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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir
Autoren: Berte Bratt
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Sprachstudien aufgeben. Die werden immer mein großes Hobby sein.“
    Onkel Espetun öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam lange kein Laut. Nichts weiter als ein Räuspern, ein gründliches Räuspern. Und dann nahm er seine Brille ab und putzte sie. Er hielt den Kopf gesenkt und putzte und putzte. Dann räusperte er sich wieder, die Brille kam an ihren Platz, und nun richtete er den Blick auf Gunnar.
    „Du… du hast mir die größte Freude gemacht, die sich denken läßt, mein Junge – Gunnar“, berichtigte er sofort.
    Da lächelte Gunnar, und er reichte dem Onkel quer über den Tisch und über das Tablett die Hand. „Sag du nur ,mein Junge’, Onkel Johann, das ist okay.“
    Nina blickte von einem zum anderen. Ihre Augen glänzten, und sie war so glücklich und so unendlich dankbar, daß sie dies alles miterleben durfte, sehen und hören durfte, wie alle Probleme sich lösten, wie diese beiden im Grunde so verschiedenen Menschen einander doch fanden, weil sie eines gemeinsam hatten: die Herzensbildung.
    Es war spät geworden. Die Unterhaltung zwischen diesen drei Menschen in der großen, himmlisch friedlichen Pensionswohnstube hatte leise und gemütlich ihren Fortgang genommen. Onkel Espetun hatte sich voller Interesse erzählen lassen, wie Nina sich aus einem müden und halbkranken Gast in ein fleißiges und fröhliches Hotelmädchen verwandelt hatte. Und wie Gunnar aufgetaucht war und wie die drei jungen Menschen es geschafft hatten, in all dieser Zeit die Pension auf der Höhe zu halten.
    „Ja, ich muß mich wirklich wundern“, erklärte Onkel Espetun schließlich. „Das sage ich ja immer, die Jugend heutzutage hat mehr in sich als nur schnelle Autos und Beat-Musik. Es kommt nur darauf an, daß man es ans Tageslicht holt.“
    „Du kannst dich darauf freuen, Grete kennenzulernen, Onkel Johann“, sagte Gunnar. „Sie ist die tüchtigste von uns allen.“
    „Tatsächlich? Nun ja, wir werden sehen! Sie kommt hoffentlich bald?“
    „Ich denke wohl. Aber sie bleibt natürlich so lange wie möglich bei der Mutter. Wahrscheinlich hat die Oberschwester ihnen das Büro überlassen, und nun können sie den ganzen Abend dort zusammen sitzen und sich’s gemütlich machen.“
    „Und die anderen? Ich meine, die anderen Gäste?“
    „Oh, die kommen noch nicht! Bei dem schönen Wetter! Die bleiben heute bestimmt noch die halbe Nacht auf dem Schwalbenholm.“
    „Aber trotz und alledem muß ich jetzt etwas tun“, sagte Nina. „Ich überlege nämlich schon die ganze Zeit, ob wir etwas Gutes im Haus haben. Ich finde, wir müssen heute abend etwas extra Leckeres haben.“
    „Da kann ich vielleicht aushelfen“, sagte Onkel Espetun. „Wo ist denn mein Koffer? Auf Nummer – ja, was war es doch gleich – Nummer sechs. Nein, bleib nur sitzen, ich finde selbst nach oben.“
    Der Onkel ging lächelnd aus dem Zimmer, und Gunnars und Ninas Blicke begegneten sich.
    „Gunnar, ich freue mich so.“ Nina flüsterte es.
    „Glaubst du, ich nicht? Und, Nina, dies habe ich ja nur dir zu verdanken.“
    „Was für ein Unsinn! Du hast es deinem wunderbaren Onkel zu verdanken.“
    „Was hätte das alles für einen Zweck gehabt, wenn du mich nicht ganz und gar umgekrempelt hättest?“
    Gunnar streckte die Arme aus, und Nina schmiegte sich an ihn, so voller Erleichterung und voller Freude und unsagbarer Zärtlichkeit, und der Kuß, den sie sich gaben, war sowohl ein Dank für das, was gewesen war, als auch ein Gelübde für die Zukunft.
    „Hm, hm!“ Da stand Onkel Espetun mit einer großen Schachtel Konfekt in der Hand. Jetzt blickte er über die Brille. „Soso!“ sagte er mit einem verschmitzten Zwinkern im Augenwinkel. „So hängt das also zusammen!“
    Nina errötete, und Gunnar lächelte verlegen.
    „Ganz recht, Onkel Johann“, sagte er.
    „Ihr seid mir aber schon ein paar Kanarienvögel! Kaum hat ein braver, alter Onkel den Rücken gekehrt, da… Nun ja, man ist ja selber auch einmal ein junger Mann gewesen. Seht her, ihr wolltet ja was Gutes haben. Und ist Konfekt nach deinen Begriffen etwas Gutes, Nina?“
    „Ja, und ob! Ich will nur rasch dieses Tablett wegstellen und in der Küche das Nötigste aufräumen.“
    „Einen Augenblick!“ Eine feste Hand legte sich auf ihren Arm und eine ebenso feste Stimme sagte: „Jung-Gunnar, noch bist du nicht stud, jur. Du bist hier in der Pension gegen Lohn angestellt, nicht wahr? Also kannst du das Tablett runtertragen und in der Küche aufräumen. Denn jetzt
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