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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament
Autoren: Liza Marklund
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Beatrice Cenci, Rächer der geschändeten Unschuld und der getretenen Gerechtigkeit.«
    Sie sah Q an und wollte weinen, weinen.
    »Er ist von seinem Vater vergewaltigt worden«, sagte sie, »und dafür hat er ihn umgebracht.«
    »Das wusste ich tatsächlich nicht«, sagte Q.
    Annika starrte an die Decke.
    »Bei den anderen Morden ging es um Geld«, sagte sie. »Ein Nobelpreis in Medizin wäre für Medi-Tec um die 50 Milliarden Dollar wert gewesen. Sie wären eines der größten Pharmaunternehmen der Welt geworden. Wissen Sie, meine Kinder schlafen da drüben.«
    Sie zeigte zum Haus.
    »Können wir die Vernehmung auf morgen verschieben?«
    Q blickte sie einen Augenblick an, dann nickte er.
    »Haben Sie jemanden, der nach Ihnen sieht? Kommt Thomas nach Hause und kümmert sich um Sie?«
    Sie lächelte durch einen Schleier von Tränen.
    »Natürlich«, sagte sie. »Thomas kümmert sich um mich. Ich schreibe etwas für die Zeitung und maile Ihnen den Artikel. Kein Redeverbot?«
    »Doch«, sagte er. »Aber Sie machen ja doch, was Sie wollen, nehme ich an.«
    Sie verließ das Haus, überquerte den Rasen, betrat ihr Haus, ging die Treppe hoch, sah, dass die Kinder friedlich im Doppelbett lagen und schliefen, sie schloss die Tür und brach im Flur auf dem Boden zusammen.

Donnerstag, 3. Juni
    Sie musste eingeschlafen sein, um sie herum herrschte tiefste Nacht, und alles war still. Schuldbewusst setzte sie sich auf, wackelig und benommen kam sie auf die Füße und beeilte sich, nach den Kindern zu sehen.
    Ellens Daumen war in ihren Mund gewandert, Annika ging hinüber und zog ihn heraus. Sie streichelte dem Mädchen übers Haar, und es regte sich im Schlaf. Kalle schlief tief mit offenem Mund und leisen Schnarchern.
    Er kommt zurück, dachte Annika. Papa kommt wieder zu uns nach Hause.
    Sie hielt den Gedanken an eine andere Möglichkeit nicht aus. Sie verdrängte den aufkeimenden Schmerz auf die einzige ihr bekannte Weise: Sie ging ins Arbeitszimmer und schaltete den Computer an. Und sie schrieb. Sie schrieb alles auf, über Carolines Bedrohung und ihr Geheimnis und ihre Erpressung, sie beschrieb, was Bernhard gesagt hatte, Ebbas Reaktion, ihre eigenen Schlüsse, den Sturm der Polizei.
    Dann mailte sie den Text an zwei Adressen: Q und Jansson. In die Betreffzeile schrieb sie
Achtung, Redeverbot!
    Sollten sie doch damit machen, was sie wollten.
    Sie schaltete den Computer ab, blieb noch einen Augenblick sitzen und starrte aus dem Fenster. Die Sommernacht war blau, schmeichelnd lau. Bei dem alten Hopkins war noch immer Licht, sowohl in der Küche als auch im Keller. Ebbas Haus lag im Dunkeln, sie war sicher noch nicht aus dem Krankenhaus zurück.
    Ich kann bestimmt nicht wieder einschlafen, dachte sie, und ihre Augen brannten.
    Sie wollte ins Bad, doch an der Tür zögerte sie. Ihr Blick fiel auf die Badewanne. Sie war leer und sauber, sie hatte das Emaille mit einem Fensterleder geputzt. Eigentlich dürften dort keine toten Frauen mehr liegen.
    Sie holte Luft, ein ruckartiger Atemzug, der zu einem langen Seufzer wurde und in einem Schluchzen endete.
    Er kommt zurück, dachte sie. Er muss zu uns zurückkommen. Bitte, lieber Gott, lass ihn wieder nach Hause kommen!
    Sie ließ sich auf der Toilette nieder und stutzte den Kopf in die Hände. Sie spürte ihren schweren Atem. Ihr Puls dröhnte in den Ohren, ihre Arme zitterten.
    Ich brauche dich, dachte sie. Ich liebe dich. Verzeih mir.
    »Das habe ich nicht gewollt«, flüsterte sie.
    Und das Gesicht in den Händen vergraben, weinte sie, bis sie nicht mehr konnte, und das Haus war still und sie vollkommen leer.
    Schließlich erhob sie sich, benommen und erschöpft.
    Alles wird gut, dachte sie. Irgendwie müssen wir das wieder hinkriegen.
    Sie griff nach ihrer Zahnbürste und bemerkte, dass die Zahnpasta leer war. Notgedrungen putzte sie sich nur mit Wasser die Zähne, gurgelte und spuckte aus, wusch sich mit ihrer teuren Seife das Gesicht und bürstete sich das Haar. Sie begegnete ihren Augen im Spiegel, geschwollen und abwesend. Sie lehnte sich über den Waschtisch, bis die Beleuchtung sie von oben erfasste und schwarze Schatten auf ihr Gesicht zeichnete.
    Wer bin ich?, durchfuhr es sie. Wohin führt mein Weg? Bin ich dabei, mein Leben und meine Familie geradewegs gegen die Wand zu fahren? Trage ich etwas Destruktives in mir, das ich nicht kontrollieren kann? Ziehe ich Tod und Verderben an?
    Sie schloss für einen Moment die Augen, verließ die Schattenwelt und sah sich dann im Bad
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