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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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jedenfalls im Weg gestanden, mehr war nicht.
       Na toll!
       „Und,… haben sie sie?“
       Julie wird plötzlich nachdenklicher.
       „Einen haben sie erschossen!“, stöhnt sie.
       „Die beiden anderen wurden gefasst. Mensch! Die Jungs waren gerademal sechzehn, höchstens zwanzig Jahre alt. Völlig abgemagert und runtergekommen.“
       „Du machst Witze, oder?“, mag ich nicht glauben. Dann deute ich auf meinen Verband: „Und der hier?“
       „Der ist den Cops direkt in die Arme gelaufen. Als Anny und ich Geräusche und Winseln hinter der Fargesia hörten, stand auch schon eine Horde von Beamten auf dem Grundstück. Es ging alles unglaublich schnell…“
       „Ist ja hart, oder? Mein Gott, was passiert nur mit dieser Welt?“, wobei mich ein Blitz trifft:  „Was ist mit Anny und den Kindern?“
       „Alles okay, keine Sorge. Die Drei liegen im Bett und schlafen. Anny hat Stephan zu sich genommen. Ich glaube nicht, dass er überhaupt was mitbekommen hat.“
       Erst langsam begreife ich und protestiere.
       „Was heißt eigentlich winseln?!“
       „Habe ich winseln gesagt? Nein Schatz, niemals! Du hast gekämpft wie ein wütender Löwe.“, lächelt sie und gibt mir einen mütterlichen Kuss auf die Nase.
       „Es ist nicht zum spaßen, oder?“, schaue ich ihr besorgt in die Augen. „Da draußen wurde gerade jemand getötet und wir  sind mittendrin…“
       „Was für ein Geburtstag! Mit soviel Überraschung hast du bestimmt nicht gerechnet. Komm, lass uns versuchen noch etwas zu schlafen. Es ist schon halb drei!“
       Ich stimme nickend zu.
     
    Wenn Julie wüsste, was sich heute sonst noch alles als Überraschung herausgestellt hat. Bislang ergab sich noch keine Gelegenheit, ihr meine Neuigkeiten zu berichten. Und jetzt ist bestimmt kein guter Moment dafür. Auch wenn Julie tapfer wirkt, so kenne ich sie doch gut genug um zu wissen, dass sie das Ganze schwer mitnimmt. Natürlich würde sie dies niemals zeigen, noch nicht mal mir gegenüber. Dazu ist ihr Stolz zu stark ausgeprägt. Genau aus diesem Grund hab ich auch Angst davor, ihr die Wahrheit zu berichten. Doch ich werde wohl nicht drumrum kommen.
       Oh mein Kopf.
       Das pochen will nicht aufhören. Harmlos? Hat der Arzt das Wort harmlos benutzt?
       Was für ein Schwachkopf ist das denn?
      
    Derweil beobachte ich meine Süße, wie sie sich fürs Bett zurechtmacht. Ich kann von hier aus durch die offene Tür ins Badezimmer äugen, was ich bei diesen Gelegenheiten immer vor Entzückung trunken mache. Splitternackt steht sie vor dem Spiegel und schminkt sich sorgfältig ab. Diesen schamlosen Blick genieße ich selbst noch nach gut fünfzehn Ehejahren; wie sie sich am ganzen Körper, mit irgend einem öligen Zeug eincremt, ohne dabei die kleinste Stelle, sei sie auch noch so versteckt, zu vertrösten. Gut, sie ist nicht mehr ganz so knackig wie mit dreißig, als wir uns kennen lernten. Was mich jedoch nicht im Geringsten stört. Erstens fehlt es meiner eigenen Gestalt an einer gewissen Spannkraft und zweitens, machen die neun bis zehn Pfund Übergewicht aus einer hübschen Frau eine explosive Sprengladung, wie ich meine. Würde mein Kopf nicht derartige Sperenzien treiben, käme ich jetzt bestimmt auf schlüpfrige Gedanken. Stattdessen beschränken diese sich auf nur ein einziges Wort:
       Männer!
       „Was denkst du gerade?“, ruft sie aus dem Badezimmer und zieht sich ein Nachthemd über ihren, jetzt sicher noch weicheren, Körper.
       Julie ist grundsätzlich zuversichtlich und läuft immer mit einem Lächeln durch die Gegend. Sie ist mein Ponny, mein Brauner, wie ich sie manchmal scherzhaft rufe. Sie ist eine charmante Gesellschafterin. Gerade ihre Aufrichtigkeit und Herzenswärme machen sie zu einem tollen Freund. Leitstute. Julie lässt sich leider leicht für neue Ideen begeistern und so kommt es vor, dass sie mich - und andere - immer wieder überrumpelt. Ein kleiner Biss in die Flanke. So können unsere Pläne immer wieder schnell über den Haufen geworfen und durch neue ersetzt werden. Tief in ihrem Innern versteckt mein Brauner allerdings Selbstzweifel und braucht immer die verständnisvolle Unterstützung ihrer Umgebung.
       „Nichts!“, täusche ich vor.
       „Was macht dein Kopf?“, hakt sie besorgt nach.
       Welcher, bin ich geneigt zu antworten.
       „Geht schon wieder. Komm endlich ins Bett!“, fordere ich bestimmt, womöglich etwas lasziv. Sofort stelle
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