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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens
Autoren: Heather Graham
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PROLOG
    Träume...
    Ihr war bewußt, daß sie nicht wirklich am Kampfgeschehen teilnahm, sondern träumte. Beunruhigt war sie nur darüber, daß sie diesen Traum schon einmal gehabt hatte und daß er immer wiederkam.
    Obgleich weit weg von den Kämpfenden, sah sie trotzdem das Gemetzel, hatte den Geruch von Schwarzpulver in der Nase und hörte die Schreie der Männer, als stünde sie auf einem Hügel in sicherer Entfernung. Sie fühlte, wie die sengende Sonne auf sie herniederbrannte und ein leichter Windhauch mit ihrem Haar spielte, während sie ihren Blick über das Schlachtfeld schweifen ließ.
    Einst waren dort Maisfelder mit hohen, grüngoldenen Stauden gewesen, die sich sacht im Sommerwind wiegten. Aber nun sahen sie verwüstet aus, waren in den Schmutz getreten, zerstört von Gewehrsalven und Tritten kämpfender, stolpernder, blutender und sterbender Soldaten. Brüder und Nachbarn, Väter und Söhne, die alle an den gleichen Gott glaubten und dieselbe Sprache sprachen. Blau und Grau vereint im Tod - so sollte man meinen -, aber für die Gefallenen blieb nur noch das Schwarz der Ewigkeit.
    Sie wollte den Männern etwas zurufen, sie vom Sterben abhalten, aber sie brachte kein Wort heraus.
    Dann sah sie eine lange, staubige Straße, auf der Soldaten verzweifelt versuchten, ihre Reihen aufrechtzuerhalten. Auf einer kleinen Bergkuppe stand eine winzige Kirche. Die Männer rückten näher, um sie zu verteidigen. Ein Offizier, der die Abzeichen eines Hauptmanns trug, führte den Trupp an. Sie sah ihn nur von hinten. Sein blondes Haar war staubverschmiert und schweißnaß. Er rief seinen Leuten mit lauter, tiefer Stimme etwas zu und bedeutete ihnen, ihm zu folgen, während er als erster aufs Schlachtfeld hinausrannte. Kugeln flogen, und die Männer suchten Schutz hinter einer Steinmauer, die ehemals einen Acker umfriedet hatte. Dem Hauptmann, der ihr immer noch den Rücken zukehrte, gelang es trotz des Kugelhagels, seine Truppe aufs Schlachtfeld hinauszuführen. Die Luft war derart von Rauch erfüllt, daß sie sein Gesicht nicht erkennen konnte, als er sich zu einem Mann umdrehte, der gestürzt war - ein Verletzter, der ihn um Hilfe anflehte.
    Sie kannte den Hauptmann, obwohl sie sich von Herzen wünschte, es wäre anders, und wieder fühlte sie diesen Schmerz im ganzen Körper.
    Er rief seinen Männern etwas zu und kehrte um.
    Sie wollte ihn warnen, ihn zurückhalten - und für einen Augenblick, einen winzigen Augenblick, hielt er inne, als ob er ihre Stimme aus weiter Ferne hörte und sie sein Herz berührte. Aber das änderte nichts. Auch wenn er gewußt hätte, daß das seinen Tod bedeutete, wäre er doch zurückgegangen. Ein Leben lang war er seinen Grundsätzen treu geblieben. Mut und Mitgefühl waren göttliche Tugenden, und deshalb konnte er einen Verletzten nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Für ihn gab es kein Leben ohne Ehre und Nächstenliebe.
    Tief gebückt eilte er den Weg zurück über das Schlachtfeld und kam immer näher an den Verletzten heran, bis auch ihn eine Kugel traf, direkt im Nacken, am Schädelansatz. Es war ein tödlicher Treffer.
    Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Der Wunsch, weiterzuleben, war ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Augen drückten Bedauern und Schmerz darüber aus, daß er all die Dinge, die das Leben ausmachten, nun nie mehr würde sehen oder berühren können. Seine Lippen formten ihren Namen. Er sah den Himmel, die rotglühende, untergehende Sonne, das Feld und die reglosen Körper der Gefallenen, die sich mit der Erde zu verbinden schienen. Dann ging alles in ein sanftes Grün über, das friedlich und beruhigend wirkte, und er roch die warme Erde und den Duft der sommerlichen Ernte...
    Er fiel vornüber, und das Licht in seinen Augen erlosch wie auch das Licht dieses Tages.
    Sie versuchte verzweifelt aufzuwachen. Diesen Traum hatte sie schon einmal gehabt, hatte die grausamen Auswirkungen seiner Realität erfahren und den Schmerz durchlitten. Im Schlaf kämpfte sie dagegen an und fragte sich, warum dieser Traum immer wiederkam und sie zu verfolgen schien, obwohl das alles doch schon der Vergangenheit angehörte. Aber nachdem das Lebenslicht aus den Augen des Mannes gewichen war und sich der Himmel verdunkelt hatte, wurde es wieder hell, strahlend hell, und der Traum begann erneut.
    Diesmal stand sie auf einem anderen Hügel und beobachtete andere Soldaten.
    Sie marschierten Reihe an Reihe. Abermals stand Rauch über dem Feld, und Kanonendonner
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