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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume
Autoren: Thariot
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kalte Gewissheit durchfuhr sie nun, sie hatte die ganze Zeit über Recht behalten, die Konvergenz der drei Monde kündigte die Ankunft des Dämons auf Ninis an. „Los, die Nacht ist vorbei, bring deine alten Knochen in Schwung! Das Vieh darf niemals den Weg nach Saladan finden. Du kannst später schlafen, wenn der Kadaver dieser Bestie vor deinen Augen brennt!”
    Siria ignorierte die Schmerzen in ihren Gliedern, umschloss mit der Hand einen daumengroßen Stein, den sie, mit einem Lederband gebunden, als Halskette trug und küsste ihren Handrücken.
    „Nimm meine Blindheit und schenk’ mir Weisheit, die Schatten zu verstehen!”, murmelte sie. Bestärkt nahm sie ihren Stock, stieß lautstark die Holztür auf und polterte durch den Flur. Dabei lächelte sie genüsslich und ließ die Ordensschwestern in den anderen Kammern an ihrer Umtriebigkeit teilhaben. Faules Gesindel, wenn sie nicht schlafen konnte, brauchten die anderen das auch nicht.
    „FERIOSI … los, die Nacht ist vorbei!”, rief sie, ein paar Schritte weiter, durch die Holztür ihrer Schülerin zu. „Zieh dich an und komm mit. Wir haben zu tun.”
    „Werte Siria, bitte … ja sicherlich … gleich … einen Moment, ich zieh mich nur an”, stotterte eine aufgeschreckte jugendliche Stimme aus der Kammer. Dieses kleine Luder! Sie würde ihr schon noch beibringen, eine gute Seherin zu werden und wehe, wenn sie nicht alleine in ihrem Bett war!
    Kurz darauf eilte Feriosi auf den Korridor und band sich hastig ihre dunkle Mähne zum Zopf. Siria war sich immer noch nicht sicher, ob es richtig gewesen war, wieder eine Schülerin auszubilden, aber sie hatte sich dazu überreden lassen. Nun hatte sie seit ein paar Tagen diese Göre am Hals, bei der vermutlich die Augen zu leuchten beginnen, sobald jemand hinter ihrem Kopf eine Fackel hochhalten würde.
    „Bedecke deine Haare, mein Kind!”, ermahnte Siria mit erhobener Stimme. Dass diese jungen Dinger einfach nicht wussten, was sich gehörte!
    Betroffen zog sich ihre Schülerin die Kapuze ins Gesicht. „Ja, bitte verzeiht.”
    „Als ich so alt war wie du, wusste ich immer, wann meine Schattenseherin aufsteht. Ich musste mich nie wecken lassen!” Zum Glück war die Alte damals schon steinalt gewesen und lag über drei Viertel des Tages schnarchend in ihrem Loch. Bis sie eines glücklichen Tages anfing zu stinken und Siria endlich ihre Ruhe hatte.
    „Ja, ich werde mich bemühen. Danke, werte Siria, dass Ihr stets in Sorge um meinen Charakter seid.”
    „Sicherlich, mein Kind, aus dir soll doch später etwas werden! Der Orden duldet nur Disziplin und Gehorsamkeit!”, sagte sie und blickte prüfend in den Schlafraum ihres Zöglings, bevor sie die Tür zuzog. Die Kleine war jung, dumm und unwichtig – und alleine, ihr Glück! Ihr junges Fleisch war ein Fluch, wehe, sie erwischte einen feschen Galan, der auf ihrem Fell herumhüpfte und sie dick machte!
    „Werte Siria, wo wollen wir hin?”
    „Wart's ab!” Den Traum im Nacken und die Schriftrolle in den Falten ihrer Robe verborgen, eilte sie voran.
    „Aber ehrenwerte Schattenseherin, in der Stadt dürfte doch kaum einer wach sein? Außer den Wachen … aber sonst?”
    „Bist du dir sicher?”
    „Nein, wenn Ihr so fragt … bekomme ich Ärger?”
    „Sollte es dafür einen Grund geben?”
    „Nein … ich meine … wirklich, ich habe mich an alle Regeln gehalten, die Ihr mir auferlegt habt.”
    „Schweig jetzt! Wir müssen dringend zur Oberen!” Dumme Göre! Es ging nicht um sie, ein Dämon kündigte sich an, auf ihre Welt zu kommen. Er war hungrig, skrupellos und vermutlich gefährlicher als alles, was sie zu kennen glaubten. Ihnen würde nicht mehr viel Zeit bleiben, sie mussten diese Bestie töten! Koste es, was es wolle!
     
    In großen Teilen von Saladan kannten die Renelaten keine Tage oder Nächte, ihr Himmel bestand nur aus Steinen. Die Fackeln brannten überall und das zu jeder Zeit. Siria hasste die langen Korridore, ihre Knie ließen sie bei jeder Treppenstufe dafür büßen, hier zu leben.
    Nach kurzer Zeit durchschritt sie mit ihrer Schülerin eine große steinerne Halle, die zu einer Seite offen in die blauschwarze Nacht blicken ließ. Der Polarwind pfiff scharf an ihnen vorbei, wobei sie das Wetter ebenfalls verdammte. Nur wenige Schneeflocken wirbelten trotzig vor ihr auf den Steinplatten umher. Das war der kürzeste Weg zu Amone, die Obere würde ihr endlich Gehör schenken müssen.
    Siria blieb erstaunt stehen, ihr Unmut über Saladan,
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