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Nimmermehr

Nimmermehr

Titel: Nimmermehr
Autoren: Christoph Marzi
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gleich ein neues bringen.
    So kam es, dass sie wieder jung war und wunderschön und die Gesichter, die sie trug, an Liebreiz gewannen.
     
    Die Menschen im Königreich indes begannen, die hübschen Töchter zu verstecken.
    In den Nächten stahlen sich die Menschen aus den Dörfern und suchten das Weite.
    Und viele von ihnen fanden ihr Glück im Königreich jenseits des Waldes, wo eine Königin herrschte, die weder Spiegel noch König hatte und glücklich war.
     
    So begab es sich, dass die Soldaten eines Tages mit leeren Händen zur Königin zurückkehren mussten.
    Es gab keine neuen Gesichter mehr im Königreich, und als das letzte der einstmals hübschen Gesichter auf dem wahren Gesicht der Königin gewelkt war, da lief sie schreiend im Schloss umher, und aus allen Spiegeln starrte sie ein Antlitz an, dass noch viel hässlicher war als jenes, das sie einst so verdammt hatte.
    Sie starb, lange nach dem König, allein.
    Man sagt, die Spiegel hätten ihr bis zuletzt Gesellschaft geleistet. Und die Schreie, die sie ausgestoßen hatte, waren an dem glatten Spiegelglas hinabgelaufen wie Tränen.
     
    Der Sarg, in den man sie bettete, war aus Glas.
    Und jeder, der Mutes genug hatte, konnte das Gesicht sehen, das sie schon immer besessen hatte.
     
    Hier endet die Geschichte von der bösen Königin, der jeder schon einmal begegnet ist. Und man sieht, dass Märchen immer in der Wirklichkeit daheim sind (Frauen begegnen der bösen Königin wohl öfter als Männer, das lehrt die Erfahrung – wenn Sie ein Mann sind und mir nicht glauben, dann fragen Sie Ihre Frau oder Freundin).
     
    So viel dazu. Die anderen Geschichten in diesem Band sind mutiger und stehen waghalsig im Scheinwerferlicht:
Scarlet
    Ursprünglich wollte ich eine Geschichte schreiben, in der Mr Fox und Mr Wolf auf William Shakespeare treffen und ihm die wahre Geschichte Prinz Hamlets erzählen. Mr Fox und Mr Wolf, muss man wissen, waren bestens über die Geschehnisse von Elsinore informiert, da sie enge Freunde des Prinzen gewesen waren. Die Geschichte sollte »Rosenkranz und Güldenstern« heißen. Sie wurde zur Hälfte geschrieben, zur Hälfte nicht. Stattdessen machte ich eines Morgens die Bekanntschaft von Scarlet Hawthorne aus St. Clouds, Minnesota, und ich wusste, was ich bis dahin nur geahnt hatte. Ich wusste, wie die Rückkehr in die uralte Metropole aussehen würde (und ich glaube, ganz ehrlich, dass nicht allzu viel Zeit bis dahin vergehen wird).
Die lügenhafte Liebe der Lady Lynx
    »Frühstück bei Tiffany« ist, meiner Meinung nach, einer der schönsten kurzen Romane, die je geschrieben wurden, die ultimative Liebesgeschichte. Truman Capote hat eine junge Frau geschaffen, die wie Audrey Hepburn aussieht und eigentlich eine Katze ist (und darüber hinaus einen Kater namens Kater hat). Dies hier ist eine Geschichte mit einer Katze, die nicht Holly Golightly heißt, sondern anders, ihr aber nicht unähnlich ist.
Nachtfahrt
    Meine ersten Berührungen mit dem Horror-Film fanden in Schwarzweiß statt: Filme von Jack Arnold, Howard Hawks, James Whale, Tod Browning und vielen anderen unvergesslichen Regisseuren spukten mir im Alter von zehn Jahren im Kopf herum (die meisten dieser Filme habe ich spätabends geschaut, heimlich in der Wohnung meiner Großmutter). Später dann, in der Schule (das darf man durchaus wörtlich nehmen), las ich Stephen King, Dean Koontz, Clive Barker und Peter Straub. Ich habe diese Geschichte für Werner Placho geschrieben, der etwas mit einem Monster oder einer Kreatur suchte, für eine Anthologie mit dem Titel »Creature«. Dass die Geschichte eine Hommage an Stephen King und viele weitere ist, dürfte kaum jemandem entgehen. Willkommen zur Nachtfahrt.
Wolfsgesang
    Chris Weidler fragte nach einer kurzen Geschichte für die erste Ausgabe von »Phase X – Magazin für Phantastik« zum Thema »Helden«. Schon lange dachte ich, dass es an der Zeit sei, eine Werwolfgeschichte zu schreiben. So bekam er ein Märchen, in dem nicht der Jäger der Held ist, sondern Rotkäppchen selbst.
Sukkubus
    Alisha Bionda suchte für eine Anthologie nach einer Geschichte voll düsterer Erotik. Die Anthologie ist nicht zustande gekommen. »Sukkubus« war mein Beitrag dazu.
Rauchzeichen, eine gewissermaßen indianische Geistergeschichte
    »Rauchzeichen« ist in erster Linie eine Komödie, in der es um indianische Mythologie und Zigaretten geht. Ich bin Nichtraucher. Kann sein, dass man das merkt, wenn man die Geschichte liest.
The way it is
    Der
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