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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Autoren: Horus W. Odenthal
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Auf den ersten Blick vermochte Darachel nicht zu sagen, was es war, ein Tier oder etwas anderes.
    Es stand auf zwei Beinen wie ein Mensch. Der Kopf jedoch war lang wie der eines Tieres, glatt, kompakt und dunkel glänzend, und er saß wuchtig und tief eingezogen, wie lauernd, zwischen den Schultern. In der Mitte leuchtete bleich ein einziges befremdlich gleichmäßig rundes Auge, dessen Blick sie fixierte und sich starr in sie bohrte. Zwei weitere wesentlich kleinere Augen glitzerten seitlich davon, eins jeweils an einer Seite des Schädels, rund wie Perlen, stechend und silbrig fahl.
    Was es auch war, auf jeden Fall war es größer als ein Mensch.
    Es sah zerschunden, ramponiert aus, und dadurch wirkte es in seiner verwundeten, ungeschlachten Rohheit umso erschreckender.
    Dunkle, pechartige, flexible Platten bedeckten große Teile des massigen Körpers wie eine Haut, obwohl sie eigentlich mehr an eine Panzerung gemahnten. An manchen Stellen waren sie beschädigt, aufgeschlitzt, und dort konnte man erkennen, dass sie wie miteinander verwebte Lappen übereinander geschichtet waren. Lagen davon klafften auf, und schwere Fetzen hingen herab, ließen etwas Rohes, Blutiges, aber auch unnatürlich Glattes im Inneren darunter erkennen. An einer Schulter wölbten sich die beschädigten Platten hoch wie abgeschälte Borkenteile eines Baumes und bildeten eine Form, die an zerfranste, schartige Panzerteile eines Schulterschutzes erinnerte. Etwas wie eine gärend flirrende Korona strahlte von der Kreatur in die feineren Reiche ab.  
    Der Kopf des Wesens ruckte vor, als wollte sich sein Blick noch tiefer in sie bohren, sie dort wo sie standen festnageln, und dann setzte es sich in Bewegung. Es kam mit kurzen, schweren Schritten langsam den Hang herab auf sie zu. Darachel spürte ein leichtes Beben des Bodens, und eine Resonanz war bis in die angrenzenden äußeren Mittlerschichten hinein fühlbar. An den Absichten der Kreatur konnte kein Zweifel sein: Der Eindruck der Feindseligkeit und Unerbittlichkeit in ihrer Annäherung war unverkennbar. Wie um die letzten Zweifel endgültig zu tilgen, fuhren mit scharfem Klicken stählern glitzernde Krallen aus den Enden ihrer Klauen aus.
    Banraic zog sein Schwert, ließ es, während er sich der Kreatur näherte, in einer Reihe fließender Bewegungen und Schwünge durch die Luft sausen. Die Klinge blitzte gefährlich im silbern verhüllten Licht dieses diesigen Mittags, und Banraics Handhabung der Waffe war von erlesener Eleganz.
    Aber leider nicht von annähernd ähnlicher Effektivität.
    Die Kreatur schwang ihre Stahlkrallen und plötzlich baumelte Banraics Schwertarm nur noch an einem blutigen Muskelstrang herab. Den anderen, den linken Arm, biss die Kreatur ihm ab. Während Banraic noch tödlich verwundet zurückwankte, schoss der Schädel der Kreatur auf seinen Kopf zu. Ihr Rachen öffnete und schloss sich. Als sie sich dann wieder mit einem Ruck von Banraic abwandte, war ein Teil seines Schädels verschwunden.
    Darachel war starr vor Entsetzen. Die Schockwellen von Banraics plötzlicher und gewaltsamer Entkörperung trafen ihn unvorbereitet und kalt wie eine Sturzflut eisigen Schneeregens.
    Er sah Bruc auf die Kreatur zustürzen, sein Schwert in einem kraftvollen Bogen schwingend, der geradewegs auf die verletzte Schulter der Kreatur zielte. „Auf sie, alle gemeinsam!“, schrie er. „So kriegen wir diese Bestie!“ Zwei knappe Bewegungen, denen Darachel kaum folgen konnte. Sie fegten zunächst Brucs Schwertarm beiseite und ließen ihn dann selber durch die Luft fliegen. So als handele es sich nicht um den schweren Körper des großgewachsenen, athletischen Bruc sondern um einen lästigen Zweig, den das Wesen einfach so zur Seite wischte. Brucs Schrei jedoch, während seines Angriffs, hatte Darachel aus seiner entsetzten Starre gerissen.
    Er sah nicht mehr, wie Bruc aufkam, sondern zog schon selber sein Schwert und stürzte sich auf die Kreatur. Mit ihm zwei weitere seiner Gefährten. Der Schwertgriff lag fremd und ungewohnt in seiner Hand. Fast zur gleichen Zeit hieben ihre Schwerter auf die Kreatur ein. Der Aufprall seiner Waffe war unerwartet hart und plötzlich, der Widerstand ein lähmender Schock. Er registrierte nicht, wo er die Kreatur traf; wie ein Stoß kalten Feuers schoss der Schmerz seinen Arm hinauf. Fast wäre das Schwert seinem Griff entglitten. Seine Hand war taub. Ein heißer Schwall klatschte ihm ins Gesicht, blendete ihn. Etwas traf ihn hart in die Seite, dann
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