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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym
Autoren: R. A. Salvatore
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verpasst?«
    »Nur den ersten Trinkspruch«, tröstete Nanfoodle und eilte geschäftig los, um alle Krüge einzusammeln, ehe er damit zu dem Fass auf der Seite lief. »Hilf mir«, forderte er Pwent auf.
    Nanfoodle füllte die Krüge, und Thibbledorf Pwent teilte sie aus. Pwent bemerkte, dass der Gnom Bruenors persönlichen Krug nicht gleich zu Beginn nachfüllte. Dieser Krug war wirklich nicht zu übersehen, denn er war mit dem Wappen der Sippe Heldenhammer mit dem schäumenden Bierkrug geziert und hatte einen Griff mit Hörnern am oberen Rand, in die der Besitzer seinen Daumen stecken konnte. Eines dieser Hörner war abgebrochen, so wie das eine Horn auf Bruenors Helm. Der Krug war ein Geschenk der Zwerge aus der Zitadelle Adbar, mit dem sie zum zehnten Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrags von Garumns Schlucht ihre Solidarität und ewige Freundschaft bekundet hatten. Niemand außer Bruenor würde es wagen, diesen Krug zum Mund zu führen. Das wusste Pwent, und deshalb begriff er auch, dass Nanfoodle dem König seinen Met persönlich und ganz zum Schluss überreichen wollte. Eigentlich dachte er auch nicht lange darüber nach, doch ihm fiel eben auf, dass der Gnom diesen einen Krug absichtlich nicht von Pwent austeilen ließ.
    Hätte Pwent besser auf den Gnom geachtet, so wäre ihm noch etwas aufgefallen, worüber er sich bestimmt gewundert hätte. Der Gnom füllte erst seinen eigenen Krug, ehe er der Gruppe, die sich über die alten Zeiten mit Cattie-brie und Regis unterhielt und ohnehin keinen Blick für ihn hatte, erkennbar den Rücken zuwandte. Aus einem versteckten Beutel an seinem Gürtel zog der Gnom ein kleines Fläschchen, das er geräuschlos entkorkte. Er sah sich nach den anderen um und goss die klare Flüssigkeit rasch in Bruenors prächtigen Krug.
    Nachdem die Flüssigkeit sich verteilt hatte, nickte er zustimmend und schloss sich den Feiernden wieder an.
    »Darf ich einen Trinkspruch auf meine Herrin Shoudra ausbringen?«, fragte der Gnom. Shoudra war die Szeptrana und Botschafterin von Mirabar gewesen, die er vor all den Jahren nach Mithril-Halle begleitet hatte und die in jenem furchtbaren Krieg von Obould persönlich getötet worden war. »Auf alte, geheilte Wunden«, erklärte er und hob seinen eigenen Krug.
    »Ja, auf Shoudra und alle, die bei der Verteidigung der Hallen der Heldenhammer-Sippe gefallen sind«, stimmte Bruenor ihm zu und nahm einen langen Zug Honigwein.
    Nanfoodle nickte und lächelte. Er hoffte nur, dass Bruenor das etwas bittere Gift nicht herausschmeckte.
    »Wehe, Mithril-Halle! Benachrichtigt alle Grafen, Könige und Königinnen der Silbermarken, dass König Bruenor schwer krank darniederliegt!«, verkündeten die Herolde schon wenige Stunden nach der Gedenkfeier im ganzen Zwergenreich.
    Die Kapellen von Mithril-Halle waren ebenso voll wie die aller Städte des Nordens, wo sich die Nachricht herumsprach, denn König Bruenor war sehr beliebt, und seine kräftige Stimme hatte viele gute Veränderungen in den Silbermarken unterstützt. Angesichts des möglichen Verlusts beider Unterzeichner des Vertrags von Garumns Schlucht munkelte man überall sorgenvoll von einem baldigen Krieg mit den Orks.
    Die Gebete in Mithril-Halle waren feierlich, aber ohne Schrecken. Immerhin hatte Bruenor ein langes, gutes Leben hinter sich und war von ungemein charakterstarken Zwergen umgeben. Das Wichtigste war die Sippe, und die würde weiterbestehen und gedeihen, wenn die Tage des großen Königs Bruenor längst Geschichte waren.
    Dennoch flossen viele Tränen, wann immer einer von Cordios Priestern verkündete, dass der König schwer krank sei und Moradin ihre Gebete noch nicht erhört hätte.
    »Wir können ihm nicht helfen«, bekannte Cordio gegenüber Drizzt und einigen anderen, als Bruenor schon die dritte Nacht in Folge litt. »Wir erreichen ihn nicht mehr.«
    Er bedachte den Drow mit einem stillen, missbilligenden Blick, doch Drizzt zeigte keine Regung.
    »Ach, mein König«, klagte Pwent.
    »Wehe, Mithril-Halle«, sagte Banak Starkamboss.
    »Moment«, mahnte Drizzt. »Bruenor war sich seiner Verantwortung sehr bewusst. Die Thronfolge ist geklärt.«
    »Du redest, als wäre er schon tot, du verdammter Elf!«, schimpfte Pwent.
    Drizzt seufzte und nickte dem Schlachtenwüter entschuldigend zu.
    Sie gingen hinein und setzten sich an Bruenors Bett. Drizzt hielt seinem Freund die Hand, bis der König kurz vor Tagesanbruch sein Leben aushauchte.
    »Der König ist tot. Lang lebe der König«,
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