Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
sollten wir so viel wie möglich darüber in Erfahrung bringen.“
    Er wandte sich zu seiner rechten und linken Seite, bezog die Gefährten seiner Plateauexpedition in das Gewicht seiner Argumentation ein. Sein Blick streifte dabei musternd ihre Mienen und Haltungen. Bruc und Cedrach, der seinen Arm in einem Verband trug, schienen feste Zustimmung zu signalisieren. Doch vor allem Lhuarcan und Fianaike stand der Schock über das Geschehene ins Gesicht geschrieben. Und den feineren Zeichenschichten war zu entnehmen, dass es nicht nur der Schock über den Tod ihrer Brüder und Schwestern war, sondern auch über das, was sie mit der Kreatur getan hatten.
    „Dieser Menschenmann“, schloss er, „weiß etwas über diese Gefahr, und er ist in diesem Moment unsere einzige Quelle der Information. Darum sollten wir ihn in Himmelsriff aufnehmen und pflegen. Im Interesse der Ninraé.“
    Eine Weile standen sie alle schweigend und schienen Gehalt und Tiefe des Gesagten zu erwägen.
    Dann ergriff wiederum Enthravan Cianwe-Gauchainen das Wort.
    „Deine Argumentation hat Gewicht, das sehe ich. Aber Darachel, das ist doch nicht alles. Ich fühle, dass da noch etwas anderes ist, das dich dazu bringt, für Aufnahme und Pflege des Adamainra zu sprechen.“
    Vai-Gaijar, nicht Adamainra , dachte Darachel. Verfallen wir vielleicht den gleichen Fehlern wie die Neuen Menschen, die uns einfach Elfen nennen?  
    „Ihr habt Recht, Enthravan“, sagte er aber stattdessen. „Neben der offensichtlichen dhau -Transienz, die der Fund des Menschenmannes für mich bedeutet, spüre ich das Aufkeimen von etwas, das den vagen Charakter einer Verpflichtungsbindung trägt. Aber es ist äußerst nebulös und undeutlich. Ich kann es nicht wirklich ausmachen. Dennoch ist da etwas, das ich spüre.“
    „Was heißt das?“, schaltete sich Enthravan Cenn-Vekanen ein. „Wenn du dergleichen spürst, solltest du dir sehr genau über dessen Natur im Klaren sein. Gerade du: Das solltest du wissen. Kann es sein, dass es genau diese Art zu spüren ist, die dich auf falsche Pfade bringt? Kann es sein, dass gerade hier das Erbe deiner Mutter auf gefährliche Weise durchschlägt?“
    Cenn-Vekanen blickte ihn herausfordernd an, und Darachel hatte Mühe, den Schatten einer Reaktion von seinen Zügen fern zu halten. Eine gefährliche Welle der Hitze schoss hoch zu seinem Herzen und Haupt. Er spürte eine Ader an seinem Hals in erregtem Flattern pochen und hoffte, dass niemand es bemerkte.
    „Auch deine Mutter“, fuhr der Enthravan Cenn-Vekanen fort, „trug das Erbzeichen der Adamainraé. Und hier ist wieder ein Adamainra, zu dem du eine Verflechtung zu spüren glaubst.
    Und was ist mit deinem Vater, der schließlich auch unsere Gemeinschaft verlassen hat? Setzt sich hier in deiner Seele etwas fort, zu dem das alles den Keim gelegt hat? Eine gefährliche Saat, die dich von den Wegen unserer Gemeinschaft trennt?“
    Darachel spürte, wie sein Blick zwar auf Enthravan Cenn-Vekanen gerichtet war, dessen Bild jedoch seinem Fokus entglitt, und wie seine Hände sich wider seinen Willen zu Fäusten ballten.
    Gänzlich vermochte er das, was Cenn-Vekanen sagte, nicht von der Hand zu weisen. Sein Vater? Darachel vermisste und verfluchte ihn. Eine Trennung von den Wegen der Gemeinschaft? Genau das war es ja, was er gefühlt hatte, als sein Vater sie verlassen hatte.
    Genau von diesem Zeitpunkt an, hatte er angefangen, die Webschaften und Konstellarien der Ninraé mit fremden Augen zu sehen. Als ob man auf dem Rücken liegt, in den Himmel blickt, und von einem Lidschlag zum anderen erscheint die blaue Tiefe, in die man hinauf starrt, plötzlich als ein tiefer gähnender Abgrund, der unter einem droht – so erschienen ihm die geistesfeinen Aufstiege ihrer Gewebschaftsvortriebe zuweilen wie Abstürze. Er ging dann an den Fluchten der Kammern von Himmelsriff vorbei, in denen sie in Gemeinschaften tätig waren, erblickte von den Türen gerahmte, schemenhafte Ausschnitte von Bewegungen und Tätigkeiten, von Gestalten, die in graue Gewänder gehüllt waren und die genauso gut weitere Säulen hätten sein können, und er war seltsam angerührt von ihrem wunderlichen Getriebe. Zu solchen Zeiten war er sich selber fremd und folgte den Bewegungen seiner Glieder, als seien es bloße Schatten, von denen er sich fragte, was es sei, das sie würfe – ebenso erging es ihm mit seinen Gedanken.
    Doch Cenn-Vekanen war noch nicht zum Ende gekommen.
    „Könnte es gar sein“, rissen seine Worte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher