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Nicolai

Nicolai

Titel: Nicolai
Autoren: Christine Balasch
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an.
    Ich
setzte mich an meinen neuen Arbeitsplatz und nahm den Karton mit meinen Sachen
auf den Schoß. Erst wollte ich alles auspacken, aber irgendwie war mir das zu blöd.
Und überhaupt, das war doch kein Arbeitsplatz. Das war ja nicht mal ein
richtiger Schreibtisch. „Frau Mattner , bringen Sie
mir doch bitte einen Kaffee, mit Milch und Süßstoff.“, riss mich Sabine Klage
aus meiner Gedankenwelt. Ich sah sie entsetzt an. „Nun machen Sie schon. Oder
brauchen Sie es schriftlich?“ Ich hätte sie würgen können. Widerwillig stand
ich auf und bewegte mich in Richtung Küche.
    Auf
dem Weg dorthin kam ich am Büro von Edgar Fröhlich vorbei. Für einen Moment
hielt ich inne und überlegte, ob ich mich bei ihm beschwere. Aber was sollte es
mir bringen. Edgar Fröhlich würde mehr zu diesem Schnösel von Rechtsanwalt
halten als zu einer Angestellten wie mir, die ja nicht mal studiert hatte. Denn
jemand, der nicht mal studiert hatte war für Fröhlich unwichtig. Und das konnte
er einem gut vermitteln. Man fühlte sich dann noch kleiner als man schon war.
Und ich mit meinen Händehoch 1,60 wäre dann wohl nicht mehr zu sehen. Nein, das
ginge nicht. Alexandra! Wo ist dein Stolz? Ich ging weiter, als plötzlich Maria
aus dem gegen-überliegenden Büro heraus kam. „Eh Süße, was ist los? Du ziehst
ja ein Gesicht als ob es draußen regnet.“, sprach sie zu mir und hielt mich an
meinem linken Arm fest. „Nervös strich ich mir durch meine Haare. „Ich hab die
Arschkarte gezogen. Von wegen alles bleibt für mich so
wie es ist. Ich darf für Madame Klage Zuarbeit leisten und ihr Kaffee holen.
Dafür habe ich die letzten 20 Jahre nicht geschuftet, um jetzt wie eine
Praktikantin behandelt zu werden.“, sprach ich wütend und verschränkte die Arme
über meine Brust. „Und was willst du jetzt machen?“, fragte mich Maria und
strich mir liebevoll über die Schulter. „Ich werde kündigen. Es wird Zeit, neue
Wege zu gehen. Du weißt doch was meine Devise ist. Nichts ist für immer.“,
antwortete ich mit einem tiefen Seufzer, war aber selbst überrascht was ich da gerade
von mir gegeben hatte. Dann ließ ich Maria einfach stehen. „Kopf hoch Alexandra,
das wird schon. Schlaf mal eine Nacht darüber.“, rief sie mir hinterher.
    Ich
hatte einfach keine Lust auf weitere Debatten über mich und meine Zukunft und
lief mit schnellem Schritt in Richtung Küche. Schon von weitem nahm ich den
Geruch von frischem Kaffee wahr. Josi stand am Kaffeeautomaten und füllte ihn
auf, als ich in die Küche kam. Sie lächelte mich freundlich an und ging wieder
hinaus. Ich liebte den Geruch von frischen Kaffeebohnen und schloss für einen
Moment meine Augen. Was wird nun werden? Soll ich wirklich kündigen? Was würde
Carl wohl sagen bzw. wohl denken? Würde er meinen Entschluss für richtig
halten? Aber Carl ist nicht hier. Irgendwie fühlte ich mich ratlos. Ich lehnte
mich mit dem Rücken an den Küchenschrank und blickte zum Fenster. Draußen
regnete es. Langsam ging ich zur Kaffeemaschine rüber. Ich nahm einen großen
Kaffeebecher aus dem Schrank und stellte sie unter die Maschine. Statt einem
normalen Kaffee drückte ich viermal die Tasse für Espresso „extra stark“. Das
wird ihr schmecken, dachte ich mir grinsend. Dann stellte ich Kaffeebecher,
Süßstoff und Milch auf ein kleines Tablett und ging zurück ins Büro. „Bitte
schön, gnädige Frau.“, sprach ich in einem etwas unfreundlichen Ton zu ihr und
stellte das Tablett auf ihrem Schreibtisch ab. Sie blickte mich komisch an und
ein kurzes „Danke“ kam dann ein paar Sekunden später aus ihrem Munde. Plötzlich
klingelte das Telefon und diese peinliche Situation wurde damit gottseidank
unterbrochen. Sie nahm den Hörer ab. „Ja Martin, bin schon unterwegs.“ sprach
sie in den Hörer und verschwand im Büro von Martin Schreyer. Man duzt sich
also. Wirklich erstaunt hatte mich das nicht.
    Ich
ging zum Drucker, nahm mir ein Blatt Papier heraus und setzte mich an meinen
neuen supertollen Schreibtisch. In meinem Karton kramte ich nach meinem Lieblingskugelschreiber,
er war Rubinrot mit Gold. Ein Geschenk von Carl. Gottseidank er ist noch da.
Ich hatte schon die Vermutung, dass Sabine Klage beim Packen meiner Sachen sich
ihn eingekrallt hatte, denn dieser Kugelschreiber war ein teures Stück. Ich
hielt gedanklich kurz inne und fing dann an zu schreiben. „Sehr geehrter Herr
Schreyer, hiermit kündige ich fristlos. Mit freundlichen Grüßen, Alexandra Mattner “. Ich las
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