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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sah, das in Strömen über das Gesicht seines Freundes lief.
    Rachel zielte mit dem Impulsgewehr, feuerte, fetzte den Mann in zwei Hälften, schwenkte dann den Lauf herum und schoß dem Blonden den Kopf ab. Als könne er sich aus eigener Kraft bewegen, rollte er die Gasse entlang und stieß gegen die Wand der Bäckerei.
    Wo war der andere Mann? Derjenige, mit dem der Sergeant gesprochen hatte? War er weitergegangen, um seine Truppen zu inspizieren? Sie verspürte den Drang, loszulaufen und einen Blick auf die Straße zu werfen; statt dessen rief sie: »Sybil? Schnell, komm her zu mir!«
    Das Geräusch von Knien und Ellbogen, die gegen Kisten und Kartons stießen, war zu hören, als das Mädchen sich durch den Müll wühlte, um zu seiner Mutter zu gelangen. »Mommy! Mommy! Ich dachte …«
    »Nimm meine Hand, Kleines. Schnell!« Rachel hängte sich das Gewehr über und zog das kleine Mädchen eilig die Gasse hinauf. Sie bog in einen ausgetretenen, mit Dung bedeckten Reitweg ein, huschte dann gebückt durch einen zerstörten Eingang und bahnte sich einen Weg durch den mit zerbrochenen Stühlen und zerschmetterten bunten Vasen bedeckten Boden. Glas knirschte unter ihren Stiefeln.
    Sybil fing an zu weinen, Ihr Schluchzen klang scharf und abgehackt.
    »Hör auf!« befahl Rachel streng.
    »Ich will nach Hause.«
    »Ich … ich weiß. Ich will auch heim. Aber wir müssen für ein paar Tage fortgehen.«
    »Wohin?«
    »Wenn es geht, in die Berge. In den Felsen werden sie nicht nach uns suchen.«
    »Kommt Daddy auch dorthin?«
    »Ja, er wird … er kommt auch.«
    Als sie das andere Ende des Hauses erreichten, spähte Rachel vorsichtig durch ein zerborstenes Fenster, um die Straße zu überprüfen. Sie führte durch das Industriegebiet der Stadt, wo sich leerstehende Fabriken schwarz und drohend erhoben. In der Ferne konnte sie die Sandsteinklippen erkennen, und ein Gefühl der Erleichterung überkam sie. Die gezackten Spitzen der Felsen bohrten sich wie rubinrote Lanzen in den blaßblauen Himmel. Dort würde der Mashiah sie niemals finden. Er hatte nicht genug Männer, um eine solche Suche durchzuführen.
    »Beeil dich, Sybil. Wir müssen jetzt schnell gehen.«
    »In Ordnung, Mommy.« Sybil streckte die Arme aus, um sich hochheben zu lassen.
    Rachel nahm ihre Tochter auf und setzte sie auf ihre linke Hüfte. Das Mädchen verbarg das Gesicht im Haar der Mutter und schluchzte leise. Rachel nahm das Gewehr von der Schulter und hielt es schußbereit, bevor sie aus der Tür schlüpfte und auf die Straße trat, wo sie die Richtung zum Farmland einschlug, das sich zwischen ihr und den Bergen befand.
    Das plötzliche Zischen sich aufladender Gewehre kam ihr fast wie eine Explosion vor. Sie wirbelte herum und entdeckte sechs Soldaten, die in verschiedenen Türöffnungen knieten und ihre Waffen auf sie gerichtet hatten. Neben einem der Soldaten stand Ornias, Hoher Rat von Horeb und Vertrauter des Mashiah. Er diente als Adoms Gehirn, beobachtete die religiösen Bewegungen und sorgte durch geeignete Maßnahmen für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Erst vor fünf Jahren war er nach Horeb gekommen, wobei er sich auf gamantische Vorfahren berufen hatte. Doch Rachel bezweifelte diese Herkunft. Ornias besaß keinerlei Kenntnis über viele der wichtigsten Zeremonien und kümmerte sich noch weniger um ihre Bewahrung. Eine Facette des gamantischen Glaubens kannte er allerdings genau: Die Prophezeiung eines Erlösers. Er wußte darum und hatte sie wie ein Schwert benutzt, um sich seinen Anteil an Macht und Reichtum zu sichern. Er hatte sich einen heruntergekommenen, in Lumpen gekleideten Mann gesucht, der von den Müllhaufen auf den Straßen herab von einem neuen Gott predigte, und ihn zu dem glorreichen Mashiah gemacht, dessen Erscheinen in der Schrift prophezeit wurde. Adom Kemar Tartarus konnte als Ornias’ gelungenste Kreation betrachtet werden.
    Rachels Herz setzte beinahe aus, als sie in seine kalten, limonengrünen Augen blickte. Der sorgsam gestutzt Bart des großen, stattlichen Mannes mit dem hellbraunen Haar vibrierte, als er lachte. »Leg die Waffe nieder, Rachel. Du weißt, daß es aussichtslos ist.«
    Sie richtete den Lauf auf seinen Bauch. Ihre Knie waren so schwach, daß sie kaum stehen konnte. »Ich würde eher sterben, als …«
    »Sei vernünftig. Denk an dein hübsches kleines Mädchen, Hmm? Möchtest du, daß sie auch stirbt?«
    Rachel drückte Sybil fester an sich und spürte den Atem ihrer Tochter warm an ihrer
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