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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin
Autoren: Jill Shalvis
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ich verzweifelt bin und Dich unbedingt brauche.
    Tu es für Dich.
    Alles Liebe, Lucy
    Im Umschlag steckte außerdem ein Flugticket für übermorgen. Allys Blick heftete sich ungläubig auf das Datum.
    War ihr tatsächlich gerade ein Wunder widerfahren? Sie konnte doch unmöglich hier sitzen und ein Ticket in Händen halten, das sie vor der Katastrophe retten würde, die ihr Leben in letzter Zeit geworden war. Zu sagen, dass sie Angst hatte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Sie hatte weniger als hundert Dollar auf ihrem Konto, kein Auto und keinen Job.
    Aber ausgerechnet Wyoming?
    Die sonst so ruhige und zurückhaltende Ally hätte niemals so etwas in Betracht gezogen, aber die gab es nicht mehr. Sie war ersetzt worden von einer Frau, die entschlossen war, zur Abwechslung mal nur an sich selbst zu denken. Und vielleicht würde sie ja sogar Spaß dabei haben.
    Sicher konnte sie sagen, dass Lucy sie brauchte, genau wie ihre Familie, und dass sie nur wieder eine ihrer vielen Verpflichtungen erfüllte. Aber der Gedanke ärgerte sie. Ihr ganzes Leben war immer von den Bedürfnissen anderer Leute diktiert worden. Damit war jetzt Schluss.
    Na gut, sie war also an einem Tiefpunkt angekommen. Das bedeutete, dass es nur noch aufwärts gehen konnte. Und Ally wollte nicht bloß überleben, sie wollte erfolgreich sein. Einmal in ihrem Leben wollte sie etwas besser als durchschnittlich bewältigen. Sie würde nach Wyoming gehen und den Leuten dort zeigen, was in ihr steckte.

2. KAPITEL
    Zwei Tage später verließ Ally das Flugzeug und starrte ehrfürchtig auf den weiten Himmel und die majestätischen Bergspitzen, die sich davor abzeichneten. Alles war so unglaublich groß.
    Während sie die Rollbahn überquerte, blies ihr ein starker, eisiger Wind entgegen, sodass sie fast das Gleichgewicht verlor. “Du bist nicht mehr in Kansas, kleine Dorothy, du bist im Reich des Zauberers von Oz”, zitierte sie im Stillen und betrachtete ängstlich die bedrohlichen Gewitterwolken am Horizont.
    Kein Problem. Es wird alles ein großartiger Spaß werden. Sie wiederholte es mehrmals, um die lästige kleine Stimme in ihrem Hinterkopf zu übertönen, die sich beschwerte: Ich will zurück zu meinem ruhigen, gemütlichen Leben.
    Ihr altes Leben war vorüber. Ally hob entschlossen den Kopf, obwohl sie sich ganz und gar nicht mutig fühlte, und setzte ihren Weg zu dem kleinen Terminal fort. Sie würde ihr Gepäck holen, ein Taxi nehmen und Lucy im Krankenhaus besuchen, um sich mit ihr zu unterhalten. Und dann würde sie zum Hotel fahren und die Leute kennenlernen, die für Lucy arbeiteten und die sie als eine fähige junge Mannschaft bezeichnet hatte.
    Ally war bereit, ihr Bestes zu geben und beim Aufräumen des vom Feuer beschädigten Geländes zu helfen. Sie würde alles daransetzen, um erfolgreich zu sein. Jetzt würde sie einmal nicht ständig an ihre Familie und deren Wünsche denken.
    Jetzt war Ally Wheeler an der Reihe.
    Sie stemmte sich gegen den Wind. Die anderen Passagiere, die im Flugzeug so städtisch und gepflegt ausgesehen hatten, waren alle plötzlich in Pullover und Jacken gehüllt. Einige der Männer setzten Cowboyhüte auf, und zum ersten Mal fiel Ally auf, dass sie Stiefel trugen.
    Ihr Handy begann zu klingeln.
    “Ally!”
    Das war die lästige kleine Schwester Nummer eins. “Du bist schon weg”, jammerte Dani. “Ich konnte nicht mit dir sprechen, bevor du abgeflogen bist. Was mache ich, wenn ich dich mal brauche?”
    Bei Dani kam man nur mit Ruhe und Gelassenheit vorwärts, und Ally bemühte sich darum, während sie gegen den Wind kämpfte, andere Passagiere sie anstießen und sie die vielen neuen Eindrücke verarbeitete. “Ich habe dir gesagt, wann ich abfliegen würde. Wenn du mich brauchen solltest, rufst du mich einfach an, so wie du es jetzt getan hast.”
    “Aber wenn ich Geld benötige?”
    Zum ersten Mal in ihrem Leben brachte Ally keine Geduld für ihre kleine Schwester auf. “Du könntest ja zur Abwechslung versuchen, ein wenig zu arbeiten.” Sie hatte das kleine Flughafengebäude fast erreicht und war in Gedanken weit entfernt von zu Hause. Ihr Herz klopfte aufgeregt, während sie unaufhaltsam auf ihr neues Abenteuer zuging. “Ich muss jetzt aufhören, okay? Ich rufe dich später an.”
    “Aber …”
    Ally drückte auf den Aus-Knopf und zwang sich, ihre Schuldgefühle abzuschütteln. Sie wollte nicht mehr die Welt retten, sie wollte endlich einmal egoistisch sein. Es war so aufregend. Und
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