Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
 
PROLOG
     
     
    Jeremiel Baruch fuhr sich mit der Hand durch sein schweißnasses blondes Haar und lehnte sich müde in den blauen Sessel zurück. Die Brücke des Schiffs erstreckte sich in einem weißen Oval um ihn herum; Fenster unterbrachen die Kuppelwände. Drei Reihen von Computermonitoren auf der Konsole vor ihm gaben Informationen in unterschiedlichen Farben wieder. Rudy Kopal, sein Stellvertreter, steuerte das Schiff. Er war ein mittelgroßer Mann mit braunem, gelocktem Haar, grauen Augen, einer geraden Nase und vollen Lippen. Er blickte immer wieder zu Baruch hinüber, wobei seine Augen gleichzeitig prüfend und besorgt wirkten.
    »Um Gottes willen, Jeremiel, das ist Selbstmord, und das weißt du«, sagte Rudy in seiner sanften, gedehnten Sprechweise, die verriet, daß er auf dem Planeten New Savannah aufgewachsen war.
    »Mag sein.«
    »Was soll das heißen, ›mag sein‹? Ein durchgedrehter religiöser Fanatiker zitiert dich durch die halbe Galaxis herbei – zudem ein Verrückter, den du nicht einmal kennst! –, und du saust tatsächlich los?« Er schüttelte den Kopf. »Vor drei Monaten wärst du so ein Risiko noch nicht eingegangen. Da hättest du die Sache auf jede erdenkliche Weise überprüft …«
    »Das werde ich tun, sobald du mich über Kayan abgesetzt hast.«
    »Aber dann, mein Freund, werde ich schon längst fort sein. Was ist, wenn es sich um eine Falle handelt?«
    »Ich bin früher schon in Fallen gelaufen.«
    »Sicher, und ich war da, um dich herauszuholen. Ich und rund fünfzigtausend Soldaten mit Kriegsschiffen. Das hier sieht ein wenig anders aus. Ein wenig bedrohlicher, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    Rudy senkte den Kopf, und seine Nasenflügel blähten sich. Jeremiel betrachtete ihn mit gleichgültiger Ruhe. Er fühlte nichts als eine erschreckende Leere. Von Tag zu Tag wurde es schwerer, sich an dem Rand des Abgrunds, der sich in seinem Geist aufgetan hatte, entlang zu bewegen, ohne hinabzustürzen. Ein verborgener Teil seiner Seele verlangte danach, sich in dieser dunklen Grube in seinem Innern zu verlieren. Zumindest hätte die Qual dann ein Ende.
    »Es spielt keine Rolle, um Himmels willen. Es spielt keine Rolle!« Rudy stieß hart gegen Jeremiels Schulter, als er seinen Sessel drehte, um ihm direkt in die Augen blicken zu können. »Glaubst du, Syene wäre die einzige, die dich braucht?« Er deutete mit dem Finger auf eines der Fenster, hinter dem die Sterne auftauchten, als sie nach dem Lichtsprung in den Normalraum zurückgekehrt waren. »Es gibt noch eine Million Gamanten in dieser Galaxis, und alle sind krank vor Angst wegen der Galaktischen Magistraten. Du bist der einzige, der zu ihrem Schutz kämpft. Du …«
    »Du bist als Kommandant genauso gut wie ich, Rudy. Wahrscheinlich sogar besser. Du wirst mit allem fertig, was kommt.« Bei der Erwähnung von Syenes Namen hatten sich seine Bauchmuskeln zusammengekrampft, und der plötzliche Schmerz drohte, ihn zu ersticken. Syene … was habe ich dir getan?
    Rudy stieß ein resigniertes Seufzen aus und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. Seine Augen wirkten hart und glänzend wie Stein. »Ich weiß, daß du verletzt worden bist, Jeremiel. Jeder weiß das. Aber du kannst dir nicht den Luxus leisten, dich ein Jahr lang deinem Schmerz hinzugeben. Wenn du nicht psychisch und physisch in Bestform bist, wird die ganze Untergrundbewegung wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Und du weißt, was das bedeutet. Kultur und Religion der Gamanten, alles, was uns heilig ist, gehen verloren.«
    »Ich brauche eine Pause. Nur ein paar Monate.«
    »Du hast bereits zwei Monate gehabt. Bist du sicher, daß zwei weitere Monate reichen, dich wieder in Form zu bringen?«
    »Rudy, ich …«
    »Verdammt noch mal, Jeremiel!« Er sprang auf und marschierte wütend in der kleinen Kanzel auf und ab. Sein schwarzer Sprunganzug raschelte in der plötzlichen Stille. »Ich verstehe, daß du eine Ruhepause brauchst. Und, bei Gott, ich würde dich an jeden Ort der Galaxis bringen, den du dir aussuchst. Wenn du mich darum bittest, würde ich dir den Rücken bis zum Jüngsten Tag freihalten. Aber dieser Wahnsinn wegen Horeb…« Er wandte sich abrupt um. »Warum darf ich dich nicht woanders hinbringen? Erinnerst du dich an dieses hübsche kleine Versteck auf Vensyl? Kneipen mit Kerzenlicht und Berge so hoch, daß man glaubt, sie durchbohren die Wolken? Dort würden sie uns niemals finden. Ich schicke eine Nachricht an Merle Wells,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher