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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin
Autoren: Jill Shalvis
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unwillkürlich zurück. Sie wollte zwar etwas härter werden, aber das hieß nicht, dass sie tollkühn sein musste.
    “He, entspannen Sie sich. Sie haben ja eine richtige Gänsehaut.”
    “Weil mir kalt ist.”
    “Sie hätten eine Jacke mitnehmen sollen.” Er schien sehr zufrieden mit seiner Jacke zu sein. Das Leder sah wundervoll warm aus, und voller Neid beugte Ally sich instinktiv zu ihm.
    Chance runzelte die Stirn.
    “Keine Sorge. Ich bitte Sie schon nicht, mit mir zu teilen.” Aber dann fröstelte Ally wieder, und mit einem ungeduldigen Blick zog er die Jacke aus, unter der er ein schwarzes T-Shirt trug.
    “Hier, verdammt.” Seine Arme waren muskulös und genauso stark gebräunt wie sein Gesicht. Als er ihr die Jacke hinhielt, bemerkte Ally eine kleine Tätowierung auf seinem Oberarm.
    “Das kann ich nicht annehmen.”
    “Seien Sie nicht albern.” Er legte ihr die Jacke um die Schultern, und Ally atmete den Geruch des Leders und Chances Duft ein. Einen Moment lang streifte Chance ihre Schultern, dann schob er die Hände in die Taschen seiner Jeans. Die Beine leicht gespreizt, stand er da und wirkte selbstbewusst auf eine Art, die Ally unwillkürlich bewunderte. Er war alles, was sie so gern gewesen wäre. “Eine dünne Bluse in den Bergen ist nicht das Klügste”, bemerkte er. “Es kann sogar noch Schnee geben. Sie sollten besser auf alles vorbereitet sein.”
    Sie fragte sich, wie gut er in ihrer Welt auf alles vorbereitet wäre. Aber die Wahrheit war wohl, dass T.J. Chance sich überall zurechtfinden würde.
    Und plötzlich verflüchtigte sich ihre mühsam mobilisierte Kraft. Einen entsetzlichen Augenblick war sie überwältigt von all den Herausforderungen, denen sie sich stellen musste. Der Verlust ihrer Arbeit, ihrer Wohnung und ihres ruhigen, glücklichen Lebens – und jetzt blickte dieser viel zu raue, viel zu männliche Kerl sie an, als wäre sie eine Idiotin.
    Und das war sie ja auch. Aufgrund ihrer Vertrauensseligkeit hatte sie ihren Job verloren und stand demnächst ohne eigene Wohnung da. Aber was noch viel schlimmer war: sie hatte ihre Würde verloren und ihr ganzes Selbstvertrauen.
    “Zum Teufel”, bemerkte er mit deutlichem Unbehagen, “Sie werden doch jetzt nicht weinen, oder?”
    Ally kämpfte gegen ihre Tränen an und versuchte mit aller Kraft, die harte Frau zu spielen, die sie so gern gewesen wäre, aber er sah sie so finster und geringschätzig an, dass sie mit ihrem Versuch nur das Gegenteil erreichte.
    “Wunderbar.” Er klang so verärgert, dass ihr ein Kichern entfuhr, während ihr gleichzeitig eine Träne über die Wange lief.
    “Hören Sie auf.”
    Natürlich konnte sie das nicht, und Chance griff in seine Hosentasche, murmelte etwas vor sich hin und hielt ihr ein Tuch unter die Nase.
    “Hier, nehmen Sie schon”, befahl er schroff. “Und drehen Sie den Wasserhahn zu. Auf mich wirkt das nicht.” Bevor sie das Taschentuch nehmen konnte, packte er sie am Arm und führte sie zum Eingang des Flughafengebäudes. Drinnen blieb er stehen und hielt ihr das Taschentuch noch einmal hin. “Ihre Nase läuft.”
    Herrlich! Sie putzte sich die Nase und warf ihrem unfreundlichen Retter in der Not einen verstohlenen Seitenblick zu. Er schien die Fassung verloren zu haben, was Ally sehr amüsant fand. Er war gefühllos und reizbar, und sehr wahrscheinlich würde es die Hölle sein, mit ihm zusammenzuarbeiten. Und er hatte Angst vor Tränen. Aus irgendeinem Grund hätte sie fast gelacht. Sie schnüffelte, zutiefst erleichtert, dass sie ihren Sinn für Humor nicht ganz verloren hatte.
    “Ich hole den Jeep”, sagte er. “Sie warten hier.” Er wich zurück, als ob sie eine ansteckende Krankheit hätte.
    Seltsam, wie viel besser sie sich auf einmal fühlte. Sie hatte diesen so furchtlosen Mann verunsichert.
    “Ich werde nur etwa eine Minute fort sein.” Er sah sie streng an. “Tun Sie nichts Dummes.”
    “Keine Sorge.” Sie putzte sich entschlossen noch einmal die Nase. “Ich habe mein Soll an Dummheiten erfüllt, wenigstens für die nächsten zehn Minuten.”
    Er betrachtete sie, als ob er glaubte, sie hätte den Verstand verloren. Und das hatte sie ja wohl auch, denn plötzlich konnte sie es kaum erwarten, sich in ihr neues Leben zu stürzen. Sie zog den Reißverschluss seiner weichen Jacke zu und kuschelte sich in das warme Leder. Ein leichter Zitrusduft hing im Futter und noch etwas, das typisch für den Mann selber sein musste, und weil der Geruch so angenehm war, sog
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