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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Autoren: Horus W. Odenthal
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geometrischeren Spitzen und Zinnen gekrönt wurden. Die höchsten dieser himmelsgreifenden Bastionen und Türme überragten den oberen Rand der Plateauklippe.  
    „Dieser Menschenmann hat die Gefahren der äußeren Welt geradewegs zu den Toren von Himmelsriff gebracht.“
    Der Enthravan Cianwe-Gauchainen stand in die Lagen seiner grauen Gewänder gehüllt beinahe bewegungslos vor der Helle eines hohen Lichtschachtes, und seine Gestalt wirkte dadurch wie vom dünnen Film einer zusätzlichen weißen Aura umgeben.
    „Und es sind die Gefahren einer Welt, aus der wir uns aus bewusstem Entschluss zurückgezogen haben, einer Welt zu der wir Grenzen hochziehen, damit wir dem Weg unserer Entwicklung, unserer Bestimmung auf dem besten Pfade folgen können. Dieser Menschenmann jedoch hat als ein Repräsentant jener Welt den Weg in unser Reich gefunden. Und die Dinge jener äußeren Welt sind ihm bereits in seinen Spuren gefolgt. Das Resultat davon ist Tod.“ Enthravan Cianwe-Gauchainen sprach mit fester Ruhe, doch sein Blick richtete sich prüfend und mit unerbittlicher Aufmerksamkeit auf Darachel. „Diesen Menschen willst du in Himmelsriff aufnehmen, um ihn zu pflegen?“  
    Der Enthravan ließ sich eine Sekunde Zeit, um die Schatten von Darachels Reaktion auf dessen Gesicht zu mustern. „Er ist ohnehin dem Tod geweiht, und den Tod hat er bereits nach Himmelsriff gebracht.“
    Darachel stand in einer der zahlreichen Versammlungshallen des Hauptschiffs von Himmelsriff, nahe dem zentralen Komplex der Siebzehnhundertneununddreißig Hallen vor den Enthravanen ihres Konstellariums. Um ihn herum versammelten sich die unverletzten oder nur leicht verwundeten Überlebenden ihrer Plateauexpedition. Eine ähnliche Situation also wie beim Fund des Menschenmannes. Nur waren sie diesmal weniger. Banraic, Cuanhain, Fearnagél, Ceirnarcan und Deavane, fünf von ihnen, lagen nun aufgebahrt in den Grauen Kammern der Wandlung, auf hohen, schiffsgleichen, steinernen Podesten, die Köpfe zu den säulenschmalen, überhohen Fenstern zur Ebene hin ausgerichtet, die Füße gegen die ähnlich hohen, engen steinernen Klüfte gekehrt, die wie unregelmäßige Schnitte tief in den Bauch der Felshöhlungen hinein verliefen. Zwei weitere von ihnen wurden von Heilern verarztet. Nuankh‘chrua‘m-jhu‘whei Khuan-j‘hai-Van ,  
    Darachel stand all das vor Augen. Es war keiner Notwendigkeit geschuldet, dass Cianwe-Gauchainen ihm in solcher Breite das Gewicht und die Tragweite des Vorgefallenen darlegte. Er war dabei gewesen. Es war Teil seiner Seele und ihrer Verflechtungen geworden. Er hatte die neugeknüpften Stränge in Klarheit wahrgenommen. Und er hatte auch das Keimen des dhau bemerkt.
    Er fasste die Versammlung der Enthravane ihres Konstellariums in den Blick, die wie ein Halbkreis grauer Säulen vor dem mit Licht durchwirkten Hintergrund der Felshalle standen, und sprach dann.
    „ Svhi‘ainwe A‘chein-t‘jara‘n‘mhe tarha‘vha-hainjhe . Mir zugeeignete Enthravane. Ihr habt von einer Gefahr geredet, die in der äußeren Welt Gestalt gewonnen hat. Und Ihr habt richtig bemerkt, dass ihr Bote, in Gestalt dieses schwerverwundeten Menschenmannes, bereits den Weg zu uns gefunden hat. Richtig, dies sollte uns eine Warnung sein. Aber meine Folgerungen daraus gehen durchaus andere Wege.“
    Sein Blick suchte den seiner persönlichen Enthravan-Mentorin Viankhuan. Die stumme Zustimmung, die er in deren Zügen las, stärkte seinen Mut weiter zu sprechen.
    „Wenn es da draußen eine Gefahr für uns gibt und ihr Bote bereits zu unseren Toren vorgestoßen ist, dann ist es dringend geboten, etwas über die Natur dieser Bedrohung in Kenntnis zu bringen. Die Kreatur, von der wir angegriffen wurden, war ein Kunaimra, ein Wesen mit einem künstlich geschaffenen Körper. Wovon dieser Körper beseelt war, vermag ich zwar nicht zu sagen, aber er ist eindeutig für Kampf und Krieg geschaffen worden.  
    Wir sind nicht unantastbar. Fünf von uns liegen aufgrund dieser Gefahr bereits aufgebahrt in den Grauen Kammern der Wandlung. Unwissenheit, die mangelnde Wappnung gegenüber einer Gefahr, dies zeugt Gefährdung und Untergang. Das mussten wir schmerzlich dort draußen auf dem Plateau erfahren, als wir unvorbereitet auf diesen Kunaimra trafen. Diese Schwäche sollte sich nicht in der Gesamthaltung unserer Gemeinschaft spiegeln und wiederholen.
    Wenn sich dort draußen in der äußeren Welt etwas zusammenbraut, das für uns zu einer Gefahr werden kann, dann
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