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Nimmermehr

Nimmermehr

Titel: Nimmermehr
Autoren: Christoph Marzi
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Maria Laach, wo ein Mönch, der das Vertrauen des Grafen genoss, die beiden Liebenden vermählte. Danach begaben sie sich ins Breitenbachtal und harrten der Dinge, die sich bereits schnell ankündigen sollten.«
    »Was passierte dann?«
    »Geduld«, murmelte Luzia.
    Ganz fest drückte Greta meine Hand.
    Zero schnarchte behaglich.
    Draußen schneite es noch immer, als schüttle der Himmel all seine Flocken aus, um die Welt ein für alle Mal hinter einem Vorhang aus Stille verschwinden zu lassen.
    »Passt auf! Folgendes müsst ihr wissen.«
    Valdemar von Spießburgh war der Bruder des Kurfürsten Balduin, der Erzbischof von Trier war. Nun begab es sich, dass Balduin schon seit geraumer Zeit die Absicht hegte, sein Kurfürstentum auszuweiten. Die Besitztümer der Metzenger-steins grenzten an die Ländereien des Erzbischofs und eigneten sich somit hervorragend für eine Okkupation.
    »Es gab jedoch ein Problem.«
    »Und das war?«
    »Die beiden Söhne des kürzlich verstorbenen Theoderich Graf zu Metzengerstein waren Ritter des Reiches.«
    »Karl hatte also noch einen Bruder.«
    Sie nickte. »Elias.«
    »Und beide lebten auf dieser Burg?«
    »Ja«, schaltete sich Greta ein. »Burg Karfunkelstein ist eine Ganerbenburg. Das heißt, die verschiedenen Linien derer von Metzengerstein haben sich die Wohnräume in der Burg geteilt.«
    »So eine Art Wohngemeinschaft?«
    »Ja. Bergfriedensbriefe regelten das Zusammenleben. Jeder Linie standen bestimmte Häuser zu.«
    Luzia nahm das Wissen ihrer Enkelin wohlwollend zur Kenntnis. »Zurück zu den beiden Brüdern.« Sie rieb sich die Augen und atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. »Wie gesagt, gab es ein Problem.«
    »Die Ganerbengemeinschaft?«
    »Nein.«
    Ich wartete gespannt.
    »Die beiden Brüder der Familie Metzengerstein waren, wie ich eben erwähnte, Ritter des Reiches.«
    Fragend sah ich Greta an.
    Die antwortete: »Wären Valdemar und Balduin ohne Grund hier ins Breitenbachtal eingefallen, dann hätten sie sich den Zorn des Kaisers zugezogen.«
    »Es musste also eine Rechtfertigung geschaffen werden für die Eroberung des Metzengersteinbesitzes.«
    »Elisabeth!«, entfuhr es mir.
    Luzia nickte. »Balduin erfuhr von Valdemar, dass Karl dessen Tochter verschleppt hatte.«
    Während auf Burg Metzengerstein die Hochzeitsfeierlichkeiten in vollem Gange waren, schickte Valdemar einen Boten ins Breitenbachtal. Karl von Metzengerstein habe die Ehre des Grafen von Spießburgh beschmutzt, verkündete dieser.
    »Nun war aber Balduin der Lehnherr des Valdemar von Spießburgh«, erklärte Luzia. »Die Ehre Balduins war somit gleich mit beschmutzt worden. Hinzu kam noch, dass Balduin und Valdemar Brüder waren.«
    »Es war also eine List«, stellte ich fest.
    »Genau.«
    »Was geschah dann?«
    »Der Bote verließ Burg Metzengerstein, nachdem er die ihm aufgetragenen Warnungen ausgesprochen hatte.« Luzia pochte mit dem Finger auf das Manuskript, das vor ihr lag. »Balduins Truppen«, fuhr sie fort, »warteten schon.«
    »Aber dies war für alle durchschaubar«, gab ich zu bedenken.
    »In der damaligen Welt«, erklärte Luzia mir, »war es nicht ungewöhnlich, dass Valdemar in dieser Familienangelegenheit seinen Bruder um Hilfe ersuchte. Natürlich war es ein abgekartetes Spiel gewesen. Valdemars Ehre musste wiederhergestellt werden.«
    »Wie?«
    »Ihm die Ländereien der Metzengersteins zu übertragen wäre eine ausreichende Genugtuung gewesen. Und Balduin hätte auf diese Weise seinen Machtbereich ausweiten können, ohne dem Kaiser auf die Füße zu treten.«
    »Aber Karl widersetzte sich.«
    »Natürlich!«
    »Also musste Valdemar seine Ehre mit Gewalt zurückfordern.« Greta hatte es erkannt.
    Das Heer des Kurfürsten war gerüstet für eine Belagerung. Späher der Metzengersteins brachten die Kunde vom Nahen des Feindes.
    »Man verschanzte sich in der Burg, so schnell es ging«, sagte Luzia.
    Bauern karrten Vorräte hinter die sicheren Mauern. Waffen wurden geschärft. Öl zum Sieden gebracht.
    »Die Flitterwochen«, bemerkte Luzia, »schienen alles andere als angenehm zu werden.«
    Die Brüder Karl und Elias rüsteten zum Kampf.
    Derweil saß Elisabeth in ihrer Kammer und bangte um das Wohl des Gemahls.
    »Nach einer Woche trafen die Truppen des Kurfürsten ein.« Wir folgten Luzias Fingerzeig hinüber zum Fenster. »Dort drüben, auf der Anhöhe, errichteten die Söldner eine Trutzburg.«
    Die Belagerung begann.
    Augenblicklich wurde Burg Metzengerstein die Lebensmittelzufuhr
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