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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym
Autoren: R. A. Salvatore
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er und warf einen Blick auf sein Laboratorium. Sein magerer Finger tippte auf den kleinen weißen Ziegenbart, während er vor sich hin grübelte. Schließlich fasste er einen Entschluss: »Fünf dürften reichen.«
    »Sicher?«, vergewisserte sich Jessa. »Du willst es also wagen?«
    Der Gnom bedachte sie mit einem verständnislosen Blick. »Ich bin schon dabei«, erklärte er.
    Ein durchtriebenes Grinsen zog Jessas Lippen so hoch, dass sie beinahe bis zu den zwei strohgelben Locken zu reichen schienen, die ihr flaches, rundes Gesicht mit der Schweinsnase umrahmten. Ihre hellbraunen Augen glitzerten frech.
    »Macht dir das wirklich so viel Spaß?«, schalt der Gnom.
    Doch Jessa wandte sich schwungvoll zum Gehen. »Die Aufregung macht mir Spaß«, gab die junge Priesterin zu. »Das Leben ist schließlich so langweilig.« Sie drehte sich noch einmal um und deutete auf den Beutel in Nanfoodles Hand. »Und dir geht es offenbar ebenso.«
    Der Gnom betrachtete die giftigen Wurzeln. »Ich habe keine andere Wahl.«
    »Hast du Angst?«
    »Sollte ich das?«
    »Ich habe Angst«, sagte Jessa, doch es klang nicht wie ein unfreiwilliges Eingeständnis. Mit ernster Miene nickte sie dem Gnom anerkennend zu und verabschiedete sich mit einem Knicks. »Lang lebe der König.« Dann ging sie, wobei sie darauf achtete, auf dem Weg zur Botschaft des Reiches Todespfeil möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, auch wenn ein Ork in den Gängen von Mithril-Halle nie unbeachtet blieb.
    Nanfoodle nahm die Wurzeln zur Hand und ging zu seinen Apparaturen auf der breiten Ablage an der Seite des Laboratoriums. Dabei warf er einen Blick in den Spiegel hinter der Ablage und nahm kurz Haltung an, denn für einen Gnom mittleren Alters fand er sich sehr würdevoll – obwohl er das mittlere Alter eigentlich längst überschritten hatte. Abgesehen von den dicken weißen Büscheln über den großen Ohren war sein kleiner Kopf weitgehend kahl, doch er achtete darauf, diese restlichen Haare ebenso sorgfältig zu stutzen wie das spitze Bärtchen und den dünnen Schnurrbart. Den Rest seines großen Schädels hielt er glatt rasiert. Bis auf die Augenbrauen, wie er schmunzelnd feststellte, als ihm auffiel, dass ein paar dieser Haare schon so lang waren, dass sie sich sichtlich lockten.
    Schließlich riss sich der Gnom von seinem Spiegelbild los und klemmte sich einen Kneifer auf die Nase. Um durch die kleinen, runden Vergrößerungsgläser besser sehen zu können, legte er den Kopf nach hinten, während er sorgfältig die Höhe des geölten Dochts einstellte.
    Wenn er die richtige Menge des kristallklaren Gifts extrahieren wollte, musste die Hitze genau stimmen, schärfte er sich ein.
    Er musste absolut präzise arbeiten, doch beim Blick auf das Stundenglas am Ende des Bretts wurde ihm klar, dass er sich dabei sputen musste.
    König Bruenors Krug wartete.
    Thibbledorf Pwent trug ausnahmsweise nicht seine zerdellte, schartige Stachelrüstung, ohne die man den Zwerg kaum je zu Gesicht bekam. Genau dies war auch der Grund, denn er wollte von niemandem gehört oder gar erkannt werden.
    In Sichtweite von Nanfoodles Tür versteckte er sich am Ende eines Gangs im Schatten hinter ein paar Fässern.
    Der Schlachtenwüter knirschte mit den Zähnen, um die Flut an Flüchen zurückzuhalten, die ihm in den Sinn kamen, als Jessa Dribble-Obould das Labor betrat, nachdem sie sich zuvor mit schnellem Blick versichert hatte, dass niemand sie bemerkte.
    »Orks in Mithril-Halle«, flüsterte Pwent, schüttelte seinen schmutzigen, behaarten Kopf und spuckte aus. Wie hatte er protestiert, als dem Ork-Reich eine Botschaft in den Hallen der Zwerge zugestanden wurde! Natürlich war es kein großer Stützpunkt. Es durften sich nie mehr als vier Orks gleichzeitig in Mithril-Halle aufhalten, und auch diese vier durften sich nicht frei bewegen. Deshalb stand immer ein Trupp Zwergenwachen bereit, zu denen häufig auch Pwents Schlachtenwüter zählten, um die »Gäste« zu eskortieren.
    Aber diese aalglatte kleine Priesterin hatte diese Regel offenbar umgangen. Damit hatte Pwent schon lange gerechnet.
    Er überlegte, ob er hinübergehen und die Tür eintreten sollte, um die Ratte auf frischer Tat zu ertappen. Dann könnte er sie ein für alle Mal aus Mithril-Halle vertreiben lassen. Doch als er sich erheben wollte, riet ihm ein seltener Anflug von Weisheit zu mehr Geduld. Trotz seiner brodelnden Wut verharrte Thibbledorf Pwent an seinem Platz. Kurz darauf stand Jessa wieder im Gang, sah
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