wie feurige Speere herauf.
    »Sean«, sagte sie.
    »Geh«, antwortete er.
    »Sean, kann ich mit dir sprechen?«
    »Nein«, entgegnete er. »Geh weg, sage ich dir.«
    »Ich tat, was ich tun mußte, Sean. Dies ist mein Volk. Aber ich wollte dir sagen, daß ich dich liebe.«
    »Den Hals könnte ich dir umdrehen«, sagte er.
    »Wenn das dein Wunsch ist, Sean, dann tu es.«
    »Nein. Du bist mir die Mühe nicht wert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht ganz verstehen. Ich glaube nicht, daß irgendein anderer Alori jemals so empfunden hat wie ich. Wir lieben einander doch, du und ich.«
    Er wollte ihr widersprechen. Aber Worte schienen jetzt so bedeutungslos zu sein.
    »Ich werde warten, Sean«, sagte sie. »Ich werde immer auf dich warten.«

17 – Das Fest

    Man hatte die Nomaden in ein von Hügeln umgebenes, zur See hin offenes Tal an der Nordwestküste der Insel gebracht. Als Trevelyans Gruppe dort eintraf, war die anfängliche Verwirrung vorbei. Fünfzehnhundert Menschen harrten beinahe apathisch dessen, was da kommen sollte.
    Joachim empfing sie am Eingang des Tales. »Ich habe auf euch gewartet. Einer der Eingeborenen sagte mir, daß ihr auf diesem Weg kommen würdet.«
    »Woher wußten sie das?« fragte Nicki. Espereros Männer hatten sie schon vor einigen Kilometern verlassen, nachdem sie ihnen die einzuschlagende Richtung gewiesen hatten.
    »Ich weiß nicht«, sagte Joachim achselzuckend. »Telepathie?«
    »Nein«, antwortete Trevelyan. »So unglaublich das auch scheinen mag: Allmählich glaube ich, daß der Wald selbst hier ein Kommunikationsnetz darstellt.«
    »Der Original-Holztelegraph, wie? Na, lassen wir das. Bei uns gab es am Anfang ein wenig Ärger, aber diese Jungs wissen schon, was sie tun.« Joachim schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Wo unser Judo aufhört, fängt das ihre erst an. Zum Glück ist nichts Ernstes passiert, und unsere Leute haben sich inzwischen wieder beruhigt.«
    »Hat man Ihnen Quartier gestellt?«
    »Ja. Von Eingeborenen, die Basic sprechen, erfuhren wir, daß sie diese Baumhäuser hier für uns geräumt haben. Sie sagten, sie wollten mit uns Freundschaft schließen, wenn sie uns auch nicht mehr von hier fortlassen könnten, weil wir sonst die gesamte menschliche Rasse auf sie hetzen würden. Seitdem hat sich keiner mehr blicken lassen. Taktvoll. Und wenn ich Sie wäre, mein Junge«, flüsterte Joachim, zu Sean gewandt, hinzu, »dann würde ich mich während der nächsten paar Tage auch nicht unbedingt zeigen.«
    »Ich verstehe«, sagte Sean.
    »Die anderen werden allmählich verstehen, daß es nicht Ihre Schuld war, und sich wieder beruhigen; aber ich wollte Sie dennoch warnen. In einiger Entfernung vom Hauptdorf weiß ich ein paar Bäume, da können Sie bleiben.« Der Kapitän wandte sich dem Koordinator zu. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was wir tun sollen?«
    »Wir halten uns erst mal ruhig. Verschaffen uns erst einmal einen Überblick, bevor wir uns zu irgend etwas entschließen.«
    »Mhm. Ziehen mir das Schiff einfach unter dem Hintern weg! Mich zu verpflanzen wie einen Blumenstock! Da kann man sich ja das Trinken abgewöhnen.«
    Trevelyan besah sich die Häuser der Alori mit mehr als beiläufigem Interesse. Sie erinnerten ihn an die hohlen Bäume,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher