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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde
Autoren: Caitlin Kittredge
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Scheiße!“, sagte Martinez und schlug sich aufs Knie. „In unserem Umkleideraum auf dem Revier hängen sämtliche Zeitungsausschnitte von Ihnen. Es hat sogar Wetten gegeben, ob man Sie wieder arbeiten lässt oder rausschmeißt, weil Sie zu durchgeknallt sind.“
    Bei diesem Stichwort tauchten in meinem Kopf unerfreuliche Erinnerungen an die Sitzungen mit Dr. Merriman auf der Psychiaterin, die mir vom NCPD zugewiesen worden war –, aber im Handumdrehen hatte ich sie wieder verdrängt. „Dann kann ich wohl davon ausgehen, dass Sie gegen mich gewettet haben?“
    „Verdammt, nein!“, sagte Martinez. „Jeder weiß doch, dass Sie ein zähes Biest … äh, ich meine, ein harter Detective sind. Ich wusste, dass Sie wiederkommen würden.“
    „Ihr Vertrauen ist wirklich rührend“, antwortete ich und wandte mich wieder der Leiche zu. Plötzlich erschien mir die Gesellschaft eines toten Junkies doch gar nicht so schlecht. Zumindest zeigte der nicht mit dem Finger auf mich oder tuschelte hinter meinem Rücken.
    Ich durchsuchte gerade die schwarze Botentasche des Toten, auf der ein ausgefallenes Logo in Form eines geflügelten Fußes und die Aufschrift MESSENGER OF THE GODS prangten, als sich der Van der Spurensicherung näherte.
    Hinter dem Van hielt ein schwarzer Lincoln mit dem Wappen der städtischen Gerichtsmedizin, und nach einem kurzen Kampf mit dem Sicherheitsgurt stieg Bart Kronen aus. Er hatte eine Tasche mit sämtlichen Gerätschaften seiner Zunft bei sich und winkte mir mit der freien Hand zu, als er mich entdeckte.
    „Schön, dass Sie wieder an Bord sind, Detective! Was haben Sie denn heute Abend für mich?“
    Hinter mir klickten bereits die Kameras der Spurensicherung, und ihre Blitze tauchten die Umgebung immer wieder in gleißend helles Licht. „Nichts Aufregendes, fürchte ich. Klassischer goldener Schuss“, antwortete ich und deutete auf eins der Reihenhäuser gegenüber, in dem noch Licht brannte. „Ich schätze, er ist aus dem Fixerschuppen da drüben gekommen und ist dann hier auf der Straße tot zusammengebrochen, bevor er überhaupt gemerkt hat, dass er diesmal zu viel gedrückt hat.“
    Flüchtig überprüfte Kronen den Puls des Mannes und rüttelte dann am Arm der Leiche. Sie wackelte wie eine Schaufensterpuppe – alle Gelenke waren steif. „Die Totenstarre hat bereits eingesetzt, und die Haut hat fast Umgebungstemperatur. Er ist weniger als sechs Stunden tot, würde ich sagen. Mehr Details kann ich Ihnen im Moment nicht liefern, fürchte ich.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ist mir eigentlich auch egal, es sei denn, jemand hat ihm die Nadel gegen seinen Willen in den Körper gerammt.“
    Kronen ließ den Kegel seiner Taschenlampe über Hände und Fingernägel des Mannes gleiten. „Keine Spuren, soweit ich sehen kann.“ Dann hob er die Lider der Leiche an und untersuchte die ins Leere starrenden Augen. Sie waren von einer leuchtend grünen, grasähnlichen Farbe, die aber bereits unwiederbringlich verblasste.
    Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen – eine physische Reaktion, hervorgerufen durch die Erinnerung an dunkelgrüne Augen und struppiges rotbraunes Haar, das darüberhing wie die Zweige eines Baumes im Herbst über einem tiefen Teich. Verflucht seist du, Dmitri! Verdammt seiest du und auch der Boden, über den du gehst!
    „Das hier ist ganz interessant, Detective … Detective?“
    So schnell, wie Dmitri in meinen Gedanken aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder in einer Wolke aus Qualm von Nelkenzigaretten verschwunden, zurück blieb nur das Echo seines rauen Lachens.
    Ich hockte mich neben Kronen und musste mich zusammennehmen, um nicht zu stark zusammenzuzucken, als er mit seinem Gummihandschuh gegen das tote Auge des Junkies tippte.
    „Sehen Sie das hier?“ Er zeigte auf feine rote Linien, die sich wie ein Spinnennetz über das Augenweiß zogen.
    „Ein bisschen spät für Augentropfen, oder, Doc?“, sagte ich scherzhaft, woraufhin Kronen wenig amüsiert den Mund verzog. Auch mein Lächeln erstarb.
    „Das sind petechiale Blutungen“, erklärte Kronen. „Sie sind nur stecknadelkopfgroß und entstehen durch die Ruptur winziger Blutgefäße in der Oberfläche des Auges.“
    „Und was heißt das?“, wollte ich wissen.
    Kronen schaltete seine Taschenlampe aus und rückte beim Aufstehen seine Krawatte und den elastischen Hosenbund zurecht. „Das passt nicht zu einer Überdosis Heroin. Petechiale Blutungen treten eigentlich nur auf, wenn das Gehirn zu
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