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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Autoren: Simon R. Green
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können.“
    „Ja“, sagte ich. „Vielleicht.“
    „Ich frage mich“, sagte Walker, „ob er wirklich in der Lage gewesen wäre, die Autoritäten zu erledigen. Oder ob ihm Gottes Kräfte im letzten Moment versagt hätten, wie es bei dir der Fall war.“
    „Das werden wir wohl nie herausfinden“, sagte ich, „und ich bin mir nicht sicher, wer heute alles geprüft wurde.“
    „Wahrscheinlich wir alle“, sagte Walker. Er hielt einen Moment inne und sah sich ohne besonderes Ziel im Raum um. „Ich habe es sehr genossen, deinem Vater während des Lilithkrieges abermals zu begegnen, wenn auch nur für kurze Zeit. Das half mir, mich zu erinnern, wer er und ich einst waren. All die Dinge, die wir erreichen wollten, bevor uns das Leben in die Quere kam … ich denke nicht, dass er gutheißen würde, was für ein Mensch ich geworden bin. Aber ich weiß, dass er stolz auf dich war.“
    Er wandte sich plötzlich ab und ging zum Buffet. Ich folgte ihm nicht. Ich musste über so viel nachdenken. Das Problem mit Walker war … alles konnte ein Teil seiner sorgfältig durchdachten Pläne sein. Er stand auch nicht darüber, eine Wahrheit wie diese zu benutzen, um mich zu manipulieren. Julien gesellte sich zu mir.
    „Ich bin ziemlich sicher, dass ich weiß, worum es eben ging“, meinte er.
    „Mit ziemlicher Sicherheit nicht“, sagte ich.
    „Er will, dass Sie seine Rolle in der Nightside übernehmen. Gar keine schlechte Idee. Vielleicht habe ich nicht immer gutgeheißen, wie Sie Probleme angehen, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass Sie das Herz am rechten Fleck haben. Aber lassen Sie sich Folgendes durch den Kopf gehen. Was wäre, wenn ich Ihnen einen Platz unter den Autoritäten anböte?“
    „Heute stehen die Leute ja schon Schlange, um mir Dinge anzubieten, die ich überhaupt nicht will“, sagte ich. „Danke nein, Julien. Meine Aufgabe ist es, auf Leute aufzupassen, denen die Autoritäten nicht helfen können oder wollen. Da zu sein für all die Menschen, die das System fallen lässt. Mit Ihnen zusammenzuarbeiten, wenn ich es kann. Ihr Gewissen zu sein, wenn es notwendig ist.“
    Julien seufzte. „Sie müssen die Dinge immer auf Ihre Art tun, nicht wahr?“
    „Natürlich.“
    „Ich werde mit den anderen sprechen.“
    „Tun Sie das“, sagte ich. „Speziell, wenn ich schon ein gutes Stück entfernt bin.“
    Wir schüttelten einander feierlich die Hände und er spazierte wieder davon.
    Die Tür flog auf, und Suzie Shooter schritt in den Raum. Alle hielten inne, um zu sehen, was los war, und erstarrten. Suzie bedachte jeden mit einem bösen Blick, blendete dann alle Anwesenden mit einem Schnauben aus und kam zu mir herüber. Alle anderen im Raum widmeten sich mit einem gewissen Grad an Erleichterung wieder ihren Speisen und Getränken wie eine Gruppe Tiere, an deren Wasserloch plötzlich ein unbekanntes Raubtier erschienen war. Suzie nickte mir ruhig zu und ihre Patronengurte klirrten leise.
    „Du hast die ganze Aufregung verpasst, Suzie“, sagte ich. „Das sieht dir gar nicht ähnlich.“
    „Ich war beschäftigt“, sagte sie mit ihrer typischen kalten, gemessenen Stimme. „Habe auf die Kinder, die wir aus den Kostbaren Erinnerungen gerettet haben, aufgepasst. Habe dafür gesorgt, dass sie alle Hilfe bekommen, die sie benötigten, und sicher nach Hause gebracht werden. Oder dass sie wenigstens eine sichere Bleibe erhalten, wenn das nicht mehr möglich war, und dann … bin ich trotzdem geblieben. Um bei diesen Kindern zu sein und sie zu trösten. Zuerst wollten sie sich von niemandem sonst anfassen lassen. Sie hatten gelernt, niemandem zu trauen. Aber … von mir konnten sie es annehmen. Ich denke, sie haben in mir jemanden erkannt, der war wie sie.“ Sie grinste flüchtig. „Ich habe sie gehalten und sie mich, und ich bin mir nicht sicher … wer wen getröstet hat.“
    „Suzie …“
    „Pst“, wisperte sie. „Pst, John. Mein Liebster.“
    Sie legte die Arme um mich und drückte mich an sich. Es war eine vorsichtige, sanfte Umarmung, aber doch eine Umarmung. Zum ersten Mal seit wir uns kannten, konnte mich Suzie berühren, ohne sich dazu zu zwingen. Ich hielt sie auch fest, zart und vorsichtig, und ihr Atem in meinem Ohr war gleichmäßig und zufrieden.
    Manchmal geschehen in der Nightside Wunder.
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