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Nimmermehr

Nimmermehr

Titel: Nimmermehr
Autoren: Christoph Marzi
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abgeschnitten. Die Söldner verschanzten sich in der Belagerungsburg. Von dort aus wurde Burg Metzengerstein mit Katapulten, die man aus dem Holz der nahen Wälder gefertigt hatte, beschossen.
    »Nach zwei Jahren«, so Luzia, »waren die Metzengersteins ausgehungert.«
    Karl und Elias hörten sich die Angebote des Kurfürsten an, der ihnen freies Geleit zusicherte, sofern sie in seine Dienste traten. Ansonsten seien beide Brüder des Todes, und man werde niemanden auf der Burg am Leben lassen.
    »Karl war ein Mann mit Prinzipien«, sagte Luzia. »Er dachte nicht einmal über das Angebot des übermächtigen Feindes nach. Zu sehr fühlte er sich als Ritter Kaiser und Reich verpflichtet.«
    Verzweifelt versuchten die Burgbewohner unter dem Kommando Karls einen Ausfall. Die Trutzburg zu erobern, war das Ziel dieses Angriffs gewesen. Mutig warf sich Karl mit seinen Mannen dem Feind entgegen, und sie fochten heldenhaft. Die Schlacht näherte sich dem Ende, und es sah nicht gut aus für die Metzengersteins.
    »Da wurde Karl verraten«, sagte Luzia. »Von seinem eigenen Bruder.«
    Gespannt lauschten wir dem Ausgang der Geschichte.
    Denn Elias plagten keine Skrupel, die Loyalität zum Kaiser betreffend. Schon vor dem Ausfall seines Bruders hatte er im Geheimen einen Boten zur Trutzburg entsandt, um dem Erzbischof sein Einverständnis zu übermitteln. Und er warnte den Feind vor dem bevorstehenden Angriff seines Bruders.
    »Elias war der Zweitgeborene gewesen, und als solcher hätte er niemals die Herrschaft über die Ländereien erlangt.«
    Doch nun hatte sich das Blatt zu seinen Gunsten gewendet.
    Er erkannte Balduin als seinen Lehnsherren an.
    Und wurde in der Schlacht verschont.
    »Das ist kein schönes Ende«, war Gretas Meinung dazu.
    »Die Geschichte ist noch nicht vorbei.«
    »Kann es denn noch schlimmer kommen?«
    Der Gedanke, dass sich all dies hier in dieser Gegend zugetragen hatte, war wirklich befremdlich.
    »Hört zu, ihr beiden!«
    Elisabeth verfolgte die Schlacht von ihrem Turmfenster aus. In ihren Armen hielt sie das Kind, das Karl ihr geschenkt hatte. Der Kleine wimmerte an ihrer Brust, weil der Lärm der Schlacht ihm Angst machte. Unten im Tal wurde das Getümmel immer dichter. Hellebarden griffen wie dürre Arme nach dem Ritter mit dem Wappen der Metzengersteins auf seinem Harnisch, bekamen ihn zu packen und zogen ihn vom Pferd.
    »Das Letzte, was Elisabeth von ihrem geliebten Mann sah, war eine Hand, die im Meer der Fußsoldaten unterging. Das Pferd kippte zur Seite, weil es auf dem Hang keinen Halt mehr fand und immer mehr Soldaten auf es eindrängten. Es kippte zur Seite und begrub seinen einstigen Herrn unter sich.«
    Es war vorbei. Mit dem Tod des Burgherren war die Schlacht beendet. Elias, dessen wurde Elisabeth nun gewahr, ritt auf seinem Ross hinüber zum Feind, um seine Loyalität zu bekunden. Elisabeth wusste, dass Elias auf eine Heirat drängen würde. Er war unverheiratet und sie nunmehr Witwe.
    »Niemals wollte sie eines anderen Mannes Weib werden«, sagte Luzia. »So trug sie einer Zofe auf, das Kind in Sicherheit zu bringen.«
    Durch einen geheimen Tunnel floh die tapfere Zofe mit dem Kind, und niemals kehrte sie mehr zur Burg Metzengerstein zurück. Elisabeth aber stürzte sich aus einem Fenster der Burg zu Tode.
    »Man munkelte, dass die Zofe mit dem Kind in einer Höhle in den Wäldern nahe Mayen gehaust habe. Mehrere Monate habe sie sich dort versteckt gehalten. Ernährt habe sie sich von den Früchten des Waldes, und das Kind sei von einer Hirschkuh gesäugt worden, die mehrmals am Tage zur Höhle gekommen sei. Nach Monaten des Ausharrens sei ein Ritter auf der Jagd durch die Wälder am Hochstein geritten. Er hat sich der Zofe mitsamt des Kindes angenommen.«
    Greta merkte an: »Auf einer Burg am Rhein.«
    »Man weiß es jedoch nicht genau«, brachte es Luzia auf den Punkt. »Letzten Endes sind alles nur Geschichten, die von Generation zu Generation weitergereicht wurden, gewisse inhaltliche Unstimmigkeiten eingeschlossen. Elisabeth von Metzengerstein jedenfalls starb auf dem harten Felsgestein des Burghofs, so viel ist sicher.«
    Elias, erzürnt von dieser Freveltat, ließ den Leichnam der Burgherrin an einem geheim gehaltenen Ort in den Wäldern des Breitenbachtals begraben. Kein Kreuz und kein Stein sollte ihre Grabstätte zieren. Und sie sollte auch fernab von den Gebeinen ihres Mannes begraben sein.
    »Doch man sagte«, fuhr Luzia fort, »dass ein großer Rabe von jenem Tag an zu
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