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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin
Autoren: Jill Shalvis
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zulassen, dass jemandem in seinem Revier etwas zustößt.”
    War er wirklich so gut in seinem Job, oder bedeutete Jos offensichtliche Bewunderung etwas anderes? Ally sagte sich, dass es sie nicht interessierte, aber sie konnte Jos herzliche Umarmung nicht vergessen. Wie mochte es sich anfühlen, sich an Chances Körper zu schmiegen? “Ist er schon lange hier?”
    “Zehn Jahre. Er ist berühmt geworden durch seine Arbeit hier bei uns.”
    “Er muss sehr jung angefangen haben.”
    “Lucy sagte mir, er kam her, als er noch nicht ganz zwanzig war. Er war ein richtiges Greenhorn.” Jo lächelte. “Kaum vorstellbar, dass Chance von irgendetwas keine Ahnung haben könnte.”
    “Aber selbst er musste mal anfangen.” Ally beugte sich eindringlich vor, entschlossener denn je. “Ich werde es schaffen, Jo. Ich verstehe Ihre Einwände, aber ich werde es schon hinkriegen, das schwöre ich Ihnen.”
    Vielleicht hatte sie bei ihrer Arbeit als Bibliothekarin versagt. Vielleicht hatte sie als Frau versagt und im Grunde eigentlich in allem, was sie bisher angepackt hatte. Aber das hier würde ihr gelingen, ob man an sie glaubte oder nicht. “Zeigen Sie mir nur, wo ich die Ausrüstung bekomme, und ich bin bereit.”
    Es dauerte weniger als fünf Minuten im Laden des Hotels, bis Ally klar war, dass alle Angestellten T.J. Chance vergötterten. Sie respektierten ihn, eiferten ihm nach, ja liebten ihn. Wenn sie auch nur einen Bruchteil davon in ihrer Zeit hier erreichen könnte, würde Ally überglücklich sein.
    Als sie mit ihren neuen Stiefeln, der Skihose, einem T-Shirt und einer leichten Jacke aus dem Laden trat, war Chance schon fort.
    “Er ist gerade aufgebrochen”, teilte man ihr mit, als sie nach ihm fragte.
    Das überraschte sie nicht. Rasch lief sie zu dem Weg, den man ihr wies, und hoffte, Chance noch einzuholen.
    Und das tat sie einen Moment später auch, als der Pfad eine Biegung machte und sie direkt mit der einsfünfundachtzig großen Verkörperung schlechter Laune zusammenprallte.
    “Tut mir leid”, stieß Ally hervor, als er sich umdrehte und sie finster anstarrte. Aber es tat ihr nicht wirklich leid. Im Gegenteil, sie hatte schon wieder ganz weiche Knie bekommen. Und das alles nur, weil sie seinen warmen, muskulösen Rücken berührt hatte. “Sie haben nicht auf mich gewartet.”
    Er sah sie nur stumm an.
    “Aber ich habe Sie trotzdem gefunden.”
    “Hurra.” Er rollte kurz die Schultern, als ob schon Allys bloße Gegenwart ihm Verspannungen verursachte. “Jetzt können Sie wieder zurückkehren.”
    “Nein.”
    Er seufzte gequält. “Dann halten Sie sich abseits.”
    “Aber ich möchte helfen.”
    Er runzelte die Stirn, und sie sah ihn lächelnd, aber entschlossen an.
    “Nehmen Sie sich eine Schaufel”, sagte er unwirsch und zeigte auf eine kleine Lichtung, wo in Kisten diverse Geräte lagen. “Auf der anderen Seite befindet sich der erste Pfad, der nicht von Maschinen geräumt werden kann. Ein paar Männer arbeiten schon daran, einschließlich Brian.”
    “Okay”, erwiderte sie, aber Chance ging schon weiter.
    Also lenkte sie ihre Aufmerksamkeit sofort auf ihre Umgebung. Das Feuer hatte großen Schaden angerichtet. Statt grüner Bäume und Büsche bot sich ihrem Blick ein verkohltes Chaos, und das erfüllte sie mit tiefer Traurigkeit.
    Sie holte sich eine Schaufel und fing wortlos an. Der Gedanke, wie viel Arbeit noch vor ihnen lag, ernüchterte sie. Kein Wunder, dass Lucy sich sorgte. Ihre Sorge wurde zu Allys Sorge, da sie ihr versprochen hatte, ihr zu helfen. Und sie würde dieses Versprechen auch halten.
    Schon nach wenigen Minuten begannen Ally die Schultern wehzutun. Sie lenkte sich ab, indem sie zu Chance hinübersah, der einige Meter entfernt arbeitete.
    Das Spiel seiner Muskeln, seine sonnengebräunte Haut, auf der jetzt ein leichter Schweißfilm glänzte – all das war äußerst aufregend. Mit kraftvollen Bewegungen schwang er die Schaufel und säuberte den Pfad mit grimmiger Entschlossenheit. Sein Selbstvertrauen und sein Können verliehen ihm eine natürliche Autorität, die von allen respektiert wurde. Und es steigerte seine Attraktivität als Mann.
    Nach einer Weile straffte er die breiten Schultern. Er hielt inne, stützte sich auf seine Schaufel und betrachtete das Land vor sich. Verbrannte Kiefern ragten hoch über ihm empor und warfen ihren Schatten auf ihn. Dann wandte er sich um und sah Ally an.
    Sie wandte den Blick nicht ab, sie konnte es nicht. Sie standen beide einen
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