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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde
Autoren: Caitlin Kittredge
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Türknauf und bemerkte dabei, dass meine Hände schon nach ihrem ersten Wort zu schwitzen begannen, was mir überhaupt nicht gefiel. „Captain Morgan …“, begann ich und musste mir ein Kichern verkneifen, da ich bei Captain Morgan unweigerlich an den bekannten walisischen Freibeuter denken musste. Meine Fantasie stattete die kleine blonde Frau vor mir sofort mit einer grauen Perücke und einer Piratenkluft samt Augenklappe aus. Bei den Allmächtigen, Luna, nimm dich zusammen!
    Morgan blickte von der Akte auf, die sie in den Händen hielt, und musterte mich über ihre Halbbrille hinweg. „Ja? Was gibt s, Detective?“
    „Captain Morgan“, versuchte ich es ein zweites Mal. „Ich bin Luna Wilder. Sie wollten mich sprechen?“
    Das kurze Flackern in ihren Augen verriet mir, dass ihr jetzt dämmerte, wer da eigentlich vor ihr stand. Sofort ließ sie die Akte auf den Tisch fallen. „Natürlich. Nach den Unmengen an Artikeln über Ihren letzten Fall hätte ich Sie eigentlich gleich erkennen müssen. Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich!“
    Ich drückte die Tür behutsam zu und setzte mich in einen der neuen Stühle vor Morgans Schreibtisch. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass nicht nur Roenbergs protziger Holztisch, sondern auch seine muffigen alten Sessel verschwunden waren. Der neue Captain saß nun hinter einem hellen Holzschreibtisch mit Chrombeschlag, vor dem zwei Plastikstühle mit einem sportlich modernen Design standen. Morgan schaute mich mit ihren meerblauen Augen an. Ihr bohrender Blick bereitete mir sofort Unbehagen – wahrscheinlich hatte sie ihm ihren neuen Posten zu verdanken.
    Auf der anderen Seite konnte es aber auch gut sein, dass ich ihrem martialischen Auftreten zu viel Bedeutung beimaß. Morgan war eine Frau in einer gehobenen Position und musste sich wahrscheinlich jede Menge Mist von männlichen Kollegen anhören. Möglicherweise setzte sie sich deshalb die Maske des unausstehlichen Scheusals auf.
    „Detective Wilder, lassen Sie mich gleich vorneweg sagen, dass ich dagegen war, Sie wieder in den Polizeidienst aufzunehmen.“
    Vielleicht war sie aber tatsächlich nur ein unausstehliches Scheusal.
    Ich schluckte und blieb nur deshalb weiterhin freundlich, weil ich meine Entrüstung an dem Stuhl ausließ. Bei ihren Worten umklammerte ich mit den Händen die Kunststoffsitzfläche mit so viel Kraft, dass sich unter dem Sitz Plastikspäne unter meine Fingernägel bohrten. „Darf ich fragen, warum, Ma’am?“
    „Wenn Sie es denn unbedingt wissen wollen … Sie sind in meinen Augen einfach ein schlechter Detective.“
    Morgan war anscheinend noch nicht fertig mit ihrer Erklärung, aber ich fühlte schon nach diesem ersten Satz, wie sich meine Wangen vor Wut röteten. „Ich bin der neue Captain hier, Detective, und glauben Sie mir, ich habe meinen Laden immer fest im Griff. In meiner Mannschaft gibt es keinen Platz für Selbstdarstellerei, Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten, und ganz besonders …“, sie nahm ihre Brille ab und musterte mich von oben bis unten, als sei sie Anubis höchstpersönlich und würde gerade den Wert meiner Seele abwägen, „… ganz besonders gibt es hier keinen Platz für Werwölfe, die ihre Triebe nicht unter Kontrolle haben und die menschlichen Mitglieder meines Teams gefährden. Sollte mir wegen Ihnen auch nur ein Haar in meiner Frisur verrutschen, Wilder, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie die längste Zeit hier gearbeitet haben.“
    Eine Welle unbändigen Zorns überrollte mich und sorgte dafür, dass mein gutes Benehmen den gleichen Weg wie guter schottischer Whiskey beim Polizeiball nahm und auf Nimmerwiedersehen in meiner Magengegend verschwand. „Verdammt noch mal! Was in drei Teufels Namen wollen Sie damit andeuten?“, fragte ich wütend.
    Morgan lächelte mit schmalen Lippen, und ihre Augen funkelten dabei so kalt und hart wie geschliffene Saphire. „Da ist es ja schon, das berühmt-berüchtigte Temperament der Luna Wilder“, bemerkte sie herablassend. „Ich war schon gespannt, wie lange Sie sich wohl zusammenreißen können.“ Mit einem Blick auf die verchromte Wanduhr fügte sie hinzu: „Nicht sonderlich lange, wie mir scheint.“
    Dann schloss sie die vor ihr liegende Mappe und stieß sie über den Schreibtisch in meine Richtung. Als ich auf der Vorderseite meinen Namen sah, begriff ich, dass es meine Personalakte war. Ein Blick reichte, um zu erkennen, dass sich darin mehr als nur ein paar der gelben Aktenvermerke, wie sie beim
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