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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Autoren: Horus W. Odenthal
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Darachel in eine klirrend scharfe Wahrnehmung der unmittelbaren Gegenwart zurück, „dass ein möglicher Riss, der zwischen dir und der Gemeinschaft klafft, tiefer gehen könnte, als man zu glauben wünscht. Könnte es sein, dass sich in dir das Wesen eines Irrgeistes zeigt?“
    Entsetztes Murmeln wurde laut. Darachel hörte das Füßescharren seiner Gefährten um sich her, spürte, wie sie sich unruhig regten.
    „Wie kann man so etwas behaupten?“ Brucs feste Stimme brach in die unbestimmte Turbulenz der Erregung ein und hallte hart von den hohen Felswänden der Halle wider. „Irrgeist: Das ist eine schwere Anschuldigung. Sie aufgrund vager Vermutungen vorzubringen, ist ein krasser Bruch des vanhje-dha‘aum . Wer eine solche Aussage vorbringt, sollte die Konsequenzen ins Auge fassen.“ Er schritt an Darachel vorbei und trat vor die Stufen, auf denen die Enthravanen ihres Konstellariums standen.
    Cedrach trat an seine Seite und sprang ihm bei.
    „Es hat seit Jahrhunderten keine Irrgeister mehr gegeben. Sie sind aus den Grenzen unserer Gemeinschaften verschwunden und ziehen, ähnlich den Zurückgelassenen der Silaé, den Wanderern, ruhelos in den Wildnissen der Neuen Länder umher. Aber sie waren das Ergebnis einer kollektiven Strömung, die sie von dem Hauptentwicklungsweg der Gemeinschaft der Ninraé entfernt hat. Wie aber sollte ein Einzelner eine solche Saat in sich tragen? Oder wollt Ihr tatsächlich so weit gehen, Darachel als einen Atavismus hinzustellen?“
    „Ich will niemanden als etwas hinstellen“, antwortete Cenn-Vekanen im unerschütterlichen Ton und in einem Wortlaut, aus dem die Aspekte der Seelensprache merklich zurückgedrängt waren. „Ich lasse eine Potentialität als Frage aufleuchten.
    Dennoch“, fuhr er fort, „ist es erkennbar geworden, Darachel, dass du dich an den Aktivitäten, die mit unserer Aszension verbunden sind, nicht in einem Maße beteiligst, wie es der Bedeutung dieses Umstands angemessen wäre.“
    Darachel fühlte erneut die Ader an seinem Hals flattern.
    Cenn-Vekanen trat einen Schritt bis zur Kante der Stufen vor, deutete mit dem Finger auf ihn und fasste ihn dabei eindringlich ins Auge. „Lass mich es dir noch einmal in aller Deutlichkeit sagen, Darachel: Unsere Aszension ist ein bedeutsames und folgenschweres Ereignis, ein Wendepunkt, auf den die ganze Entwicklung unserer Rasse hinausläuft. Nicht mehr lange und wir werden diese Welt verlassen haben. Der Elmssog wird darüber hinweg gegangen sein, und es wird danach so sein, als hätte es uns nie gegeben. Das alles ist unaufschiebbar, und wir alle müssen mit dieser Entwicklung Schritt halten.“
    Darachel war nicht bereit, die in ihm hochkeimenden Emotionen länger zu bemeistern. Das hier ging zu weit. Es ging über die Grenzen dessen hinaus, was er selbst von einem Enthravanen dulden mochte.
    „Was hat die Aszension, was haben meine Aktivitäten dabei, was hat das alles mit dem zu tun, worüber wir hier sprechen?
    Der, über den wir hier entscheiden, ist bereits in Himmelsriff. Der Adamainra ist bereits hier.“ Die korrekte Bezeichnung für den Mann, Vai-Gaijar verkniff er sich; er wollte die Angelegenheit nicht noch komplizierter machen.
    „Was also sollen wir tun? Mit einem Schwerverwundeten?
    Sollen wir sagen, er ist ohnehin wahrscheinlich dem Tode geweiht? Er ist ein Adamainra, er darf nicht in Himmelsriff sein. Werfen wir ihn aus unseren Fenstern, die Klippen herab, so dass sein Körper im Sturz hinab zur Ebene zerschellt! Adamainraé sind ohnehin dem Tode vermählt!?“
    Eine betroffene Stille folgte seinen Worten.  
    Da genau war es: das Komplexere, Zwingendere, Fremdartigere, zu dem das Sentiment des Mitgefühls sich im Laufe der Zeit verwandelt hatte. Er glaubte, es in diesen Moment, in diesem Raum fast greifbar vor sich zu haben.  
    Das Zucken in das Netz der Gespinste, in die Zwischenschichten und die klaren Reiche schlug seine Wellen zurück und wieder hinein in ihre Versammlung. Die Enthravanen blickten einander an. Ein knapper Diskurs in Nuancen von Haltung und Gesten.  
    Schließlich richtete der Enthravan Cianwe-Gauchainen das Wort an Darachel.
    „Wir werden die alten Barrieren um Himmelsriff und unser Land wiedererrichten. Dies sollte genügen, uns zusätzlichen Schutz vor Eindringlingen zu bieten. Der Menschenmann soll bei uns bleiben. Doch er unterliegt deiner Verantwortung. Er ist eine Quelle der Information über die Gefahr, die sich in der äußeren Welt darstellt. Und er ist dein
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