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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde
Autoren: Caitlin Kittredge
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machen. Unter gewöhnlichen Menschen hätte man jemandem den Spruch „Ich hab s nicht drauf!“ auf die Stirn tätowieren müssen, um einen ähnlich demütigenden Effekt zu ereichen.
    „Oh mein Gott, Dmitri! Das hättest du nicht tun müssen …“ begann ich, aber schon beim zweiten Satz wurde ich von Irinas Schluchzen unterbrochen. Unter Tränen brach sie direkt vor uns zusammen. Ihr Gesicht war verzerrt – gezeichnet von dem gleichen tiefsitzenden Schmerz des Verrats und der Enttäuschung, der auch mich während der Szene am Bete Noire zerrissen hatte. Sie bot einen jämmerlichen Anblick. Ihre Hände zitterten, ihr Gesicht war kreidebleich, und aus ihrem Mund drangen keine Worte mehr, sondern nur noch unverständliche Zischlaute, die durch die ausgefahrenen Reißzähne ziemlich bedrohlich wirkten. „Du … hast … du hast mir nichts erzählt!“
    „Warum hätte ich es dir erzählen sollen? Du hättest sowieso nur versucht, es mir auszureden“, erwiderte Dmitri.
    „Aber ich bin deine Partnerin!“, schrie sie. In den letzten Wochen hatte ich fast unentwegt darüber nachgedacht, Irina wehzutun und sie von meinem Schmerz kosten zu lassen. Ich war mir so sicher gewesen, dass ich jubelnd in die Luft springen würde, wenn ich sie an denselben Qualen zerbrechen sähe, die ich durch den Verlust von Dmitri erlitten hatte. Aber jetzt, da sie wie ein Häufchen Elend vor mir stand, war alles anders. Ich fühlte mich scheußlich und hundsgemein – in gewisser Weise sogar beschämt – bei ihrem Anblick.
    „Ich bin aber nicht dein Partner“, erwiderte Dmitri. „Ich bin mit Luna zusammen, und so hätte es eigentlich auch immer sein sollen.“
    Sunny, die die ganze Szene schweigend, aber mit weit aufgerissenen Augen verfolgt hatte, trat jetzt an Irina heran und griff nach ihrem Ellbogen. „Ich denke, es ist das Beste für alle Beteiligten, wenn Sie jetzt gehen, Irina.“ Mit langsamen Schritten begleitete sie das schluchzende Redback-Weibchen hinaus zum Auto. Erst als ich die Motorgeräusche nicht mehr hören und somit sicher sein konnte, dass sie tatsächlich verschwunden war, wandte ich mich wieder Dmitri zu.
    „Als du nach unserem Streit davongelaufen bist, wurde mir klar, dass du ein Heilmittel für meine Infektion finden wolltest“, sagte Dmitri. „Und ich habe erkannt, dass Irina das niemals für mich getan hätte. Da wusste ich, zu wem ich gehöre und bin zu Sergej gegangen, damit er mich von meinen Verpflichtungen dem Rudel gegenüber befreit.“
    „Dann bist du jetzt auch ein Insoli?“, fragte Sunny vorsichtig, und ich war froh, dass sie das Wort ergriff, denn ich stand kurz davor, einen Schreikrampf zu bekommen.
    „Nein“, erklärte Dmitri. „Ich bin immer noch ein Redback, aber ich stehe weiter unten in der Rangordnung. Andere Werwölfe können mich jetzt dominieren, sodass ich mich für einige Zeit nicht bei dem Rudel in Nocturne sehen lassen sollte.“ Er drehte sich zu mir und nahm meine Hände in seine. „Und da kommst du ins Spiel, Luna …“
    „Dmitri“, unterbrach ich ihn, „das hätte ich nie im Leben von dir verlangt.“
    „Wahrscheinlich nicht … aber ich wollte es so. Wenn du dich nicht für mich ändern kannst, Luna, dann muss ich mich eben für dich ändern.“
    Einerseits wollte ich ihn wegschicken, ihm sagen, dass ich es nicht wert war, aber noch viel mehr sehnte ich mich einfach danach, ihn endlich wieder an meiner Seite zu haben. Gerührt fiel ich ihm um den Hals und drückte ihn fest an mich, woraufhin auch Dmitri seine Arme um mich schlang. „Ich muss noch ein paar Sachen aus unserem Versteck über dem Bete Noire holen, okay? Danach bleibe ich so lange hier, wie du mich ertragen kannst.“
    „Das wird niemals funktionieren“, sagte ich pessimistisch und musste trotzdem lächeln. „Und falls doch, dann wird es unglaublich schwierig.“ Ich wusste, dass die ganze Geschichte Konsequenzen haben würde. Die Rudelältesten der Redbacks würden es sicherlich nicht lange dulden, dass ein ehemaliger Anführer mit einer Insoli zusammenlebte.
    „Kann sein“, stimmte Dmitri zu. „Aber das ist mir jetzt egal. Wir müssen es drauf ankommen lassen.“ Mit einem Kuss verabschiedete er sich. „Bin bald wieder da, Süße.“
    „Bleib nicht so lange weg“, rief ich ihm nach, und als er zur Tür hinausging, konnte ich selbst noch nicht so richtig daran glauben, dass er wiederkommen würde.
    Es dauerte einen Monat, bis mein Arm wieder einigermaßen in Ordnung war. Die Heilkräfte der
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