Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
vierundzwanzig Jahren der Zauberpest zum Opfer gefallen wäre. Für einen Menschen war das alt, genau wie bei Wulfgar, aber hässlich? So etwas hätte Drizzt von seiner geliebten Catti-brie niemals denken können, denn in den hundertzwölf Jahren seines Lebens hatte der Drow nie jemand oder etwas Schöneres gesehen als seine Frau. In seinen Augen hätte sie nie etwas anderes sein können als perfekt, ganz gleich, welche Spuren die Zeit auf ihrem menschlichen Antlitz hinterließ, welche Narben sie aus ihren Kämpfen davontrug oder wie sich ihr Haar verfärbte. Für Drizzt würde Catti-brie immer so aussehen wie damals, als er sich in sie verliebt hatte, auf einer lange zurückliegenden Reise ins ferne Calimhafen, wo sie Regis hatten retten müssen.
    Regis. Die Erinnerung an den Halbling machte Drizzt zu schaffen. Auch diesen guten Freund hatte er in jenen Tagen des Chaos verloren, als der König der Geister die Schwebende Seele heimgesucht und dieses phänomenale Bauwerk in Schutt und Asche gelegt hatte. Sein Kommen hatte eine große Finsternis eingeleitet, die sich seither über ganz Toril ausgebreitet hatte.
    Der Dunkelelf hatte einst den Rat bekommen, sein langes Leben in verschiedene kürzere Zeitspannen einzuteilen, um unmittelbar mit den Menschen in seiner Umgebung leben zu können. Demnach müsste er weiterziehen, um diese Art von Leben, Begehren und Liebe zu wiederholen. Eigentlich war ihm bewusst, dass dies ein guter Rat war, doch in dem Vierteljahrhundert, seit er Catti-brie verloren hatte, hatte er schließlich begriffen, dass manch ein Rat leichter zu hören als zu beherzigen ist.
    »Sie ist noch bei uns«, stellte Bruenor nach einer Weile richtig. Er leerte seinen Krug und schleuderte ihn in den Kamin, wo er in tausend Stücke zerbrach. »Nur dieser verdammte Jarlaxle denkt wie ein Drow und lässt sich Zeit, als würde er ewig leben.«
    Drizzt lag eine Bemerkung auf der Zunge, mit der er seinen Freund beruhigen wollte, aber er verbiss sich die Antwort. Stattdessen starrte er ins Feuer. Sowohl er als auch Bruenor hatten Jarlaxle, diesen weltgewandtesten aller Dunkelelfen, beschworen, Catti-brie und Regis zu suchen. Wenigstens ihre Seelen sollte er finden, denn sie hatten gesehen, wie ein heiliges Einhorn diese Seelen an jenem schicksalhaften Morgen durch die Mauern von Mithril-Halle davongetragen hatte. Drizzt glaubte, dass die Göttin Mielikki die beiden abgeholt hatte, aber sicher nicht so grausam war, sie zu behalten. Doch vielleicht konnte nicht einmal Mielikki dem Herrn der Toten, Kelemvor, seine hart erkämpfte Beute vorenthalten.
    Drizzt sah diesen Morgen vor sich, als wäre es gestern gewesen. Nach einer köstlichen Nacht in den Armen seiner Frau, die aus den Tiefen ihres Wahns zu ihm zurückgekehrt zu sein schien, hatten Bruenors Schreie ihn aus dem Schlaf gerissen.
    Und dann hatte sie an diesem schrecklichen Morgen kalt neben ihm gelegen.
    »Brich den Frieden«, knurrte Drizzt, der plötzlich wieder an den neuen Ork-König dachte, der nicht annähernd so klug und weitsichtig war wie sein Vater.
    Reflexartig glitt Drizzts Hand an seine Hüfte, obwohl er seine Krummsäbel abgelegt hatte. Er wollte das Gewicht der tödlichen Klingen wieder in seinen Händen spüren. Der Gedanke an den Kampf, an den Gestank des Todes oder an seinen eigenen Tod schreckte ihn nicht. Nicht an diesem Morgen. Nicht, solange die Erinnerung an Catti-brie und Regis ihn umschloss und ihm seine ganze Hilflosigkeit zeigte.
    »Ich komme nur ungern hierher«, bemerkte die Ork-Frau, als sie den Kräuterbeutel überreichte. Für einen Ork war sie eher klein, doch ihr winziges Gegenüber überragte sie bei weitem.
    »Es herrscht Frieden, Jessa«, erwiderte Nanfoodle. Der Gnom öffnete den Beutel, zog eine Wurzel daraus hervor und schnupperte daran. »Oh, die gute alte Alraune«, sagte er. »Die richtige Portion macht schmerzfrei.«
    »Und lässt vergessen«, sagte die Frau. »Und macht einen zum Narren … wie einen Zwerg in einem Met-See, der ihn bis zum Grund leer trinken will.«
    »Nur fünf?«, fragte Nanfoodle, der in dem großen Beutel herumtastete.
    »Die anderen Pflanzen stehen in voller Blüte«, erwiderte Jessa. »Nur fünf, sagst du? Ich hatte damit gerechnet, allenfalls eine zu finden. Auf zwei hatte ich gehofft und um eine dritte gebetet.«
    Nanfoodle blickte von dem Beutel auf, ohne die Ork-Frau anzusehen. Sein abwesender Blick schweifte in die Ferne, denn dahinter überschlugen sich seine Gedanken. »Fünf …«, sann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher