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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Autoren: Simon R. Green
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letzten Stand meiner Erkenntnisse, und sie rümpfte die Nase.
    „Das ist echt der Gipfel der Großkotzigkeit. Aber woher bekommen sie die Duplikate? Ich meine, es müssen doch exakte Gegenstücke sein, damit das Ganze hier funktioniert.“
    „Da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten“, entgegnete ich. „Klone, Homunculi, Doppelgänger … im Endeffekt ist es aber egal. Worauf es wirklich ankommt ist, dass ich bezweifle, dass die Leute aus freien Stücken hier sind. Das ist keine Krankenstation, das hier ist eine Folterkammer.“
    Am Ende fanden wir die Antwort hinter einer sehr gewöhnlich aussehenden Tür. Das komplizierte elektronische Schloss erregte unser Misstrauen, und Suzie öffnete es in kürzester Zeit mit ihrem Passepartout. (Magie sticht Wissenschaft, normalerweise durch Aufgabe nach zweimaligem Zubodengehen.) Sie zog die Tür auf und wir traten schnell einen Schritt zurück. Dahinter war nichts. Ein verdammter Haufen Nichts. Raum, der kein Raum, sondern mit zuckenden, wabernden Lichtern gefüllt war, die man nur im Geist oder der eigenen Seele sehen konnte. Das Nichts strahlte eine schreckliche Anziehungskraft aus, einen Lockruf, der einen einlud, sich hineinzustürzen, um für immer zu fallen … vorsichtig stieß ich die Tür wieder zu.
    „Eine Zeitanomalie“, sagte ich. „Irgendwer hat eine Zeitanomalie stabilisiert und hält sie im Gleichgewicht. Ein einsatzbereites Tor in eine andere Realität.“ Dafür waren Zeit und eine riesige Summe Geldes erforderlich. Zeitanomalien sind von Natur aus unbeständig. Das Universum repariert sich selbst und hasst Anomalien. „Die einzigen, die es je geschafft haben, erfolgreich mit Zeitanomalien zu arbeiten, sind die Leute vom Mammon-Warenhaus, diesem riesigen Kaufhaus, das sich darauf spezialisiert hat, Güter und Dienstleistungen aus alternativen Zeitlinien anzubieten, und die haben ihr Wissen nie mit jemandem geteilt.“
    „Könnten sie hinter dem hier stecken?“ fragte Suzie.
    „Nein. Ich glaube nicht. Sie sind schon auf legale Weise reicher geworden, als sich Finanzbeamte in ihren kühnsten Träumen vorstellen können. Warum sollten sie das für dies hier riskieren? Wie auch immer, zumindest wissen wir jetzt, wo die Duplikate herstammen. Wem auch immer dieser Ort hier gehört, er wirft in anderen Welten die Angel aus, um sich das dortige Äquivalent unserer Mächtigen zu fischen. Exakte körperliche Duplikate … mit Gewalt entführt und hierher gebracht, damit sie jede vorstellbare Krankheit, chirurgische Behandlung und selbst zugefügte Verletzung erleiden, während ihr Alter Ego für immer jung und hübsch bleiben kann …“
    Wir sahen uns hastig um. Jemand kam. Wir hörten, dass viele Leute auf dem Weg zu uns war. Suzie und ich bauten uns mit Blick auf die Haupttür Schultern an Schulter auf. Irgendetwas war fremdartig an dem Geräusch; das Trappeln der Füße klang irgendwie gedämpft und leise … erst nach einem kurzen Moment dämmerte mir, dass das Geräusch von unten und nicht von weiter oben kam. Es drang von einer weiteren, tiefer gelegenen Ebene die Treppe herauf. Schließlich flog die Haupttür auf und eine kleine Armee von Krankenschwestern kam in perfektem Stechschritt hereinmarschiert. Suzie und ich bewegten uns keinen Millimeter. Die Kanonen waren keine Überraschung, die Natur der Schwestern hingegen sehr wohl.
    Sie lebten nicht. Sie waren nur Konstrukte, ihre Körper waren aus Bambus geflochten und in menschliche Form gebogen. Ihre Gesichter waren leere Bambusovale ohne Augen oder Münder, doch alle wandten sich Suzie und mir zu. Sie trugen alle dieselben gestärkten weißen Krankenschwesternuniformen, bis hin zu den kleinen weißen Häubchen hinten auf den Bambusköpfen. Nicht am Leben, ohne Verstand, waren sie doch mehr als fähig, Befehle auszuführen, und ihre Kanonen waren echt genug. Die Schwestern huschten mit unmenschlicher Geschwindigkeit vor und verteilten sich in einem perfekten Halbkreis um uns herum, um uns ins Visier zu nehmen. Suzie schwenkte ihre Schrotflinte auf der Suche nach Zielen hin und her. Sie wusste genau, dass wir in der Unterzahl und waffentechnisch unterlegen waren, doch weigerte sie sich, sich einschüchtern zu lassen. Ich war eingeschüchtert, doch ich legte Wert darauf, mich in eine betont lässige Pose zu werfen, während wir darauf warteten, dass sich der Puppenspieler zeigte.
    Wer auch immer die Schwestern kontrollierte, würde sich sicherlich nicht die Möglichkeit entgehen lassen, sich
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