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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen
Autoren: Knut Krueger
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Vollidiot!
    Zwischen den Augen seines Vaters, die sich in seine bohrten, zeichnete sich eine unheilvolle Falte ab. »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß jetzt … wer dieser Karl Enger ist.« Er wunderte sich selbst, wie mickrig seine Stimme klang. Sein frisch erblühtes Selbstbewusstsein hatte sich in Luft aufgelöst.
    »Ich weiß selber, wer dieser Karl Enger ist!«
    Alexander glaubte, aus dem Ton seines Vaters vor allem Zorn und Verwunderung herauszuhören. Zorn darüber, dass er sich über das väterliche Ermittlungsverbot hinweggesetzt hatte. Verwunderung darüber, was sein Sohn doch für ein einfältiger kleiner Trottel war.
    »Hatte ich mich eigentlich nicht deutlich genug ausgedrückt?«
    »Schon, aber …«
    »Ich will nichts mehr hören!« Ohlsen war auf hundertachtzig. »Ich verbiete dir ein für alle Mal, dich in Ermittlungen einzumischen, die dich nichts angehen!«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und knallte die Tür hinter sich zu.

Kapitel 29
    Am nächsten Vormittag schrieb Alexander eine SMS an Franziska: Mein Dad immer noch sauer. Konnte ihm nichts sagen. Fahre nachher zu Erik und versuche, was aus ihm rauszukriegen.
    Ihre Antwort kam prompt und bestand aus zwei Wörtern: Sei vorsichtig!
    Natürlich würde er vorsichtig sein, doch was blieb ihm anderes übrig. Sein Vater hatte auf stur geschaltet und seinen Versuch, ihm entscheidende Informationen mitzuteilen, im Keim erstickt. Das wollte Alexander nicht auf sich sitzen lassen. Er hatte die Sache doch nicht quasi im Alleingang aufgeklärt, um sich im entscheidenden Moment den Mund verbieten zu lassen. Diesmal würde er seinen Vater beschämen und ihm nicht nur die Lösung des Falls, sondern obendrein das Geständnis des Täters frei Haus liefern. Er verstand schließlich auch etwas von Gesprächspsychologie. Hatte sich oft genug mit seinem Vater da rüber unterhalten, welche Strategien ein Vernehmungsleiter anwenden konnte, um Verdächtigen ein Geständnis zu entlocken.
    Er hatte auf der Klassenliste nachgesehen, wo Erik wohnte. In der Dunkers gate. Nicht gerade um die Ecke, aber was machte das schon. Er würde den Bus nehmen, an der Bygdøy Allé aussteigen und die restliche Strecke zu Fuß gehen. Währenddessen würde ihm genug Zeit bleiben, um über eine geeignete Strategie nachdenken. Er wollte behutsam vorgehen. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Diesmal würde es schon klappen.
    ★ ★ ★
    Alexander blickte an dem sechsgeschossigen Wohnblock empor, dessen verwaschene mintgrüne Farbe schon lange nicht mehr aufgefrischt worden war. Hinter einem dieser gleichförmigen Fenster musste Erik mit seiner Mutter wohnen. Falls ihre Wohnung nicht nach hinten hinausging, wo sich womöglich ein Innenhof oder ein Gemeinschaftsgarten befand. Alexanders Blicke wanderten über das Klingelbrett und fanden in der zweiten Reihe von unten den Namen Lunde. Er drückte seinen Zeigefinger darauf.
    »Ja, bitte?«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Hier ist Alexander. Ist Erik zu Hause?«
    Es summte im Türschloss. Alexander drückte die Eingangstür auf und stiefelte durch ein tristes Treppenhaus in den zweiten Stock. Frau Lunde empfing ihn an der Tür. Sie war eine kleine Frau mit farblosen schulterlangen Haaren, die einstmals blond gewesen sein mussten. Alexander erkannte sie von dem Familienfoto im Internet wieder, obwohl sie inzwischen deutlich gealtert war.
    »Das ist aber nett, dass du Erik besuchen willst. Er ist nur leider nicht da. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Wissen Sie, wann er wiederkommt?«, fragte Alexander.
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Nein, er ist in der Stadt beim Klavierunterricht.«
    Alexander staunte. »Ich wusste gar nicht, dass Erik Klavier spielt.«
    »Tut er auch noch nicht lange.« Sie beugte sich ihm vertraulich entgegen. »In der Nähe des Hauptbahnhofs wohnt eine ältere Dame, die bringt es ihm kostenlos bei. Dafür erledigt er für sie die Einkäufe.« Sie legte die Hand an den Mund. »Oh, vielleicht hätte ich das gar nicht sagen sollen.«
    »Ich wollte sowieso in die Innenstadt«, entgegnete Alexander geistesgegenwärtig. »Wenn Sie mir die Adresse verraten, dann schaue ich mal, ob ich ihn dort treffe.«
    Eriks Mutter sah ein wenig verwundert aus. »Ist es denn so dringend? Ach, entschuldige, du bist mir natürlich keine Rechenschaft schuldig. Moment, ich hol mal eben mein Notizbuch.«
    Sekunden später wusste Alexander alles, was er wissen musste.

Kapitel 30
    Irgendwann begann Franziska, sich Sorgen zu
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