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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen
Autoren: Knut Krueger
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sich. Versuchte, seinen Gegner zur Seite zu zerren, doch die Wut schien Erik enorme Kräfte zu verleihen. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er Alexanders Oberkörper weiter nach hinten, als dieser über Eriks Schulter eine schemenhafte Gestalt wahrnahm, die in rasender Geschwindigkeit auf sie zurannte.
    »Erik! Nein!!!« Es war ein Schrei, der sich eine Schneise durch den fallenden Schnee zu bahnen schien.
    Erik zuckte zusammen und fuhr herum. Alexander reagierte blitzschnell, stieß ihn von hinten zu Boden und warf sich auf ihn. Franziska war im nächsten Moment bei ihnen. Doch von Erik, der schluchzend im Schnee lag, ging keine Gefahr mehr aus.

Epilog
    Der dreiundzwanzigste Dezember war ein strahlend schöner Tag. Vorweihnachtlich gestimmte Menschen flanierten auf dem Dach des Opernhauses, hielten ihr Gesicht in die Wintersonne und ließen ihren Blick weit über den zugefrorenen Fjord schweifen, der nur noch von den großen Fährschiffen befahren wurde.
    In der Tiefe erkannte Alexander den kaum drei Armlängen breiten Kiesstrand, den sein Vater als Anlegestelle benutzte, wenn er in der eisfreien Zeit mit dem Kajak zur Arbeit fuhr. Ihn schauderte bei der Vorstellung, was passiert wäre, hätte Franziska ihn damals nicht auf der Rampe entdeckt, weil sie ihm heimlich gefolgt war.
    Ihren Eltern gegenüber hatten sie die Sache natürlich heruntergespielt. Alexander sei Erik bei leichtem Schneetreiben auf das Dach gefolgt und habe ihn dort zur Rede gestellt. Daraufhin sei der Täter unter dem Druck der Ereignisse fast unmittelbar zusammengebrochen. Bei dieser Version sollte es bleiben.
    Und obwohl sein Vater ihm natürlich die Leviten gelesen hatte – die Situation sei schließlich »nicht ganz ungefährlich« gewesen –, hatte er ihm doch bescheinigt, sich wie ein richtiger Ermittler verhalten zu haben.
    Franziska blies auf ihre verfrorenen roten Finger.
    »Kalte Hände?«, fragte Alexander.
    Sie nickte.
    Doch statt ihr die Hände zu wärmen, griff er in die Tasche seines Anoraks und zog ein kleines rotes Päckchen hervor.
    »Fröhliche Weihnachten, Franzi.«
    Sie nahm das Geschenk mit verschmitztem Lächeln entgegen und ließ es in ihrer Jackentasche verschwinden. Sie wusste, was sich darin befand. Dann streckte sie ihm erneut ihre roten Finger entgegen. »Immer noch kalt.«
    Erst jetzt schlossen sich seine Hände um ihre. Sie waren überraschend warm und weich.

© Nadja Bucciero-Kurtulus
    KNUT KRÜGERS Begeisterung für Skandinavien führte ihn schon früh nach Oslo, wo er einige Zeit lebte. Mittlerweile frönt er seiner Begeisterung für den Hohen Norden bei dem Übersetzen skandinavischer Literatur, dem hemmungslosen Verzehr norwegischer Schalentiere und seit Neuestem dem Schreiben seiner Oslo-Krimis um Kommissar Ohlsen.
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