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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume
Autoren: Thariot
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bereitet, den Siegeszug seiner Schwester zu beobachten: Sie war maßlos geworden!
    Dabei hatten die Renelaten nicht die Wandlungsfähigkeiten der Lamenis: Augenscheinlich ähnelten sich beide Völker, obwohl sich ihr Werdegang kaum stärker unterscheiden konnte. Die Renelaten verdingten sich der Wissenschaft und der Kunde moderner Technik. Mit geschickten Händen beherrschten sie das Handwerk des Eisenbiegens und dominierten mit ihren Luftschiffen den Himmel. Sie wussten allerdings nichts von der Existenz der Lamenis oder dem Jabarital, das hatte er dieser Brut bisher wohlweislich vorenthalten.
    Als erste Schattenseherin war Siria nur der Oberen ihres Ordens und dem König Rechenschaft schuldig. Dabei erstaunte ihn das alte Weib jeden Tag aufs Neue, gefürchtet und gehasst, bot sie ihren Widersachern fortlaufend Motive, sie erschlagen zu wollen, und dennoch hatte sie es geschafft, mehr als sechshundert Winter zu überleben. Sirias besonderes Talent war nicht einfach zu verstehen, sie konnte die Schatten deuten, die Schatten eines jeden gewährten ihr tiefe Einblicke auf das Innerste der Seele. Eine Fähigkeit, die ihr während ihres langen Lebens weder viele Freunde noch Glück eingebracht hatte.
    In dieser Nacht wollte er Siria etwas geben, worauf sie lange gewartet hatte, auch wenn er sicher war, dass sie sich diese Erkenntnis anders vorgestellt hatte. Lautlos löste sich sein Staub aus der Mauer, auch hier sollte ihn niemand bemerken, seine Schwester würde niemals seine Anwesenheit in ihrer Heimstätte dulden.
    Nur wenige Fackeln erhellten den tristen Korridor, seine Staubwolke glitt über die Steinplatten und verschwand unter einem Türspalt. Schemenhaft manifestierte er sich vor einer grauhaarigen Frau, die auf ihrer Nachtstätte von einem Alb gepeinigt wurde. Er umspielte Siria, labte sich am zehrenden Traum der Alten, die Abgründe ihrer Emotionen waren für ihn ein Genuss, dem er nicht widerstehen wollte.
    Was die Renelaten und seine Schwester aus der Welt gemacht hatten, fand niemals sein Einverständnis! Sie konnten dabei so viele Leben nehmen wie sie wollten, aber ihr Hochmut verärgerte ihn jeden Tag aufs Neue. Dafür wollte er die Renelaten schreiend rennen sehen, wenn sie eines Tages das Ausmaß ihrer Impertinenz erkannten. Nur der Macht der Erde, seiner Macht, stand es zu, über das Schicksal von Ninis zu bestimmen.
    Es war nun an der Zeit den Dingen ihren Lauf zu lassen: Er baute sich auf und berührte ihre Stirn, nur ein kleiner Stoß, der wie eine sanfte Woge ihre Glieder beruhigte. Entspannt und wehrlos, gleich einem schlafenden Kind, lag sie nun vor ihm. Stille kehrte ein, ein Hauch würde genügen, um ihr Leben zu nehmen.
    „Nur noch dieses eine Mal”, flüsterte er fürsorglich und löste sich auf. Er hatte Siria einen Gedanken geschenkt, mehr gab es in dieser Nacht nicht zu tun. Durch ihre Angst getrieben würde Siria seine Schwester irreführen und Yirmesa den Weg bereiten, nicht mehr und nicht weniger.
     
    ***

Der Feuermond geht auf
    Sirias Gedanken stiegen aus der unruhigen Brandung ihres letzten Traumes empor. Endlich Ruhe, alles wirkte so klar. Sie verspürte keine Schmerzen mehr, alle Pein entfernte sich unendlich weit von ihr, war das ein neuer Traum?
    Sie schwebte in der Luft und blickte in eine sternenklare Nacht, nur die drei Monde standen in voller Pracht am Nachthimmel über ihr. Dieses Licht, es berührte ihr Inneres, Yelendor, Jaloper und Kirelo, die Namen der Trabanten klangen wie ein Lied in ihren Ohren. Genüsslich spürte sie die laue Sommernacht, sie fühlte sich gut an, diese Wärme, sie sehnte sich schon seit langem danach. Schwerelos und frei, ihr fiel gerade kein Grund ein, aus dieser Träumerei erwachen zu wollen. Auf die Kälte ihrer Heimat konnte sie gut verzichten, wie auch auf vieles andere in ihrem unrühmlichen Leben. Sie hasste Saladan, wie gerne hätte sie diesen Felsen brennend auf den Grund des Polarmeeres versinken lassen.
    Etwas veränderte sich. Warum? Siria hätte so ewig verharren können. Die Sterne über ihr setzten sich in Bewegung und fielen den Monden entgegen. Oh, das gefiel ihr gar nicht, weshalb wurden die verdammten Monde stetig heller? Sie konnte sich das nicht erklären, aber ihr Magen zog sich zusammen, was übrigens nie ein gutes Zeichen war. Die drei Trabanten ihrer Welt rückten auf eine Position zusammen und - ihr Magen irrte sich leider selten - die Kraft des gemeinsamen Mondlichtes überstrahlte alles, was sie bisher kannte. Heller
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