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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition)
Autoren: Mary Burton
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»Familie.«
    Bei seiner Berührung versteifte sie sich, brachte jedoch ein Lächeln zustande. »Ja. Es ist besser, wenn wir nur zu zweit sind.«
    Einen Augenblick lang zögerte er. Nicole drückte das Baby fest an sich.
    Todd schüttelte den Kopf und trat ans Kopfende des Bettes. Er bückte sich und nahm Nicole das Baby aus den Armen. »Wir müssen drei sein, damit die Familie vollständig ist.«
    »Nein!«, schrie Nicole.
    Er ging zu Kendall hinüber. »Nimm unser Baby, Eve.«
    Sie nahm das Kind entgegen und wagte nicht, Nicoles fassungsloses Gesicht anzusehen. Die Kleine zappelte in ihrer Decke, als spürte sie, dass man sie ihrer Mutter entriss.
    Todd richtete seine Pistole auf Nicoles Kopf. »Jetzt sind wir nur noch zu dritt.«
    Kendall drückte das Baby an sich. »Töte sie nicht, Todd. Du und ich und das Baby, wir gehen weg, aber bring Nicole nicht um. Bring mich nicht dazu, dich zu hassen.«
    Die Erinnerung an die Schreie ihrer Mutter stieg in ihr hoch. »Du hast meine Mutter umgebracht. Wenn du Nicole tötest, werde ich dir niemals verzeihen.«
    Er runzelte die Stirn. »Wir sind eine Familie. Du kannst mich nicht hassen.«
    »In vielen Familien wird gehasst. Wenn du willst, dass ich dich liebe, lass Nicole in Ruhe. Sie kann uns nichts tun.«
    Tränen strömten über Nicoles Gesicht.
    Todd starrte Kendall an. Der nackte Schmerz in seinen Augen war beinahe herzzerreißend. »Ich wollte sie nicht töten. Ich bin nur zurückgekommen, um mit ihr zu reden. Aber sie wurde so wütend. Sie hat mich mit Ruth und Judith gesehen. Sie hat nicht verstanden, wie sehr ich die beiden geliebt habe.«
    Tränen schnürten Kendall die Kehle zu. »Und du hast sie erstochen.«
    Todd hob die Pistole und hielt sie sich an die Schläfe. »Ich habe es nicht gewollt.«
    »Bring Nicole nicht um. Wenn du mich liebst, lass sie leben.«
    Es herrschte angespannte Stille. Dann nickte er. »Gut. Für dich lasse ich sie am Leben.«
    Mit der Pistole in der Hand ging er auf Kendall zu. Er legte den rechten Arm um sie und führte sie mit dem Kind aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
    Hinter ihnen hörten sie Nicole weinen. »Mein Baby!« Ihr Wehklagen vermischte sich mit dem Babygeschrei.
    Die Haustür ging auf. Kalte Luft schlug Kendall entgegen, und sie drückte das Baby fest an sich. Todd stieß sie auf den Beifahrersitz, dann ging er eilig um das Auto herum, wobei er sie die ganze Zeit im Auge behielt. Er setzte sich hinter das Steuer und ließ den Motor an. Es dauerte ein wenig, bis er die Heizung eingestellt hatte, damit sie und das Baby es warm hatten. Aber durch die von der Kugel zersplitterten Scheiben drang kalte Luft in den Wagen. Das Baby schrie lauter.
    »Warum schreit sie?« Er klang ärgerlich, genervt.
    »Ich weiß nicht.«
    »Sag ihr, dass sie still sein soll, sonst werfe ich sie aus dem Fenster.«
    Kendall drückte das Baby an sich und wiegte es sanft.
    In dem Moment, als Todd den Wagen in Gang setzte, wurde am Ende der Zufahrt Blaulicht sichtbar. Kendall umklammerte das Kind. Mindestens zehn Polizeiautos blockierten den Weg.
    Vor Erleichterung hätte sie fast geweint.
    Todd fluchte und setzte zurück. Zunächst fuhr er auf die Autos zu, dann bog er auf einen Feldweg, der die Zufahrt kreuzte.
    Der Weg war uneben, und wegen der platten Reifen ließ sich der Wagen schwer lenken. Kendall wurde hin- und hergeworfen. Mit dem Kind in den Armen war es ihr nahezu unmöglich, das Gleichgewicht zu halten. Sie fiel nach vorn und schlug mit der Schulter gegen das Armaturenbrett, bevor sie sich wieder aufrichtete.
    Todd starrte stur geradeaus und fuhr weiter die immer schmaler werdende Straße entlang. Es fing an zu schneien, und bald wurden die Scheibenwischer nicht mehr mit dem Schnee fertig.
    Dann trafen die Reifen plötzlich auf eine Eisfläche, das Fahrzeug schlitterte zur Seite und prallte gegen einen Baum.
    Ayden fuhr die Einfahrt hoch und stellte das Auto ab. Mit gezogener Waffe stieß er die Haustür auf. Sein Blick glitt durch den düsteren Eingangsbereich.
    Von oben hörte er Nicoles Schreie. Er rannte nicht hinauf, wie es ihm sein Instinkt befahl. Stattdessen suchte er mit den uniformierten Beamten, die ihn begleiteten, methodisch das Innere des Hauses ab. Solange er es nicht sicher wusste, würde er sich nicht darauf verlassen, dass Todd alleine arbeitete.
    Als sie festgestellt hatten, dass die Luft rein war, folgte er Nicoles Schreien in den zweiten Stock. Er ging auf das Licht am Ende des Flurs zu. Die Schreie zerrissen ihm
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