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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Autoren: Simon R. Green
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Fähigkeiten, die für moderne Kopfgeldjäger ausschlaggebend sind. Auch wenn es hilfreich ist, wenn man einen Passepartout aus echten Menschenknochen besitzt. Ich bin der Meinung, Suzie hat deshalb so ein Händchen für Schlösser, weil diese sich ebenso vor ihr fürchten wie der Rest der Welt.) Wir fanden uns in einem schmalen Korridor wieder, der weiß gefliest und hell beleuchtet war, und es gab keinen einzigen Schatten, in dem man sich hätte verstecken können. Im Augenblick war außer uns niemand zugegen. Suzie und ich eilten schnell den Korridor hinab und versuchten, zufällig ausgewählte Türen zu öffnen, um herauszufinden, was dahinter war. Ein paar Abstellkammern, ein paar Büros und eine Toilette, die ruhig noch ein paar Lufterfrischer vertragen hätte. Alles schien normal und unbedeutend.
    Ein Paar Schwingtüren führte uns ins Hauptgebäude. Das Licht war grell, jede Oberfläche blank poliert und gewienert, aber wir waren immer noch völlig allein. Es hatte fast den Anschein, als habe man das gesamte Gebäude eilig evakuiert. Hier herrschte völlige Stille, nicht einmal das Surren einer Klimaanlage war zu hören. Ich sah Suzie an. Sie zuckte die Achseln. Ich hatte dieses Achselzucken schon oft gesehen. Es bedeutete „Du bist das Gehirn, ich bin nur für die Muskeln zuständig und jetzt beeil dich.“ Ich wählte zufällig einen Korridor aus und begann, diesen hinunterzugehen. Einige Korridore später waren wir immer noch keiner Menschenseele begegnet, noch nicht einmal einem Wachmann, der sich auf seiner Runde befand. Sie konnten doch wohl nicht das ganze Gebäude einfach stillgelegt haben, nur weil Suzie und ich Interesse bekundet hatten. Außer … wenn von vornherein hier drinnen nie etwas passiert und der ganze Ort nur eine Fassade für irgendetwas anderes war.
    Mir stieg langsam ein echt mieses Gefühl im Magen hoch. Wenn irgendetwas mit Krankenhäusern schiefläuft, läuft es für gewöhnlich monumental schief.
    Ich brauchte nicht lange, den Weg in den Krankensaal zu finden, den man uns gezeigt hatte. Hier war es so still und leise wie im restlichen Gebäude. Ich stieß fast lautlos die Tür auf, und Suzie und ich schlüpften hinein. Man hatte die Lichter gedämpft, und die Patienten waren nur schattenhafte Schemen in ihren Betten. Wir fanden auch ein halbes Duzend Schwestern, doch die standen stocksteif im Gang zwischen den zwei Reihen aus Betten. Sie bewegten keinen Muskel, als Suzie und ich langsam näherkamen.
    Es war so still, dass ich Suzie neben mir gleichmäßig atmen hören konnte.
    Aus der Nähe sahen die Krankenschwestern eher wie Schaufensterpuppen als wie echte Menschen aus. Ihre Gesichter waren gänzlich leer, sie atmeten nicht und ihre starren Augen blinzelten kein einziges Mal. Suzie zückte eine kleine Taschenlampe und leuchtete einer Krankenschwester ins Gesicht, aber das Auge zeigte keinen Reflex. Suzie steckte die Taschenlampe wieder weg und boxte die Krankenschwester in die Schulter, doch diese wankte nur leicht auf ihren Beinen. Wir kontrollierten die Betten. Die Patienten lagen flach auf dem Rücken und stierten blind nach oben. Sie waren nicht tot. Es war eher so, als wären sie nie richtig am Leben gewesen. Ein Vorzeigekrankensaal mit Vorzeigekrankenschwestern und Vorzeigepatienten, aber nichts davon war echt. Das murmelte ich Suzie zu, und sie nickte rasch.
    „Schaufensterdekoration. Aber wenn das alles hier nur ein Spektakel für Besucher ist, wo finden wir heraus, was wirklich vor sich geht? Wo sind die echten Krankenzimmer und die Patienten? Percy d’Arcys Promikumpel?“
    „Nicht hier“, sagte ich. „Ich fürchte, wir werden den Kopf unter die Oberfläche stecken müssen, um herauszufinden, was unter all dem steckt.“
    „Natürlich“, seufzte Suzie. „In der Nightside findet man die Wahrheit immer nur im Untergrund.“
    Wir gingen schnell durch den Krankensaal auf die Tür in der gegenüberliegenden Wand zu. Ich rechnete jede Sekunde damit, dass die Krankenschwestern und Patienten urplötzlich zum Leben erwachten, um Alarm zu schlagen oder uns sogar anzugreifen. Stattdessen blieben die Schwestern starr stehen und die Patienten lagen steif in ihren Betten wie Spielzeuge, mit denen im Augenblick niemand spielte. Mich überkam der schreckliche Verdacht, die ganze Welt könne so sein, wenn ich ihr den Rücken zuwandte. Als wir an der gegenüberliegenden Tür ankamen, rannte ich.
    Ein Treppenhaus war sehr einfach zu finden und wir stiegen Stufen aus rohem Beton
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