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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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worden waren.
    Niemals darf sich ein Wesen der Nacht in ein menschliches Wesen verlieben. Die Strafe für diesen Gesetzesbruch lautete: Tod.
    Es war egal. Er wusste, was er jetzt zu tun hatte und wo er hingehen musste.
    Kalt und entschlossen klickte sich James aus dem Internet und schaltete den Laptop aus. Er stand auf, nahm seine Sonnenbrille und setzte sie auf. Dann ging er hinaus in die gnadenlose Junisonne und warf die Tür seines Appartements hinter sich zu.
     
    Poppy sah sich unglücklich im Krankenhauszimmer um. Es war eigentlich gar nicht so schlimm, außer dass es zu kalt war. Aber es war eben ein Krankenhaus. Das war die nackte Wahrheit, die sich hinter den hübschen pink-blauen Vorhängen verbarg, hinter dem Fernseher mit seinen vielen Programmen und der Speisekarte mit den Comicfiguren darauf. Es war ein Ort, an den man nur kam, wenn man wirklich sehr krank war.
    Na, komm schon, dachte sie. Werde ein bisschen fröhlicher. Wo bleibt das positive Denken, Poppy?
    Trotz allem musste sie ein wenig lächeln. Die Krankenschwestern waren nett und ihr Bett war einfach cool. Es besaß eine Fernbedienung, mit der man sich in alle möglichen Positionen beamen konnte.

    Ihre Mutter kam herein, als sie gerade damit herumspielte. »Ich habe Cliff erreicht, er wird später herkommen. Inzwischen ziehst du dich besser für die Untersuchungen um.«
    Poppy schaute auf den blau-weiß gestreiften Frotteebademantel und fühlte, wie sich alles in ihr schmerzlich zusammenzog. Und etwas in ihrem tiefsten Inneren flehte: bitte noch nicht. Ich bin noch nicht bereit.
     
    James parkte seinen schwarzen Porsche in einer Parklücke auf der Ferry Street in der Nähe von Stoneham. Es war kein schönes Viertel. Touristen, die Los Angeles besuchten, mieden diese Gegend.
    Das Gebäude war heruntergekommen und halb verfallen. Einige Stockwerke standen leer. Über die zerbrochenen Scheiben war Pappe geklebt. Graffiti bedeckten die abblätternde Farbe auf den bröckelnden Backsteinwänden.
    Sogar der Smog schien hier dicker zu sein. Die Luft war gelb und stickig. Mit ihrem giftigen Schleier verdüsterte sie den hellsten Tag und ließ alles unwirklich und seltsam verschwommen aussehen.
    James ging um das Gebäude herum zum Hintereingang. Dort gab es zwischen den Lastenaufzügen der Geschäfte eine Tür, die nicht mit Graffiti beschmiert war. Das Zeichen darüber trug keine Inschrift. Es war das einfache Bild einer schwarzen Blume.

    Einer schwarzen Iris.
    James klopfte. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und ein dürrer Junge in einem zerknitterten T-Shirt spähte mit glitzernden Augen heraus.
    »Ich bin’s, Ulf«, sagte James und unterdrückte den Drang, die Tür einzutreten. Werwölfe, dachte er leicht abfällig. Warum müssen die immer so verdammt revierbewusst sein?
    Die Tür wurde gerade so viel geöffnet, dass James eintreten konnte. Der dürre Junge sah sich misstrauisch nach allen Seiten um, bevor er sie wieder schloss.
    »Geh raus und markiere einen Hydranten oder so was«, rief James ihm ärgerlich über die Schulter zu.
    Der Ort sah aus wie ein kleines Café. Ein verdunkelter Raum mit kleinen, runden Tischen, die dicht an dicht standen und von hölzernen Stühlen umgeben waren. Vereinzelt saßen ein paar Leute herum. Alle sahen wie Teenager aus. Zwei Jungs spielten in einer Ecke Billard.
    James ging zu einem Mädchen an einem der runden Tische. Er nahm die Sonnenbrille ab und setzte sich.
    »Hallo, Gisèle.«
    Das Mädchen sah auf. Es hatte schwarzes Haar und blaue Augen. Große, geheimnisvolle Augen, die wie im alten Ägypten dick mit schwarzem Kajal umrandet waren.
    Sie sah aus wie eine Hexe - was kein Zufall war.

    »James! Ich habe dich vermisst.« Ihre Stimme war leicht heiser und verführerisch. »Wie geht’s denn so?« Sie legte ihre Hände um eine nicht angezündete Kerze und machte eine schnelle Bewegung, als würde sie einen Vogel freilassen. Während sich ihre Hände bewegten, flammte der Kerzendocht auf.
    »Immer noch so süß wie früher.« Sie lächelte ihn durch das tanzende goldene Licht an.
    »Das gilt auch für dich. Aber in Wahrheit bin ich geschäftlich hier.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Bist du das nicht immer?«
    »Diesmal ist es anders. Ich brauche deine - berufliche Meinung über etwas.«
    Sie spreizte ihre schlanken Finger. Silberne Fingernägel glitzerten im Kerzenschein. An ihrem Zeigefinger trug sie einen Ring mit einer schwarzen Dahlie. »Meine Macht steht dir zur Verfügung. Möchtest du
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