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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht
Autoren: Lisa J. Smith
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sie aus dem Sprechzimmer kam, weil sie sich überhaupt Gedanken gemacht hatte. Oder: 2. Es war etwas Schlimmes und Poppy musste sich einer grässlichen Behandlung unterziehen. Das zugedeckte Loch und das offene schwarze Loch. Wenn das Loch bedeckt und
verschwunden war, schien alles lachhaft und es war ihr peinlich, dass sie jemals so melodramatische Gedanken gehabt hatte. War das Loch jedoch offen, fühlte sie sich, als sei ihr ganzes Leben nur ein Traum gewesen und sie würde erst jetzt in der harten Wirklichkeit aufwachen.
    Ich wünschte, ich könnte James anrufen, dachte sie.
    »Poppy?«, fragte die Arzthelferin schließlich. »Du kannst reinkommen.«
    Dr. Franklins Sprechzimmer war holzgetäfelt. Seine vielen Diplome hingen an den Wänden. Poppy setzte sich in einen Ledersessel und versuchte, ihre Mutter so unauffällig wie möglich zu mustern.
    Ihre Mutter sah ruhig aus - zu ruhig. Ihr gefasstes Gesicht verbarg kaum die Anspannung dahinter. Sie lächelte, aber es war ein seltsames, etwas unsicheres Lächeln.
    Oh nein, dachte Poppy. Da ist tatsächlich etwas im Busch.
    »Also, es gibt keinen Grund zur Unruhe«, begann Dr. Franklin, und sofort schrillten bei Poppy sämtliche Alarmsirenen. Ihre Handflächen klebten am Leder der Armlehnen.
    »Wir haben etwas auf deinem Ultraschallbild gefunden, das ein wenig ungewöhnlich ist. Ich möchte noch ein paar andere Untersuchungen vornehmen lassen.« Er sprach langsam und seine Stimme klang tröstend. »Für eine davon ist es notwendig, dass du von Mitternacht
bis zum Morgen des nächsten Tages nichts isst. Aber deine Mutter hat mir schon gesagt, dass du heute nicht gefrühstückt hast.«
    Poppy lächelte mechanisch. »Ich habe ein Schokocornflake gegessen.«
    »Ein einziges Schokocornflake? Nun, ich glaube, das können wir als nüchtern durchgehen lassen. Wir werden die Untersuchungen heute noch machen, und ich glaube, es wäre am besten, wenn ich dich dafür ins Krankenhaus einweise. Also, diese Untersuchungen heißen CT und ERCP, das sind Abkürzungen für etwas, das selbst ich nicht aussprechen kann.« Er lächelte. Poppy starrte ihn nur an.
    »Vor keiner der beiden musst du Angst haben«, fuhr er sanft fort. »Die CT ist ähnlich wie Röntgen. ERCP, das ist eine Spiegelung. Man führt dir einen Schlauch den Hals hinunter in den Magen und von dort in die Bauchspeicheldrüse. Dann injizieren wir eine Flüssigkeit, die wir auf den Röntgenbildern sehen werden …«
    Sein Mund bewegte sich weiter, aber Poppy hörte die Worte nicht mehr. Sie hatte mehr Angst als je zuvor in ihrem Leben.
    Das mit der interessanten Narbe, das war doch nur Spaß, dachte sie. Ich will keine ernste Krankheit. Ich will nicht ins Krankenhaus und ich will keine Schläuche im Hals.
    Sie schaute ihre Mutter stumm und flehend an.

    Ihre Mutter nahm ihre Hand. »Das ist nichts Schlimmes, Schatz. Wir fahren jetzt nach Hause, packen ein paar Sachen für dich ein und dann kommen wir zurück.«
    »Ich muss heute noch ins Krankenhaus?«
    »Das halte ich für das Beste«, sagte Dr. Franklin.
    Poppy klammerte sich an die Hand ihrer Mutter. Ihr Verstand war wie leer gefegt.
    Als sie aus dem Sprechzimmer gingen, sagte ihre Mutter: »Danke, Owen.« Poppy hatte noch nie gehört, dass sie Dr. Franklin bei seinem Vornamen genannt hatte.
    Sie fragte auch nicht, warum. Während sie aus dem Gebäude gingen und ins Auto stiegen, schwieg sie. Auf der Heimfahrt erzählte ihre Mutter mit ruhiger, leichter Stimme irgendwelche ganz banalen Dinge. Poppy zwang sich zu antworten. Sie tat so, als sei alles ganz normal, während dieses entsetzliche Gefühl in ihr tobte.
    Erst als sie in ihrem Zimmer waren, ihre Gruselbücher und ein paar Baumwollpyjamas in einen kleinen Koffer packten, fragte Poppy fast beiläufig: »Was hat Dr. Franklin eigentlich gesagt? Was fehlt mir?«
    Ihre Mutter antwortete nicht sofort. Sie beschäftigte sich mit dem Koffer. »Also, er ist sich nicht sicher, ob dir überhaupt etwas fehlt.«
    »Aber er muss sich doch irgendwas dabei denken, wenn er diese Untersuchungen machen lassen will. Und er hat von meiner Bauchspeicheldrüse gesprochen - ich
meine, es hörte sich an, als sei etwas damit nicht in Ordnung. Ich dachte, er untersucht meine Gallenblase oder so was. Ich wusste ja gar nicht, dass meine Bauchspeicheldrüse auch etwas damit zu tun hat …«
    »Liebling.« Ihre Mutter packte sie sanft an den Schultern, und Poppy merkte, dass sie langsam hysterisch wurde. Sie holte tief Luft.
    »Ich möchte nur
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