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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde
Autoren: Caitlin Kittredge
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bis die Stadt wieder in Flammen aufgehen und durch eine Neuauflage der Hex Riots dahingerafft werden würde.
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm mir Dmitri die Zeitung aus der Hand und führte mich zum Sofa. Dort legte er meine Füße hoch und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Ich dachte, ich hätte mich zum Thema Berührungen und Umarmungen bereits geäußert?“
    Er setzte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter. „Du willst mir also allen Ernstes sagen, dass du meine Streicheleinheiten nicht genießt? Schau dich doch mal um … du … ich … diese Wohnung … das ist doch eine traumhaft kuschelige Szene, oder?“
    „Vorsicht, Sandovsky! Wenn du so weitermachst, gewöhne ich mich noch daran“, warnte ich.
    „Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht“, erwiderte Dmitri. Ich starrte ihn ungläubig an.
    „Sag bloß, der schwarze Ritter hat sich nun doch für eine Burg entschieden, auf der er bleiben will?“
    „Vielleicht“, sagte er noch einmal mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    „Ich mache mich dann wohl besser auf den Weg“, verkündete Sunny mit einem Räuspern, als mich Dmitri gerade küssen wollte.
    „Lass uns morgen telefonieren, Sunny, oder komm einfach vorbei, wenn du magst“, sagte ich und winkte ihr zum Abschied zu, während sie sich ihre Handtasche griff und zur Tür ging.
    „Ja, aber nicht zu früh“, rief ihr Dmitri immer noch lächelnd nach, und mir fiel auf, dass ich ihn schon lange nicht mehr so gut gelaunt erlebt hatte. Obwohl mich diese Erkenntnis mit Glück erfüllte, spürte ich gleichzeitig auch ein nervöses Zucken in der Magengegend. Es ähnelte diesem Gefühl der Unsicherheit, das mich sonst nur bei dem Gedanken an nicht ausgeschaltete Herdplatten oder unverschlossene Haustüren beschlich.
    „Da kommt ein richtig hässliches Auto die Einfahrt hoch“, rief Sunny von der Tür her. „Mit einer blonden Tussi am Steuer …“
    „Scheiße!“, rief ich. Ein heftiger Krampf zog mir die Brust zusammen, denn ich ahnte, wer uns da gleich heimsuchen würde. Eine Minute später hämmerte es an der Tür. Bevor ich Sunny zurufen konnte, es nicht zu tun, hatte sie schon geöffnet und den unliebsamen Besuch hereingelassen.
    „Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finden würde“, fauchte Irina und baute sich auf dem geflochtenen Teppich vor dem Sofa auf.
    „Irina“, begrüßte Dmitri sie mit einem Seufzer. „Was willst du von mir?“
    „Von dir? Gar nichts. Ich will zu ihr!“, giftete sie zurück und zeigte mit einem ihrer kitschigen Plastikfingernägel auf mich. „Du hast etwas versprochen, Insoli. Hast du dich auch daran gehalten?“
    „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Die einzige Chance, die ich hatte, um die Infektion des Dämons aufzuhalten, liegt auf dem Grund der Siren Bay. Aber ich habe eine Idee. Du kannst doch einfach tauchen und danach suchen … am besten ohne Luftflasche.“
    „Du hast also versagt“, keifte Irina. „Dmitri, komm, wir gehen. Das Rudel wird sich um die Insoli-Schlampe kümmern.“
    An einem Tag zweimal als Schlampe bezeichnet zu werden, war sogar mir zu viel. Von Wut gepackt, wollte ich gerade aufstehen, um ihr zu sagen, dass sie sich auf der Stelle aus meinem Haus scheren solle, als Dmitri plötzlich die Stimme erhob. „Ich werde nirgendwohin gehen, Irina.“
    „Was?“, fragte sie ungläubig und begann sofort mit einem maschinengewehrartigen Gezeter auf Ukrainisch.
    „Halt die Klappe, Irina! Halt einmal in deinem Leben deine gottverdammte Klappe!“ Dmitri griff an den Kragen seines T-Shirts und zog es mit den gleichen ungelenken Bewegungen aus, die mir schon vor dem Krankenhaus aufgefallen waren.
    „Bei den Hex Riots!“, stieß Sunny hervor, während ich einfach nur sprachlos war. Dmitris rechte Schulter war von einem riesigen Bluterguss dunkelblau gefärbt. In seinem Zentrum prangten zwei tränenförmige rote Male. Es waren Bissmale … die Bissmale eines Werwolfs.
    Irina schlug sich erschüttert die Hand vor den Mund. „Dmitri …“
    „Ich bin jetzt kein Rudelführer mehr … und werde auch nie wieder einer sein“, erklärte Dmitri mit leiser Stimme. „Also geh jetzt lieber, Irina. Renn nach Hause zu Sergej und Yelena!“
    Ich erkannte das Bissmal sofort als das, was es war – ein Zeichen der Erniedrigung, eine Markierung durch einen anderen Werwolf. Dieser Biss war nicht dazu gedacht gewesen, Dmitri zu verletzen. Er sollte ihn lediglich zeichnen und seine Degradierung für alle Welt offensichtlich
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