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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume
Autoren: Thariot
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als hundert Sonnen senkte sich eine Lichtsäule in die Tiefe.
    Siria blickte nach unten, sie konnte dort kaum etwas erkennen, aber da saßen Tausende. Wer waren die? Auf was warteten die bloß? Alle blickten fortwährend auf ein feuerrotes Licht an der Stirn einer jungen Frau. Die Zeit verlangsamte sich, dieser Traum, so real und ebenso unwirklich, was sollte das alles?
    Sie wurde sich in diesem Moment eines Gedankens bewusst, den ihr ihr Gewissen kaltblütig in die Sinne prügelte. War das ihr Dämon? Zeigte der Traum seine Ankunft? Nein – das durfte nicht sein!
    Siria hatte keine Furcht mehr vor dem Tod, ihr Ende würde sie eines Tages wie ein guter Freund in die Arme nehmen. Aber der Gedanke, dass ihr Dämon schließlich doch die Erde von Ninis berühren würde, ließ sie erschauern. Seinen Namen kannte sie nicht, aber in ihren Visionen verfolgte er sie, wie ein Raubtier, das seine Beute in die Enge trieb und sich dabei ewig Zeit nahm. Die Angst vor ihm begleitete sie bereits seit ihrer Jugend, seit dem Tage, an dem sich ihr die Schatten erstmals offenbarten, stand er geifernd hinter ihr.
    Siria war nicht die einzige Schattenseherin im Orden, nur konnte niemand sehen, was sie sah. Oft hatte sie die Obere deswegen gewarnt, hatte über dunkle Gefahren berichtet, aber die alte Hexe belächelte sie nur. Voller Ignoranz lebte Amone in ihrer eigenen Wahrheit, für die Sirias Schattenbilder keine Bedeutung hatten.
    Ihre Überlegungen über den Dämon und Amone wurden jäh zerrissen, als eine Druckwelle flammroten Lichtes an ihr vorbeifegte. Sie spürte die Hitze in sich aufsteigen. Aber das war doch nur ein Traum, oder? Ihre Hände brannten. Sie sah alles in Flammen. Der Geruch verbrannten Fleisches bohrte sich in ihre Nase. Sie hörte Schreie. Ein gewaltiger Donner ließ die Wände und Decke einer Höhle kurz aufblitzen und in einem Feuersturm explodieren. Ein brennendes Pferd ritt an ihr vorbei.
    Die Geräusche verklangen, wie ein kaltes Tuch legte sich die Dunkelheit über ihre Augen.
     
    Abrupt aus dem Traum gerissen, fuhr Siria hoch. Gerade hatte sie noch die Konturen einer jungen Frau gesehen, hatte die drei Monde gesehen – und Feuer. Sie atmete hastig, mit den Gedanken noch im Gewirr ihres Traumes gefangen, bemühte sie sich zur Ruhe zu kommen. Die Bilder verblassten zu schnell um alles zu verstehen, in den Flammen hatte sie niemanden erkennen können – wer war dieses Mädchen?
    Eine Kerze auf dem Kaminsims gab ihrer Kammer nur ein fahles Licht. Sie rieb ihr gesundes Auge und blickte sich suchend um, kalt und karg, bot ihr Domizil neben der Pritsche nicht mehr als einen Tisch, einen Stuhl und zahlreiche Schriftrollen. Sie war allein.
    „Oh … verdammt. Siria!” Die Schatten verhöhnten sie, die drei Monde waren eindeutig das Zeichen seiner Ankunft! Langsam erhob sie sich von ihrer Holzpritsche und streckte ihre steifen Glieder dem Kamin entgegen, dessen verbliebene Glut kaum noch Wärme spendete. Sie zuckte zusammen und griff nach der Stuhllehne. Zitternd, den Mund vor Schmerzen verzogen, stützte sie mit der Hand ihre Lendenwirbel. Vermutlich war ihr Rücken schon vor hundert Wintern gestorben und hatte es ihr vor lauter Bosheit nicht gesagt!
    „Wo habe ich nur diese verfluchte Salbe?!” Einfach der Nase nach, das Zeug stank schließlich wie ein toter Frosch. Siria fror, fahrig öffnete sie den kleinen Tiegel und rieb sich ein. Sie zog sich eine schwarze Robe über ihr Nachthemd und richtete sich mühselig auf. Und diesen Quacksalber würde sie vierteilen lassen, aber vorher steckte sie ihn in einen Schweinetrog. Sollte er doch darin in seiner eigenen Pampe verrotten, und der Rest, der würde gevierteilt!
    Siria ging zu ihrem Arbeitstisch, schob ein Tintenfass und ihre Schreibfeder zur Seite und kramte zwischen einigen Schriftrollen umher. Träume enthielten immer eine Botschaft, es galt nur, sie richtig zu deuten. Während ihres langen Lebens hatte sie sich abgewöhnt, an Zufälle zu glauben. Sie war überzeugt, das Datum seiner Ankunft zu kennen, auch wenn sie immer gehofft hatte, sich geirrt zu haben. Hektisch rollte sie ein vergilbtes Pergament auf und las es im Kerzenlicht.
    „Wenn die Monde Jaloper, Yelendor und Kirelo – ja, das ist es! Der alte Kalender stimmte doch. Es kann nicht mehr lange dauern. Oder ist es bereits passiert? Das muss ich sofort der Oberen berichten, diesmal wird sie mir zuhören müssen!”
    Lange hatte sie auf Zeichen gewartet und deswegen oft mit sich gehadert. Eine
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