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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Autoren: Simon R. Green
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augenblicklich vergeben. Ich nicht, und ich werde es auch niemals.
    Sie hätte ihr Gesicht auf Dutzende Arten und Weisen heilen oder wiederherstellen lassen können. Sie hatte sich dagegen entschieden. Sie war der Meinung, ein Ungeheuer solle auch wie ein Ungeheuer aussehen. Ich habe sie in dieser Angelegenheit nie unter Druck gesetzt. Wir Ungeheuer müssen zusammenhalten.
    Das Lächeln der Empfangsdame verrutschte nicht eine Sekunde. „Gewiss, Mr. Taylor, Miss Shooter. Wenn Sie bitte diese Formblätter für mich ausfüllen könnten …“
    „Nein“, sagte ich. „Wir wollen zuerst sehen, was dieser Ort zu bieten hat.“
    Die Empfangsdame sammelte ihre Papiere wieder ein. „Einer unserer Assistenzärzte ist auf dem Weg hierher, um Sie herumzuführen“, sagte sie immer noch professionell gut aufgelegt. Hätte ich über längere Zeit auf diese Art gelächelt, hätten mir die Wangen ziemlich wehgetan. „Ah, da ist er auch schon. Dr. Dougan, das sind …“
    „Ich weiß, wer Sie sind, Mr. Taylor, Miss Shooter“, antwortete der Assistenzarzt heiter. „Weiß das nicht jeder?“
    „Unser Ruf eilt uns voraus“, sagte ich trocken und schüttelte seine ausgestreckte Hand. Er hatte einen festen, männlichen Händedruck. Natürlich. Er bot auch Suzie seine Hand an, aber sie sah sie nur an, und er lupfte sie schnell wieder sicher aus ihrer Reichweite und steckte sie tief in die Tasche seines Arztmantels, als hätte er das die ganze Zeit schon tun wollen. Er trug einen altertümlichen weißen Mantel, und ein altertümliches Stethoskop baumelte lose um seinen Hals.
    „Jeder Weißkittel in der Nightside hat von Ihnen beiden gehört“, sagte er immer noch fröhlich. „Die meisten von uns erfahren ihre Grundausbildung in der Notaufnahme und flicken die Leute wieder zusammen, die Ihnen über den Weg gelaufen sind.“
    Ich sah Suzie an. „Wenn wir schon für sonst nichts zu gebrauchen sind, kurbeln wir doch immerhin den Arbeitsmarkt an.“
    Dr. Dougan schwatzte eine Weile vor sich hin und erklärte uns, wie wundervoll der Salon sei und wie fantastisch die neuen Techniken wären, während ich ihn eindringlich musterte. Sein Mantel gleißte fast blendend weiß vor lauter Stärke und hatte in seinem gesamten Dasein mit Sicherheit noch keinen Blutspritzer abbekommen. Er war viel zu jung und attraktiv für einen Arzt, der auch einmal kräftig zupacken konnte, was bedeutete, dass er einzig dazu da war, die Waren des Salons anzupreisen. Er war nur eine Scharade. Er wusste mit Sicherheit nichts darüber, wie der Salon im Inneren wirklich funktionierte. Dennoch folgten wir ihm in den Vorzeigekrankensaal hinter dem Eingangsbereich. Irgendwo musste man schließlich anfangen. Dougan hielt kein einziges Mal in seinem Redefluss inne. Offensichtlich hatte er ein klares Drehbuch bekommen, um die Leistungen des Salons zu verkaufen. Er hatte jedes Wort auswendig gelernt und, bei Gott, wir würden es uns anhören müssen.
    Der Vorzeigekrankensaal erwies sich als extrem eindrucksvoll und vollkommen künstlich. Blitzblanke Patienten in blitzblanken Krankenbetten. Niemand litt an etwas Unansehnlichem oder Besorgniserregenden, und äußerst attraktive Krankenschwestern in gestärkten weißen Uniformen kümmerten sich um alles. Überall waren Blumen, und sogar im Desinfizierungsmittel war eine Spur Parfum zu riechen. Viel Licht, viel Platz und niemand hatte Schmerzen. Ein Traum von einem Krankensaal. Selbstverständlich durften wir weder mit Patienten noch mit Krankenschwestern direkt reden. Der Assistenzarzt gab sein Bestes, uns mit Statistiken über die Genesungsrate Sand in die Augen zu streuen, während ich die Augen nach etwas offenhielt, was nicht ins perfekte Bild passte. Das Krankenzimmer sah absolut in Ordnung aus … aber irgendetwas störte mich.
    Ich brauchte einige Zeit, bis ich bemerkte, dass der ganze Krankensaal für die Nightside einfach zu normal war. Wenn das alles war, was die reichen und mächtigen Patienten wollten, konnten sie das genau so gut in der Harley Street in Westminster bekommen. Das ausschlaggebende i-Tüpfelchen war, dass weder Patienten noch Krankenschwestern mich und Suzie auch nur eines einzigen Blickes würdigten, und das war ganz entschieden nicht normal.
    Dougan hielt in seinem Redeschwall inne, als die Türen hinter uns aufsprangen und ein halbes Duzend Sicherheitsleute hereinstürmten und uns rasch umzingelten. Hünen mit großen Ausbeulungen in ihren Sakkos, wo sich ihre Pistolenhalfter befanden. Suzie
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