Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
vor zwei berühmten Gesichtern wie Suzie Shooter und John Taylor in die Brust zu werfen. Wenn er auch nur einen Funken Verstand im Leib gehabt hätte, hätte er uns von den Krankenschwestern sofort erschießen lassen, aber je größer das Ego ist, umso größer der Zwang, rumzuprotzen.
    Wie auf Bestellung teilte sich plötzlich die Menge aus Bambuskrankenschwestern und öffnete schweigend einen Gang für den Auftritt ihres Herren und Meisters. Überraschenderweise war es niemand, den ich kannte. Keiner der wirklich großen Fische und auch keiner der strebsameren Emporkömmlinge. Der Mann, der da locker durch seine Armee von Bambuskrankenschwestern schritt, war mir total unbekannt, und das kam in der Nightside kaum einmal vor.
    Er war hochgewachsen, wohlproportioniert und in einen eleganten, cremefarbenen Anzug gekleidet, wie ihn Geldadlige und Bankiers oft tragen, die auf Geheiß ihrer Familien an heißen, fernen Orten weilen. Zunächst dachte ich, es handle sich um einen jungen Mann, doch aus der Nähe bemerkte ich erste Spuren, die anderes erahnen ließen. Die Gesichtshaut war zu straff und seine Augen waren zu alt. Alt und tot. Sein Lächeln war kalt und freudlos und sollte mir wohl Angst einjagen. Dies war ein Mann, der die Welt gesehen, sie für mangelhaft erachtet und sich dementsprechend gerächt hatte. Seine Bewegungen spiegelten die Sicherheit und Kontrolle wider, die man durch Alter und Erfahrung gewinnt, und er schritt wie ein Wolf durch eine Welt voller Schafe. Er hatte große, kräftige Hände mit langen, schlanken Fingern, Chirurgenhände, und trotz all seiner Anmut war es unmöglich, die Kraft in seinen breiten Schultern und seiner mächtigen Brust zu übersehen. Schließlich hielt er in respektvollem Abstand inne, nickte mir zu und lächelte Suzie an, wobei er die Schrotflinte, die sie auf seine Brust gerichtet hatte, völlig ignorierte.
    „Der berühmte John Taylor und die berüchtigte Suzie Shooter“, sagte er mit einer vollen, tiefen Stimme mit einem Hauch eines unvertrauten Akzents. „Nun. Ich bin geehrt. Ich hätte mir denken können, dass, wenn mich jemand finden kann, Sie es sein würden.“ Er lachte kurz, als habe er einen Scherz gemacht, den nur er verstehen konnte. „Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Ich bin Frankenstein. Baron Viktor von Frankenstein.“
    „Das ist kein ungewöhnlicher Name in der Nightside“, antwortete ich. „Hier rennen überall Frankensteins herum. Ich weiß nicht, wie vielen Nichten, Neffen und Enkeln ich in all den Jahren über den Weg gelaufen bin, dazu natürlich auch einer ganzen Horde Monster. Man sollte meinen, Übung mache den Meister, aber bis heute fehlt mir der Beweis dafür. Es sind fast immer Totalversager. Was finden Sie und Ihre Familie eigentlich so faszinierend an Friedhöfen? Ich bin sicher, es war ganz en vogue, mit Körperteilen und Batterien und kosmischer Strahlung herumzufuhrwerken, als die Medizin noch in den Kinderschuhen steckten, aber die Welt ist nicht stehengeblieben. Die Wissenschaft ist heute eine ganz andere. Ihr Typen solltet transplantieren und klonen wie jeder andere auch. Sie sind also ein weiterer Frankenstein – in welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen Sie, bitte schön?“
    „Ich bin der echte“, sagte der Baron. „Der erste … der Leben aus dem Tod schuf. Der totes Fleisch dazu brachte, sich aufzurichten und zu reden.“
    „Verdammt“, sagte Suzie. „Ich gebe zu, ich bin beeindruckt.“
    „Bedeutet das nicht, dass Sie über zweihundert Jahre alt sind?“, fragte ich.
    Der Baron lächelte, aber es war kein Humor und noch viel weniger Wärme in diesem Lächeln. „Man kann sich nicht so lange wie ich so intim mit dem Wesen von Leben und Tod auseinandersetzen, ohne dass man ein paar Tricks zum Überleben aufschnappt.“ Er ließ seinen Blick über die Reihen von Patienten gleiten, die still in ihren Betten litten, und lächelte erneut. „Mein neuestes Vorhaben. Ich weiß, Voodoo-Aberglaube und die Medizin sind keine natürlichen Partner, aber ich habe gelernt, mich alles und jedes zu bedienen, das mich in meinen Nachforschungen weiterbringen kann. Wie diese Bambusfiguren. Hübsch, nicht wahr – und um einiges gehorsamer als der traditionelle Bucklige.“
    „Ich hätte wissen müssen, dass ein Frankenstein in den Fall verwickelt ist, als ich das hier sah“, sagte ich. „Ihre Familie hatte schon immer eine Neigung zur dunklen Seite der Chirurgie.“
    „Oh, das hier ist nicht mein wahres
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher