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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Autoren: Simon R. Green
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finden.“
    „Das reicht, Adrien“, meinte Walker vollkommen ungerührt. „Ich habe sie zurück – und jetzt hören Sie auf, Adrien, und ergeben sich mir.“
    Da war sie: Walkers Stimme, der sich niemand widersetzen konnte, hämmerte durch die Luft wie die Gottes. Aus dieser Nähe spürte ich ihre pure Macht wie ein Gewitter, das direkt über meinem Kopf losbrach. Ich blickte zum Wanderer hinüber, um zu sehen, wie er damit zurechtkam.
    Er lachte Walker ins Gesicht. „Ich kenne diese Stimme“, sagte er heiter. „Ich höre sie jeden Tag. Wenn auch um einiges deutlicher. Ich muss gestehen, Henry, ich bin sehr enttäuscht von dir. Dass ausgerechnet du bereit bist, diese Emporkömmlinge von neuen Autoritäten zu beschützen. Ein buntes Gemisch alter Helden, noch schlimmerer Bösewichte und zweier echter Ungeheuer? Was hast du dir dabei nur gedacht?“
    „Ich kenne meine Pflicht“, antwortete Walker.
    „Ich ebenfalls“, sagte der Wanderer. Dann schlug er Walker nieder. Der Schlag kam aus dem Nichts und Walker stürzte zu Boden und blieb reglos liegen. Niemand berührte Walker. Die paar Male, da es doch geschehen war, war er sofort wieder auf die Beine gekommen. Doch jetzt lag er auf dem Boden, bewegte sich kaum, und Blut strömte ihm aus Mund und Nase. Der Wanderer musterte den gefallenen Walker nachdenklich und zog eine seiner Pistolen. Ich griff in meinen Mantel.
    „Lassen Sie den Mann in Ruhe!“
    Die Stimme peitschte mit einer angeborenen Autorität durch die Luft, und alle, einschließlich des Wanderers, wandten sich um, um zu sehen, wie Julien Advent die Autoritäten durch die Menschenansammlung führte. Julien sah in seiner klassischen viktorianischen Kleidung komplett mit wallendem dunklem Kutschermantel einfach fabelhaft aus, von Kopf bis Fuß ein Held. Die anderen scharten sich in Verteidigungshaltung um ihn, jeder einzelne mit seinem ganz eigenen Glanz und seiner Würde. Selbst in einer so illustren Gesellschaft, auf allen Seiten von Helden und Abenteurern umgeben, hatten die neuen Autoritäten etwas Edles und Eindrucksvolles. Die Guten und die Bösen, fest entschlossen, besser zu sein, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern für die gesamte Nightside. Ich baute mich zu einer Seite Juliens auf, Chandra zur anderen.
    „Wir sind die neuen Autoritäten“, sagte Julien ungerührt zum Wanderer. „Wir sind die Hoffnung der Nightside. Zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte regieren ihre Bewohner die Nightside. Die Guten, die Bösen und die Abartigen arbeiten für ein höheres Wohl zusammen. Für eine bessere Zukunft. Wir werden die Nightside neu erschaffen …“
    „Sei doch nicht so naiv“, unterbrach ihn der Wanderer schroff. „Dieser Ort zerrüttet jeden. Sieh dich doch bloß an. Der große viktorianische Abenteurer bringt heute ein billiges Schmierblatt heraus. Oder schau dir mal an, mit welchen Leuten du dich umgibst – dem berüchtigten John Taylor, der so viel mehr hätte sein können, aber sich damit zufrieden gibt, den schmierigen Ermittler zu mimen, und Chandra Singh, der jetzt die Ungeheuer verteidigt, die er früher selbst gejagt hat. Ich hatte solche Hoffnungen für euch beide … ich habe gedacht, wenn ich euch alles zeige … aber ihr wolltet ja nicht hören. Die Nightside kriegt jeden klein. Sie zieht jeden auf ihre Stufe herab, nur weil sie es kann. Hier gibt es keine Hoffnung und keine Zukunft. Nur Schamlosigkeit, Böses und den Verfall des Körpers und der Seele. Ich werde euch kaltmachen, jeden einzelnen von euch anmaßenden Autoritäten. Ich werde eine Botschaft übermitteln, die man nicht ignorieren kann. Verschwindet aus der Nightside oder sterbt.“
    „Wir können die Nightside retten!“, sagte Julien Advent.
    „Ist mir egal“, entgegnete der Wanderer.
    Dann schien die Zeit stillzustehen, als ich das flache, schwarze Köfferchen aus meiner Manteltasche zog und die sprechende Pistole herausnahm. Um mich herum schrien Leute auf und wichen vor der sich plötzlich im Raum ausbreitenden, finsteren Präsenz zurück. Ich fühlte mich, als stünde ich über der Leiche meines besten Freundes oder als blicke ich an mir hinab und sähe das Heft einer Waffe, die in meinem Gedärm steckte. Die sprechende Pistole war Tod, Schrecken und das Ende aller Dinge, und nur in ihrer Nähe zu sein, ließ einen Herzrasen bekommen und Blut im Mund schmecken.
    Julien wandte den Kopf ab, da er sie nicht anschauen konnte. Die Lippe des Wanderers kräuselte sich vor Abscheu.
    Die sprechende
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