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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament
Autoren: Liza Marklund
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Francesco. Und er hat sich an Ihnen vergangen, ebenso wie Beatrices Vater sich an ihr vergriffen hat.«
    Bernhard Thorell richtete die Waffe auf sie, Annika sah, dass sie zitterte.
    »Aber das ist nicht richtig«, sagte Annika und sah den Mann nachdrücklich an. »Sie sind kein bisschen wie Beatrice Cenci, und Sie haben keine Möglichkeit, so zu werden wie sie. Niemand wird jemals ein Drama über Sie schreiben, Sie werden niemals der Rächer der geschändeten Unschuld und der getretenen Gerechtigkeit werden.«
    »Oh«, sagte er und ließ die Pistole wieder sinken. »Wenn Sie sich da mal nicht vertun.«
    »Nein«, sagte Annika. »Es gibt eine Gerechtigkeit, sowohl hier als auch auf der anderen Seite des Grabes.«
    Er lachte amüsiert, doch Annika meinte, einen Unterton von Unsicherheit herauszuhören.
    »Sie werden auch niemals einen Nobelpreis bekommen«, sagte sie. »Das wissen Sie ja, oder?«
    Sein Lachen erstarrte, er kam ein paar Schritte auf sie zu.
    »Caroline hat im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass Sie ihn nicht bekamen«, sagte Annika, »und Ernst hat sichergestellt, dass in diesem Jahr nichts daraus wird. Und von nun an wird Ihre Gefängnisstrafe dafür sorgen, dass Sie ihn auch in Zukunft nicht bekommen.«
    Er lachte wieder, höhnisch.
    »Und wer sollte mich festsetzen? Sie etwa?«
    In der nächsten Sekunde krachten die Flügeltüren auf, und aus der Küche ertönten Stimmen und Gepolter. Bernhard Thorell konzentrierte sich jetzt nicht mehr auf Annika und Ebba. Abwechselnd richtete er die Waffe zur Halle und in Richtung der Küche. In beiden Türöffnungen erschienen Polizisten in Kampfanzügen, alle zielten mit ihren Maschinengewehren auf Bernhard Thorell.
    »Lassen Sie die Waffe fallen«, schrie einer von ihnen.
    Ebba weinte noch lauter.
    Bernhard Thorell schaute die Polizisten erschrocken an.
    »Aber, was soll das denn?«, sagte er.
    »Lassen Sie die Waffe fallen und treten Sie zwei Schritte zurück«, sagte der Polizist.
    »Aber ich habe nichts getan«, sagte er. »Was wollen Sie denn von mir?«
    Die Polizisten kamen näher, Schritt für Schritt. Bernhard hob die Hände.
    »Okay, okay«, sagte er. »Ich lege sie hier auf den Tisch, ist das in Ordnung?«
    Wieder neigte er den Kopf zur Seite und lächelte die Polizisten an.
    Heiliger Himmel, dachte Annika, er glaubt sogar jetzt noch, dass ihn sein Charme retten kann.
    »Das ist alles ein Missverständnis«, sagte Bernhard Thorell. »Ich bin nur hier, um ein Bild abzuholen.«
    Sie legten ihm Handschellen an und führten ihn ab.
    In der Tür blieb er stehen und sah Ebba mitleidig an.
    »Sie sollten Ihren Hund ein bisschen besser erziehen«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, er hat in die Wohnung gekackt.«
    Annika saß noch auf dem Sofa, als die Polizisten Bernhard Thorell schon längst hinausgebracht hatten, unfähig aufzustehen. Ebba hingegen kämpfte sich auf die Beine und stolperte hinüber zu Francesco. Sie fiel vor dem Tier auf die Knie und nahm es in die Arme.
    Einige Zivilpolizisten gingen rein und raus, sie sprachen in Walkie-Talkies, die knisterten und piepten, aber Annika nahm nicht wahr, was sie redeten.
    Kriminalhauptkommissar Q kam herein und ließ seinen Blick prüfend durchs Zimmer schweifen.
    »Sind Sie okay, Kollegin?«, fragte er Annika.
    Sie nickte stumm.
    Q ging hinüber zum offenen Kamin und beugte sich über Ebba. Er sagte etwas, das Annika nicht mitbekam, dann führte er Ebba zurück zum Sofa. Sie sank wieder neben Annika.
    »Wie ist das vor sich gegangen?«, fragte Annika mit heiserer Stimme. Sie hatte noch immer den bitteren Geschmack von Erbrochenem im Mund.
    »Der Krankenwagen ist unterwegs«, sagte Q und nahm Ebba in Augenschein. »Sind Sie verletzt?«
    Ebba schüttelte den Kopf.
    »Sie stehen unter Schock. Am besten ist es, die Ärzte im Danderyd-Krankenhaus werfen mal einen Blick auf Sie«, sagte er und hielt Ebbas Hand. »Verstehen Sie, was ich sage?«
    Ebba nickte.
    »Woher wussten Sie …«, fragte Annika, aber Q gab ihr das Zeichen, abzuwarten.
    »Können Sie mir sagen, was passiert ist?«, fragte er Ebba.
    Die Frau räusperte sich und holte Atem.
    »Er … klingelte«, sagte sie bebend und sah flüchtig von Annika zu Q. »Ich habe ihn reingelassen. Er sagte, dass er das Bild haben wolle. Meinen Guido Reni, das Porträt von Beatrice Cenci.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Woher wusste er, dass ich es habe?«
    Annika betrachtete ihre Hände.
    »Ich habe es ihm erzählt. Entschuldige.«
    Ebba sah sie einen Moment
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