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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin
Autoren: Agatha Christie
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als Sie noch nicht recht erwachsen waren, wusste möglicherweise niemand davon.
    Wenn es niemand wusste, konnten Sie Miss Lytton G o re heiraten, ohne ihr die Wahrheit zu gestehen. Aber a n genommen, es hätte jemand darüber Bescheid gewusst – ein Freund, der Sie zeitlebens gekannt hatte?… Sir Ba r tholomew Strange war ein ehrenhafter, aufrechter Arzt. Er mochte tiefstes Mitleid mit Ihnen haben; er mochte einem Liebesverhältnis oder einem zügellosen Leben Verständnis entgegenbringen, doch er würde es nicht stillschweigend geduldet haben, dass Sie eine Doppelehe mit einem nichtsahnenden jungen Mädchen eingingen.
    Bevor Sie Miss Lytton Gore heirateten, musste Sir Ba r tholomew beseitigt werden…«
    Sir Charles lachte höhnisch auf.
    »Und der gute alte Babbington? Wusste er es auch?«
    »Das dachte ich anfänglich«, erwiderte Hercule Poirot. »Aber bald ergab sich das Fehlen jeglichen Beweismater i als, das jene Theorie gestützt hätte. Außerdem blieb mein ursprünglicher Stein des Anstoßes: Selbst wenn Sie es gewesen wären, der das Nikotin in das Cocktailglas schü t tete, so hätten Sie doch keinerlei Gewissheit gehabt, dass das Glas der richtigen Person in die Hände kam. Mit di e sem Problem rang ich, als ein zufälliges Wort von Miss Lytton Gore mir alles erhellte.
    Das Gift war nicht speziell für Stephen Babbington b e stimmt. Nein, vielmehr für irgendeinen der Anwesenden, mit drei Ausnahmen: Miss Lytton Gore, der Sie ein ung e fährliches Glas reichten, Sie selbst und Sir Bartholomew, der nie einen Cocktail trank.«
    »Aber das ist Unsinn!«, rief Mr Satterthwaite aus. »Wo bleibt der Zweck?«
    Poirot wandte sich ihm zu und Triumph klang in seiner Stimme. »O ja, es gab einen Zweck. Einen sonderbaren, sehr sonderbaren Zweck. Das erste Mal ist mir ein dera r tiges Motiv für einen Mord vorgekommen. Die Ermo r dung Stephen Babbingtons war nichts weiter als eine G e neralprobe.«
    »Was?«
    »Ja, Sir Charles ist ein Schauspieler. Er gehorchte se i nem Schauspielerinstinkt. Er probierte seinen Mord aus, bevor er einen anderen beging. Kein Argwohn konnte sich an seine Person heften. Und, mes amis, die Genera l probe verlief gut. Mr Babbington stirbt, ohne dass auch nur ein Funke von Verdacht an eine heimtückische Tat aufzuckt. Sir Charles bleibt es überlassen, jenen Verdacht uns aufzudrängen, und er ist höchst erfreut, als wir ihn als unbegründet abwehren. Auch das Vertauschen der Gläser ist ohne Hindernis erfolgt. In der Tat, er kann sicher sein, dass, wenn die wirkliche Vorstellung kommt, alles wie am Schnürchen laufen wird.
    Indes war bei der zweiten Gelegenheit ein Doktor z u gegen, der sofort Gift vermutete. Und nun erforderten es Sir Charles’ Interessen, auf Babbingtons Tod großes G e wicht zu legen. Sir Bartholomews Tod musste als Folge des ersten Todesfalles dastehen. Die Aufmerksamkeit musste auf den Beweggrund für Babbingtons Ermordung gelenkt werden, nicht auf irgendein Motiv für die Beseit i gung von Sir Bartholomew.
    Aber über all diesem vergaß Sir Charles eins nicht: die Wachsamkeit der tüchtigen Miss Milray. Diese wusste, dass ihr Arbeitgeber in dem alten Wachturm, der auf se i nem Grundstück lag, mit chemischen Experimenten he r umexperimentierte. Miss Milray bezahlte die Rechnungen für die Lösungen zum Bespritzen der Rosen und merkte, dass eine ganze Menge der Flüssigkeit auf unerklärliche Weise verschwunden war. Als sie las, dass man Babbin g ton durch Nikotin vergiftet habe, zog ihr kluger Verstand sofort die Schlussfolgerung, dass Sir Charles das reine Alkaloid aus der Rosenlösung gewonnen hatte.
    Und Miss Milray kämpfte innerlich einen schrecklichen Kampf. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Denn sie hatte Mr Babbington als junges Mädchen schon gekannt, hing aber auch mit der tiefen Ergebenheit einer liebenden Frau an ihrem faszinierenden Arbeitgeber.
    Schließlich entschloss sie sich, Sir Charles’ Laborator i um zu zerstören. Er selbst war seines Erfolges so sicher, dass er diese Notwendigkeit nie erwogen hatte. Miss Mi l ray fuhr also heimlich nach Cornwall, und ich folgte ihr.«
    Wieder lachte Charles Cartwright auf. Mehr denn je ä h nelte er einem vornehmen Herrn, den eine Ratte anekelt.
    »Sind ein paar alte gläserne Retorten Ihr ganzes B e weismaterial?«, fragte er geringschätzig.
    »Nein«, entgegnete Poirot unbeirrt. »Da ist auch Ihr Pass, dessen Sichtvermerke zeigen, wann Sie England verließen und wann Sie zurückkehrten. Und
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